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       # taz.de -- Wahlkampf in Sambia: Zum Schweigen gebracht
       
       > Die größte unabhängige Zeitung Sambias wurde von der Regierung
       > geschlossen – offiziell wegen Steuerschulden. Aber bald ist auch die
       > Wahl.
       
   IMG Bild: Proteste nach der Schließung in Lusaka
       
       Beamte der Steuerbehörde schalteten die Druckerpresse ab, verschlossen die
       Büroräume im Industrieviertel von Sambias Hauptstadt Lusaka, übergaben die
       Schlüssel der Polizei. Sambias größte unabhängige Zeitung The Post wurde
       geschlossen – wenige Wochen vor der Wahl im August. Der offizielle Grund:
       ausstehende Steuerzahlungen von umgerechnet rund 4,3 Millionen Euro.
       
       „Das ist ein klarer Versuch, The Post zu schließen bevor die Wahlen
       abgehalten werden“, erklärt Zeitungsmanagerin Joan Chirwa in einem
       Kommentar auf der Internetseite der Post, die nach wie vor online ist.
       
       Die unabhängige Tageszeitung sei nicht das einzige Medium, das der
       Regierung im Vorfeld der Wahl im August Manipulation vorwirft. Dennoch sei
       die Klage wegen Steuerhinterziehung ein „einfacher und schamloser Versuch,
       eine kritische Stimme zum Schweigen zu bringen“.
       
       Die Schließung durch die Steuerbehörde am vergangenen Dienstag folgte einem
       Urteil des Obersten Gerichthofs Sambias. Der Staat hatte den Zeitungsverlag
       auf verschiedene ausstehende Steuern verklagt.
       
       ## Gelder noch nicht eingetroffen
       
       „Wenn die Schulden nicht unmittelbar in der nächsten Filiale oder an die
       genannte Adresse bezahlt werden, werden ohne weitere Warnung Maßnahmen der
       Schuldeneintreibung unternommen“, hieß es von Seiten der Steuerbehörde.
       Rowena Zulu, Finanzmanager der Post, erklärte wiederum, die geforderte
       Steuerzahlung sei bereits fast vollständig getätigt worden.
       
       Die Gelder seien aber auf dem Konto der Steuerbehörde noch nicht
       eingetroffen, daher habe man die Forderung noch nicht zurück nehmen können.
       Über einen weiteren, noch ausstehenden Betrag würde noch immer vor Gericht
       verhandelt.
       
       Internationale Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Maßnahme: „Wir
       sind sehr besorgt darüber, dass solche Dinge während des Wahlkampfes vor
       der Wahl am 11. August geschehen“, so Lee Habasonda, Landesdirektorin von
       Transparency International in Sambia.
       
       Es ist nicht das erste Mal, dass die Regierung Sambias einflussreichste und
       regierungskritische Tageszeitung in die Zange nimmt. Im April wurden zwei
       Journalisten der Post verhaftet nachdem sie in einem Artikel einen
       Oppositionsführer zitiert hatten, Präsident Edgar Lungu missbrauche
       öffentliche Gelder für seine Wahlkampagne.
       
       ## Knappes Wahlergebnis erwartet
       
       Präsident Lungu ist erst seit eineinhalb Jahren an der Macht. Er gewann die
       Wahlen im Januar 2015 nur knapp mit 48,33 Prozent, nachdem sein Vorgänger
       Michael Sata von der Regierungspartei Patriotische Front im Oktober 2014
       verstorben war.
       
       Auf dem zweiten Platz folgte dicht mit 46,78 Prozent Oppositionskandidat
       Hakainde Hichilema von der UNDP (Vereinigten Partei für Nationale
       Entwicklung). Im Vorfeld der Wahl hatten sich die wichtigsten
       Oppositionsparteien zusammengeschlossen, um einen gemeinsamen Kandidaten
       ins Rennen zu schicken.
       
       Die Wahl am 11. August könnten ebenso knapp ausfallen, gerade weil die
       Wirtschaft aufgrund der niedrigen Weltmarktpreise für Sambias Exportprodukt
       Kupfer in der Krise steckt und die Sambier mit der Regierungspartei
       unzufrieden sind. Die Opposition wirft ihr Bestechung und Vetternwirtschaft
       vor.
       
       Oppositionskandidat Hakainde Hichilema, ein erfolgreicher Geschäftsmann mit
       sauberem Image, präsentiert sich da als Retter und mischt jetzt die
       Minenarbeiter in denjenigen Provinzen auf, wo Kupfer abgebaut wird. Dort
       stimmten die Einwohner vergangenes Jahr mehrheitlich für Lungu.
       
       Jetzt, nach Einbruch der Kupferpreise und der damit einhergehenden
       Wirtschaftskrise in Sambia, ist es möglich, dass Oppositionskandidat
       Hichilema dort das Rennen macht. Unabhängige Medien spielen im derzeitigen
       Wahlkampf die Rolle des Züngleins an der Waage.
       
       24 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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