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       # taz.de -- Kommentar Briten und Irakkrieg: Penibel ausgeleuchteter Fehler
       
       > Der Bericht über Großbritanniens Beteiligung am Irakkrieg liefert
       > faszinierende Fakten. Der Wille zur Selbstkritik verdient Anerkennung.
       
   IMG Bild: Vor der Präsentation des Untersuchungsberichts: Protest gegen die Irakintervention von 2003
       
       Es hat sieben Jahre gedauert, aber das Warten hat sich gelohnt.
       Großbritanniens offizieller Chilcot-Untersuchungsbericht über
       Großbritanniens Beteiligung am Irakkrieg 2003 ist ein Kompendium
       faszinierender Fakten, eine hervorragende Grundlage sowohl für die
       zeitgeschichtliche Forschung als auch für mögliche juristische Konsequenzen
       der darin benannten Fehlentscheidungen.
       
       Groß war vorab die Befürchtung gewesen, dass die lange Bearbeitungszeit
       helfen könnte, sämtliche unangenehmen oder kontroversen Inhalte zu
       entfernen und ein halbseidenes amtliches Selbstlob übrig zu lassen. Das ist
       nicht geschehen, und das verdient Anerkennung.
       
       Der Wille zur institutionellen Selbstkritik ist nicht selbstverständlich,
       und es gibt nicht viele Länder auf der Welt, in denen Abläufe im Inneren
       der Sicherheitsapparate so penibel ausgeleuchtet werden können wie jetzt in
       Großbritannien. In den USA, der Führungsnation im Irakkrieg, gibt es keine
       mit Chilcot vergleichbare Untersuchung. Frankreich, dessen Kriege in Afrika
       nicht minder umstritten sind, lässt erst recht kein Licht in sein Dunkel.
       Deutschland richtet zwar gern parlamentarische Untersuchungsausschüsse ein,
       findet aber dabei in der Regel nicht aus der Parteipolitik heraus.
       
       Natürlich gibt es jetzt enttäuschte Kriegsgegner, die nur zufrieden wären,
       wenn Tony Blair persönlich auf der Anklagebank eines internationalen
       Tribunals säße. Aber die Fixierung auf Rache bietet keine Antwort auf die
       Grundfrage, um die im Irakkrieg so verbissen gerungen worden ist: Unter
       welchen Umständen es geboten sein könnte, in einen souveränen Staat
       einzumarschieren.
       
       Tony Blair und George Bush haben diese Frage vor dreizehn Jahren auf ihre
       Weise beantwortet; die Geschichte hat ihnen nicht recht gegeben. Eine
       andere, alle Seiten zufriedenstellende Antwort gibt es nach wie vor nicht.
       Der Chilcot-Bericht macht es zumindest möglich, die Suche nach Antworten
       intelligenter zu gestalten.
       
       6 Jul 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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