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       # taz.de -- Erneuerbare Energien gedrosselt: Widerstand mit einer Protokollnotiz
       
       > Wegen fehlender Stromleitungen an Land werden in der Nordsee erst mal
       > keine neuen Windräder mehr gebaut. Bremen und Niedersachsen protestieren.
       
   IMG Bild: Solche Windräder werden vorerst nur noch auf der Ostsee gebaut
       
       Bremen taz | Der Ausbau erneuerbarer Energien in Norddeutschland wird
       gebremst. Das haben Bundestag und -rat am Freitag im Schnellverfahren
       beschlossen.
       
       Im Bundestag stimmten Union und SPD mit großer Mehrheit für die Reform des
       Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Der Bundesrat ließ es passieren, ohne
       den Vermittlungsausschuss anzurufen. Die Länderkammer muss der Novelle
       nicht zustimmen. Bremen und Niedersachsen haben dort am Ende mit einer
       Protokollnotiz protestiert.
       
       Das Gesetz legt fest, dass künftig nur die günstigsten Anbieter von
       Ökostrom staatliche Subventionen bekommen. Außerdem gibt es nun jährliche
       Höchstmengen für Strom aus Windenergie, Solaranlagen und Biomasse.
       Offshore-Windanlagen sollen bis 2022 nur noch in der Ostsee gebaut werden.
       
       „Das bedeutet eine abrupte Abkehr von bisherigen Absprachen“, sagte die
       niedersächsische Regierungssprecherin Anke Pörksen. Doch an der Nordsee, so
       Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), fehlen die nötigen
       Stromtrassen: Es habe keinen Sinn, Energie zu produzieren, die nicht
       abtransportiert werden könne, so Gabriel. Schuld ist aus seiner Sicht der
       „riesige Widerstand“ gegen den Netzausbau. In Niedersachsen macht man den
       Bund für den schleppenden Netzausbau verantwortlich. „Da hat die Politik
       parteiübergreifend geschlafen“, sagt hingegen Jens Eckhoff (CDU), Präsident
       der Stiftung Offshore-Windenergie. Er sprach von einem „frustrierenden
       Tag“. Der Norden werde auf Jahre hinaus „systematisch ausgebremst“.
       
       Bremens Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) wirft der Bundesregierung nun
       vor, die Energiewende zu gefährden: „Das ist ein Schlag ins Gesicht für die
       Offshore-Unternehmen im Nordwesten.“ Mit der Reform würden Arbeitsplätze
       und Investitionen gefährdet, so Lohse. Das sehen auch Eckhoff und die
       Handelskammer so. Nach Branchenangaben hängen 32.000 Arbeitsplätze von der
       Windkraft ab. Am umstrittenen Offshore-Terminal in Bremerhaven hält Lohse
       fest.
       
       ## „Mühsam erzielter Kompromiss“
       
       Auch der schleswig-holsteinische Energieminister Robert Habeck (Grüne)
       kritisierte den Beschluss: Die EEG-Novelle sei „die einschneidendste
       Reform“ im Verlauf der Energiewende. Der niedersächsische Ministerpräsident
       Stephan Weil (SPD) sprach von einem „mühsam erzielten Kompromiss“, der die
       nördlichen Bundesländer vor neue Probleme stelle.
       
       Doch während die beiden Bremer CDU-Abgeordneten im Bundestag offensiv gegen
       die EEG-Novelle stimmten, waren die Bremer SPD-ParlamentarierInnen
       entweder dafür oder, wie der Bremerhavener Uwe Beckmeyer, gar nicht erst
       da. Er ist parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und
       Maritimer Koordinator der Bundesregierung.
       
       8 Jul 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jan Zier
       
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