URI: 
       # taz.de -- EMtaz: Achtelfinale Italien – Spanien: Torflut auf Italienisch
       
       > Italien spielt mutig und gewinnt mit 2:0 gegen überraschend schwache
       > Spanier. Am Samstag kommt es zum Viertelfinale gegen die deutsche
       > Mannschaft.
       
   IMG Bild: Das war's. Graziano Pellè schießt das 2:0
       
       Die Startbedingungen: Während andere Fußballgroßmächte die
       Aufstandsbewegungen der Zwerge niederschlagen und die Mittelmächte im
       linken Turnierbaum überleben, treffen erstmals bei dieser EM zwei Big Shots
       direkt aufeinander: Es könnte also ein Fest des Fußballs werden – wenn sich
       da nicht ein Berg von Widrigkeiten aufgetürmt hätte. Fangen wir bei den
       Spaniern an: Die heimische Presse mault rum, Torwart David de Gea soll in
       einen Pornoskandal verwickelt sein, beim Schuss von Perišić zum 2:1-Sieg
       Kroatiens sah er auch nicht gut aus, und selbst Trainer Vicente del Bosque,
       sonst die Ruhe in Person, verliert die Contenance. Als ob das nicht reicht,
       muss La Roja auch noch in den Ausgekotzte-Paella-Trikots auflaufen. Aber
       auch die Azzurri leiden schon vorher: Spanien ist seit 2008 Italiens
       Angstgegner, wie Giorgio Chiellini kürzlich gestand, alle Stammabwehrkräfte
       inklusive Torhüter Gianluigi Buffon sind gelbvorbelastet, und Trainer Conte
       muss, weil es an Offensivqualität fehlt, den guten alten Catenaccio aus der
       Kiste holen. Zu allem Überdruss wartet auf den Sieger der Partie schon der
       „deutsche Maschinenpark“ (Marca).
       
       Das Vorurteil: Italien spielt wie Italien (Gerard Piqué) und Spanien wird
       nicht noch mal so offen sein wie gegen Kroatien. Es wird also ein
       schön-dreckiges Unentschieden mit anschließendem Elfmeterschießen, das die
       Spanier gewinnen.
       
       Das Spiel: Catennaccio? Denkste! Die ersten Chancen erspielen sich die
       Italiener: Eder in der 6. Minute, Pellè in der 8. Minute. Erst in der 20.
       Minute kommen die Spanier zu einem Torschussversuch. Nach einer halben
       Stunde legt sich Ramos mit einem Querschläger die Kugel fast selbst ins
       Nest. Die Blauen sind wacher, aggressiver, spritziger, sie sorgen für
       Überraschungsmomente. Die Spanier sind regelrecht pomadig, sie schleppen
       den Ball über den Platz, als ob sie vorher noch warm geduscht hätten. Eine
       überraschend einseitige erste Halbzeit, in der Italien verdient in Führung
       geht: In der 33. Minute kann de Gea einen hart geschossenen Freistoß nur
       nach vorne abwehren, Giorgio Chiellini drückt den Abpraller über die Linie.
       Der Halbzeitstand ist noch schmeichelhaft für den Titelverteidiger. Für die
       zweite Hälfte haben sich die Iberer was vorgenommen, sie attackieren jetzt
       früher und kommen zu ersten Chancen. Die nächste hochkarätige hat
       allerdings Éder, der allein aufs spanische Tor zuläuft, aber an de Gea
       scheitert. Jetzt fighten auch die Spanier, zu den klareren Chancen kommen
       jedoch konternde Italiener. Das spanische Spiel leidet darunter, dass es an
       Tempo verliert, umso näher es dem Strafraum kommt. Mit Fernschüssen in der
       75. und 76. Minute wird immerhin auch mal Buffon geprüft. Immer müder
       werdende Italiener haben in der 88. Minute Glück, dass Piqué eine
       Kopfballablage nicht im italienischen Tor unterbringen. In der
       Nachspielzeit macht Pellè mit dem 2:0 alles klar.
       
       Der entscheidende Moment: Pellès 2:0.
       
       Der Spieler des Spiels: Graziano Pellè. Er ist total präsente
       Anspielstation im vorderen Mittelfeld, holt den Freistoß, der zum 1:0
       führt, heraus und trifft selbst zum 2:0.
       
       Die Pfeife des Spiels: Keeper de Gea, der sonst großartig hält, lässt einen
       Freistoß nach vorn abprallen. Auf diesem Niveau tödlich.
       
       Das Urteil: Italien spielt nicht wie Italien, sondern mutig. Spanien spielt
       wie Spanien, was aber nicht reicht fürs Weiterkommen. Nach der Blamage in
       Brasilien 2014 geht die spanische Ära endgültig zu Ende.
       
       27 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Mahlke
       
       ## TAGS
       
   DIR EMtaz Bericht/Analyse
   DIR Spanien
   DIR Italien
   DIR Fußball
   DIR Fußball
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
   DIR EMtaz Bericht/Analyse
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
   DIR EMtaz Bericht/Analyse
   DIR EMtaz Bericht/Analyse
   DIR Schwerpunkt Fußball-EM 2024
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Spanischer Fußballer Gerard Piqué: Vermeintlicher Vaterlandsverrat
       
       Der Katalane Piqué wird nach dem Länderspiel erneut des Vaterlandsverrats
       bezichtigt. Er will aus Spaniens Nationalmannschaft zurückzutreten.
       
   DIR EMtaz: Deutschland vor der Reifeprüfung: Actio und Reactio
       
       Wenn die DFB-Elf am Samstagabend auf Italien trifft, steht für Joachim Löw
       viel auf dem Spiel. Es geht um die Aufarbeitung eines Traumas.
       
   DIR EMtaz: Italien vor dem Viertelfinale: Der Star ist der Trainer
       
       Falls Deutschland im Viertelfinale erneut gegen seinen Angstgegner
       verliert, liegt das nicht an einem Fluch. Antonio Contes Team ist eben auch
       gut.
       
   DIR EMtaz: Italien, der neue Fußballzwerg: Auf der Suche nach etwas Großem
       
       Nationaltrainer Antonio Conte hat Deutschlands Viertelfinalgegner Italien
       ganz neu positioniert: als Fußballzwerg.
       
   DIR EMtaz: Achtelfinale England – Island: Keine Brexit-Witze, please
       
       Mitreißend, spannend, dramatisch: David gewinnt, wie es sich gehört. Island
       steht nach dem 2:1 von Nizza sensationell im Viertelfinale.
       
   DIR EMtaz: Vorschau Italien – Spanien: Ausgekotzte Paella
       
       Vor dem Klassiker vertraut Italien wieder mal auf den Catenaccio. Die
       Spanier kämpfen derweil gegen schlechte Stimmung – und einen Trikotfluch.
       
   DIR EMtaz: Achtelfinale Ungarn – Belgien: Die Zeit der Außenseiter ist vorbei
       
       Das belgische Team macht endlich deutlich, mit welchem Anspruch es zur EM
       angetreten ist. Ungarn schlägt sich tapfer – und verliert dennoch hoch.
       
   DIR EMtaz: Ungarn vor dem Achtelfinale: Warten auf das nächste Wunder
       
       Die Mehrheit ist überzeugt, dass ihre Mannschaft gegen Belgien gewinnen
       wird. Doch abgesehen davon: Jeder Moment bei der EM ist ein Geschenk.
       
   DIR EMtaz: Vorschau 1. Achtelfinaltag: Bale und CR7 im Fernduell
       
       Am Samstag beginnt die K.-o.-Runde der Fußball-EM. Die Begegnungen lauten
       Schweiz – Polen, Wales – Nordirland und Kroatien – Portugal.
       
   DIR EMtaz: Der Tag: Gereifte Italiener, gealterte Spanier
       
       Feels like it's 2012. Spanien und Italien verhandeln das EM-Finale von vor
       vier Jahren neu. Und England ärgert sich mit dem letzten Kampfzwerg rum.