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       # taz.de -- Abtreibung in den USA: Supreme Court stärkt Frauenrechte
       
       > Niederlage für die Konservativen: Das oberste US-Gericht hat ein
       > besonders restriktives Abtreibungsgesetz im Bundesstaat Texas kassiert.
       
   IMG Bild: Freude vor dem Supreme Court in Washington,D.C., am Montag
       
       Washington afp | Im erbitterten Streit über das Recht auf Abtreibung in den
       USA haben die Konservativen eine schwere Niederlage vor dem obersten
       Gericht erlitten. Der Supreme Court annullierte am Montag das besonders
       restriktive Abtreibungsrecht im republikanisch regierten Bundesstaat Texas.
       Der Streit um Schwangerschaftsabbrüche spielt auch im Wahlkampf eine
       zentrale Rolle.
       
       Das texanische Gesetz aus dem Jahr 2013, das zur Schließung von dutzenden
       Abtreibungskliniken in dem Bundesstaat geführt hatte, wurde vom
       Richterkollegium mit der Mehrheit von fünf gegen drei Stimmen kassiert. Die
       Richtermehrheit gelangte zu dem Schluss, dass die in dem Gesetz enthaltenen
       Auflagen für Kliniken und Ärzte den „Zugang zur Abtreibung in
       unangemessener Weise erschweren“ und somit gegen die Verfassung verstoßen.
       
       Die Urheber des Gesetzes hatten vergeblich argumentiert, dass sie die
       Gesundheit der Frauen schützen wollten. Nach den Regelungen mussten
       Abtreibungskliniken ebenso ausgestattet sein wie eine chirurgische
       Notaufnahme. Die Ärzte mussten befugt sein, ihre Patienten in ein
       nahegelegenes Krankenhaus einzuweisen. Als Folge des Gesetzes mussten viele
       Frauen in dem westlichen Bundesstaat die Abtreibung weit entfernt von
       zuhause vornehmen lassen und wochenlange Wartezeiten in Kauf nehmen.
       
       Hunderte vor dem Gerichtsgebäude in Washington versammelte Befürworter des
       Rechts auf Abtreibung brachen nach dem Urteilsspruch in Jubel aus. Die
       25-jährige Samantha Lachman, die unter den Demonstranten war, sprach von
       einem „unglaublichen Sieg“ insbesondere für Frauen mit niedrigem Einkommen.
       
       Auch mehrere Dutzend Abtreibungsgegner demonstrierten vor dem Supreme
       Court, ihre Enttäuschung war groß. „Ich bin am Boden zerstört. Ich habe
       gerade geweint“, sagte die 25-jährige Sarah Manning, die mit ihrem Mann und
       ihrem sieben Monate alten Sohn zu der Demonstration gekommen war.
       
       ## Demokraten erfreut, Republikaner enttäuscht
       
       Schwangerschaftsabbrüche sind in den USA seit einer Entscheidung des
       obersten Gerichts vom Jahr 1973 legal. Doch seither haben Bundesstaaten
       immer wieder Einschränkungen in Kraft gesetzt. Konservative Kreise in den
       USA lehnen das Recht auf Abtreibung nach wie vor vehement ab. Auch im
       diesjährigen Wahlkampf wird heftig darum gestritten.
       
       Präsident Barack Obama zeigte sich „erfreut“ über das Urteil des Supreme
       Court. Dieser habe das in der Verfassung garantierte Recht der Frauen auf
       ihre eigene Entscheidung bekräftigt, schrieb er im Internetdienst Twitter.
       Die voraussichtliche Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Hillary
       Clinton, sprach von einem „Sieg für Frauen in ganz Amerika“. Das Gericht
       habe das Recht jeder Frau auf eine „sichere, legale Abtreibung“ aufrecht
       erhalten.
       
       Enttäuscht reagierten dagegen die Republikaner. Jedoch gehe der „Kampf, die
       Gesundheit der Frauen zu schützen“ und das „Leben zu fördern“ weiter,
       kündigte der Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, an.
       
       28 Jun 2016
       
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