# taz.de -- Grenzagentur der Europäischen Union: Frontex fordert kleine Öffnungen
> Laut Frontex-Direktor Fabrice Leggeri ist die zentrale Mittelmeerroute so
> stark frequentiert wie nie. Er spricht sich für mehr legale Einreisewege
> nach Europa aus.
IMG Bild: Ohne Öffnung noch mehr Tote: ein sinkendes Flüchtlingsboot vor der Küste Libyens (Aufnahme vom 25. Mai 2016)
ESSEN/BERLIN epd/afp | Die EU-Grenzagentur Frontex fordert mehr legale
Einreisemöglichkeiten für Flüchtlinge nach Europa. Dabei gehe es um den
Schutz von Migranten, aber auch darum, die Einreise von Terroristen und
Kriminellen über Schlepperrouten zu verhindern, sagte Frontex-Direktor
Fabrice Leggeri den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe. Wenn es im
vergangenen Sommer humanitäre Sonderflüge aus den Flüchtlingscamps im
Libanon sowie in der Türkei und in Jordanien gegeben hätte, „dann hätten
wir nicht diese großen Probleme an der EU-Außengrenze bekommen“.
Leggeri verteidigte den umstrittenen Flüchtlingspakt zwischen der EU und
der Türkei. Erst dieses Abkommen habe den „irregulären Zuzug“ von Migranten
in die EU gestoppt: „Die Balkanroute wie vor einem Jahr gibt es heute nicht
mehr.“ Stattdessen kämen mittlerweile aus Libyen bis zu 14 Mal mehr
Flüchtlinge nach Italien als über die Türkei nach Griechenland. „Die
zentrale Mittelmeerroute ist so stark frequentiert wie noch nie“, sagte der
Frontex-Direktor.
Die Zahl der illegalen Grenzübertritte zwischen Libyen und Italien
übersteige in diesem Jahr die Zahl aller anderen illegalen Grenzübertritte
in die EU, sagte der Frontex-Chef weiter. Die Route werde vor allem von
Flüchtlingen aus Westafrika und vom Horn von Afrika genutzt. „In Eritrea
gibt es Verfolgung und eine brutale Diktatur, diese Menschen sind
schutzbedürftig“, sagte Leggeri. „Aus Senegal, Gambia, Elfenbeinküste und
Niger fliehen viele aus wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit.“
Besorgt zeigte sich Leggeri darüber, dass in letzter Zeit immer mehr
Flüchtlinge von Ägypten aus die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer nach
Europa wagten. Ägypten entwickle sich zu einem „neuen Hotspot“, sagte er.
„Die Route wächst“, fügte er hinzu. „Die Überfahrt ist hochgefährlich, die
Fahrt dauert oft länger als zehn Tage.“
28 Jun 2016
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