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       # taz.de -- Sexismus unter Polizeianwärtern: Jetzt wird doch diszipliniert
       
       > Die Piraten haben aufgedeckt, dass Polizeianwärter in Schleswig-Holstein
       > Frauen sexuell beleidigten und Migranten beschimpften. Nun wird ihre
       > Eignung geprüft.
       
   IMG Bild: Wie werden Polizisten ausgebildet? Beamte in Kiel
       
       Kiel dpa | Wegen des Verdachts sexistischer- und fremdenfeindlicher
       Äußerungen an der Polizeischule in Eutin hat das Innenministerium gegen
       mehrere Polizeianwärter mehrere Disziplinarverfahren eingeleitet.
       Rassistische oder sexistische Äußerungen seien mit dem Berufsbild eines
       Polizisten nicht zu vereinbaren, sagte Innenminister Stefan Studt (SPD) am
       Mittwoch vor dem Innen- und Rechtsausschuss des Landtags. Die betroffenen
       Polizeianwärter werden am Freitag nicht mit ihrem Ausbildungsjahrgang
       zusammen zu Beamten auf Probe ernannt.
       
       Wie viele Nachwuchspolizisten von Disziplinarverfahren betroffen sind,
       wollten Studt und Staatssekretärin Manuela Söller-Winkler im öffentlichen
       Teil der Sitzung nicht sagen. Beamte wollen nun auch die charakterliche
       Eignung der Betroffenen für den Polizeidienst prüfen.
       
       Im Mai waren Vorwürfe bekannt geworden, dass Anwärterinnen mit Worten und
       Gesten sexuell beleidigt und Anwärter mit Migrationshintergrund als
       „Kanacke“ oder „Kümmeltürke“ bezeichnet worden sein sollen.
       
       Das Innenministerium berichtete damals, die Vorwürfe seien eingehend
       überprüft, die betroffenen Polizeianwärterinnen befragt worden. Belastbare
       Anhaltspunkte für ein Dienstvergehen hätten sich nicht ergeben. Deshalb sei
       kein Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Die Verfahrensunterlagen
       wurden aus Datenschutzgründen vernichtet. Auch die Staatsanwaltschaft
       Lübeck hatte ein Verfahren eingestellt.
       
       In der zweiten Maihälfte brachte ein dem Ministerium „anonym übersandtes
       Papierkonvolut“ jedoch neuen Schwung in die Sache. Es bestand aus
       Vernehmungsprotokollen sowie Ausdrucken elektronischer Kommunikation. Bei
       Prüfungen seien „hinreichende Anhaltspunkte“ gefunden worden, dass Vorwürfe
       berechtigt sein könnten, sagte Söller-Winkler. Die Echtheit und
       Vollständigkeit der Dokumente, deren Übersendung an den Minister wurde aber
       noch nicht überprüft.
       
       ## Vertuschung im Innenministerium?
       
       Piraten-Fraktionschef Patrick Breyer hatte nach eigenen Angaben dafür
       gesorgt, dass die Unterlagen erneut ins Ministerium gelangen. Er sprach
       angesichts der Diziplinarverfahren von einem „guten Tag für die
       Landespolizei“, kritisierte jedoch das Innenministerium scharf. „Man kann
       von Vertuschung sprechen“, sagte Breyer. Jetzt sei aufgrund des Drucks eine
       andere Entscheidung gefallen als bei der ersten Prüfung der Vorwürfe.
       
       Studt wies die Behauptungen strikt zurück. „Diese Landespolizei hat es
       überhaupt gar nicht nötig, irgendetwas zu vertuschen“, sagte er nach der
       Sitzung und fügte hinzu: „Ich bin ganz dezidiert gegen rassistische, gegen
       sexistische, gegen fremdenfeindliche Einstellungen in der Landespolizei und
       in der Landesverwaltung.“
       
       Korrektur 30.06.: In einer früheren Version dieses Artikels stand, dass es
       sich hierbai um Polizeianwärter in Niedersachsen handelte. Tatsächlich geht
       es um Polizeianwärter in Schleswig-Holstein. Wir bitten, den Fehler zu
       entschuldigen.
       
       30 Jun 2016
       
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