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       # taz.de -- Grünen-Politiker Habeck über Merkel: „Angst vor grüner Mehrheit“
       
       > Schleswig-Holsteins Umweltminister kritisiert, dass Ceta, das
       > Freihandelsabkommen zwischen EU und Kanada, „durchgedrückt“ werden soll.
       
   IMG Bild: Ceta gilt den Freihandelsgegnern als Blaupause für TTIP, das Abkommen zwischen der EU und den USA
       
       Vor allem bei der SPD sorgte die Ankündigung aus Brüssel, das EU-Abkommen
       mit Kanada ohne nationale Parlamente durchzusetzen, für Empörung.
       Allerdings geht es nicht nur um den Bundestag, sondern auch um den
       Bundesrat. 
       
       taz: Herr Habeck, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagt, das
       umstrittene Freihandelsabkommen Ceta sei Handelspolitik und eine
       „EU-only“-Sache. Was halten Sie daran für falsch? 
       
       Robert Habeck: Das wäre eine Entscheidung ohne Bürgernähe. Wir haben ja
       noch keine Vereinigten Staaten von Europa, sondern in jedem
       EU-Mitgliedstaat eigene demokratische Diskussionen. Die EU ist nach dem
       Brexit-Votum ohnehin schon in der Krise. Ceta durchzudrücken ist falsch.
       
       Juncker beruft sich auf eine juristische Analyse und das gute Recht der EU. 
       
       Das ist keine juristische, sondern eine politische Frage.
       
       Kanzlerin Angela Merkel will immerhin den Bundestag um eine, so sagte sie,
       „Meinungsbildung“ bitten. Den Bundesrat erwähnt sie nicht. Was heißt das? 
       
       Sie hat Angst vor der grünen Mehrheit im Bundesrat.
       
       Wäre die grüne Ablehnung denn sicher? Baden-Württembergs Ministerpräsident
       Winfried Kretschmann hat sich noch nicht festgelegt. 
       
       Einige Landesregierungen bilden sich noch abschließend ihre Meinung. Ich
       selbst halte den Ceta-Vertrag, so wie er ist, für nicht zustimmungsfähig.
       
       Was ist so schlimm an Ceta? 
       
       Globaler Handel und Internationalität sind wichtig. Aber gerade deshalb
       müssen wir doch aufpassen: Die erkämpften Rechte der Bürger, der Schutz der
       Verbraucher, der Arbeitnehmer, der Umwelt dürfen nicht zur
       Verhandlungsmasse werden. Das ist aber bei Ceta und beim TTIP-Abkommen mit
       den USA die Gefahr. Sie degradieren demokratische Errungenschaften zu
       Handelshemmnissen.
       
       Haben Sie einen Hebel, damit der Bundesrat doch noch gehört wird? 
       
       Der Bundesrat kann sich nicht selbst helfen. Formal können die Regierungen
       der Mitgliedstaaten Ceta zu einem Abkommen erklären, bei dem die nationalen
       Parlamente in jedem Fall beteiligt werden müssen, also Frau Merkel und ihre
       Kollegen. Doch das müssten sie einstimmig machen.
       
       Und: Italien hat sich dem bereits entgegengestellt. Die EU würde womöglich
       auch nur mehr geschwächt, wenn sie Ceta nicht durchbringen könnte. Oder?
       
       Das Gegenteil stimmt. Die Verfahren jetzt zeigen doch, dass die
       europäischen Institutionen nicht dem genügen, was wir als lebendige moderne
       Demokratie haben wollen. Der Reformbedarf wird also noch einmal mehr
       deutlich.
       
       30 Jun 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hanna Gersmann
       
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