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       # taz.de -- Parlamentswahl in Australien: Koalition bangt um Sitze
       
       > Die Wahl in Australien hat bislang keine klaren Mehrheiten
       > hervorgebracht. Ein endgültiges Ergebnis soll erst in ein paar Tagen
       > feststehen.
       
   IMG Bild: Malcolm Turnbull: Klare Sicht? Noch nicht
       
       Canberra dpa | [1][Nach nur drei Amtsjahren] und herben Mandatsverlusten
       bei der Parlamentswahl muss die konservative Regierungskoalition in
       Australien um ihre Macht bangen. Sie verlor bei der Parlamentswahl am
       Samstag nach Hochrechnungen womöglich mehr als 14 Sitze. Das Ergebnis war
       so eng, dass die Wahlkommission nicht wie erwartet einen Sieger küren
       konnte. Nach ihren Angaben hatte die Koalition am Sonntag nur 67 Mandate so
       gut wie sicher, die linke Labor-Opposition 71.
       
       In Australien herrscht Wahlpflicht. Wahllokale sind teils schon vor dem
       eigentlichen Wahltag offen. Wer verhindert ist, kann seine Stimme vorab
       abgeben oder schriftlich wählen.
       
       Das Ergebnis ist deshalb noch nicht endgültig, da eben diese
       Briefwahlstimmen und vor dem Wahltag in abgegebene Stimmen überraschend
       erst Dienstag ausgezählt werden. Einen Grund dafür nannte die
       Wahlkommission nicht. Fünf Sitze dürften an kleine Parteien gehen und in
       elf Wahlkreisen war das Ergebnis noch völlig offen. Im Parlament mit 150
       Sitzen sind für eine Mehrheit 76 Mandate nötig. Bislang hatte die Koalition
       90 Sitze, Labor 55.
       
       „Ein klareres Ergebnis wäre uns lieber gewesen“, sagte Turnbull (61) am
       Sonntag. „Ich bin aber zuversichtlich, dass wir eine Mehrheit für die
       Koalition zusammenbekommen.“ Traditionell gingen Briefwahlstimmen
       mehrheitlich an die Konservativen. Oppositionsführer Bill Shorten (49)
       feierte den Gewinn von wahrscheinlich mindestens 17 Mandaten wie einen
       Sieg. „Labor ist zurück!“ rief er vor jubelnden Anhängern.
       
       Turnbull warf der Labor-Partei Wählerbetrug vor. Sie hatte am Samstag
       während der Stimmabgabe tausende SMS verschickt mit der Warnung, die
       Regierung wolle den Gesundheitsdienst Medicare privatisieren. Viele
       Empfänger dachten, die Botschaft käme von Medicare direkt. „Diese Lüge hat
       uns leider Stimmen gekostet“ sagte Turnbull. Seine Partei beschwerte sich,
       die Polizei nahm Ermittlungen auf.
       
       Turnbull war erst seit September im Amt. Er hatte den oft in Fettnäpfchen
       tretenden [2][Wahlsieger von 2013, Tony Abbott, gestürzt]. Das hat in
       Australien fast schon Tradition: Seit 2010 wurde der Regierungschef dreimal
       bei parteiinternen Revolten gestürzt, zweimal innerhalb der Labor-Partei,
       die 2013 abgewählt wurde.
       
       Turnbull war mit dem Versprechen von mehr Wachstum und Arbeitsplätzen
       angetreten. Labor-Chef Shorten versprach mehr Ausgaben für Bildung und das
       Gesundheitswesen. Aus Rücksicht auf [3][die mächtige aber klimaschädliche
       Kohleindustrie] mieden beide das Thema Klimawandel.
       
       3 Jul 2016
       
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