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       # taz.de -- Niederlage für Birmas Buddhisten: Radikale Mönche erleiden Schlappe
       
       > Eine buddhistische Mönchsgruppe, die gegen Muslime hetzt, wird erstmals
       > vom Klerus zurückgewiesen. Auch ein Minister gibt ihr Kontra.
       
   IMG Bild: Mitglieder feiern den dritten Geburtstag der radikalen Mönchsgruppe Anfang Juni bei Rangun
       
       RANGUN taz | Es war ein seltenes Bild, als die Polizei kürzlich in Birmas
       (Myanmars) Metropole demonstrierende Buddhisten aufhielt. Die Mönche hätten
       sich nicht an die angemeldete Route durch Rangun gehalten, es soll nun
       gegen sie ermittelt werden. Der Protest galt ihrem Lieblingsfeindbild: den
       Rohingya, eine von der UN als am meisten verfolgte Minderheit der Welt
       bezeichnete muslimische Volksgruppe.
       
       Es war keine gute Woche für die ultranationalistischen Mönche der
       Organisation Ma Ba Tha, wie die Patriotische Vereinigung in Myanmar, auch
       Vereinigung zum Schutz von Rasse und Religion genannt, abgekürzt wird. Seit
       zwei Jahren mischen die Hardliner-Buddhisten Birma mit ihrer Hetze gegen
       Muslime auf.
       
       Doch jetzt hat sich der buddhistische Klerus endlich von der Gruppe
       distanziert. „Ma Ba Tha ist keine buddhistische Organisation, die im
       Einklang mit unseren Regeln gegründet wurde“, hieß es in einem Dokument des
       obersten buddhistischen Klerus bei Facebook. Auch Vertreter der neuen
       Regierung schweigen nicht mehr.
       
       Ma Ba Tha machte letztes Jahr Schlagzeilen, als die Gruppe die sogenannten
       „Rasse- und Religionsgesetze“ durchsetzte, die Menschenrechtler als Angriff
       auf Muslime werten. Vertreter Birmas verteidigten das Gesetzespaket
       kürzlich noch vor der UNO in Genf. Gesetze könnten nicht jedem gefallen,
       erklärten Regierungsvertreter.
       
       Seit Kurzem ruft die Regierung dazu auf, die Minderheit der Rohingya
       neutral „Muslime im Teilstaat Rakhine“ zu nennen. Ma Ba Tha und die meisten
       Birmesen nennen die Rohingya nur „Bengali“. Das impliziert: Es seien
       schließlich illegale Einwanderer aus Bangladesch.
       
       ## Forderung nach Entschuldigung zurückgezogen
       
       Waren die Rohingya auch die Ursache des Mönchs-Protestes, so lösten diesen
       letztlich der Minister für Rangun aus. Bei einem Besuch in Singapur
       bezeichnete er Ma Ba Tha letzte Woche als „nutzlos“ und wiederholte dies
       auch noch vor Mönchen, die ihn zu Hause am Flughafen protestierend
       empfingen. Ma Ba Tha forderte von der regierenden Nationalen Liga für
       Demokratie (NLD) darauf ultimativ eine Entschuldigung.
       
       Während Birmesen auf Facebook ihre Profilbilder aus Solidarität mit
       Minister Phyo Min Thein änderten, rief Ma Ba Tha seine Anhänger kurz vor
       Ende des Ultimatums überraschend zurück. Es habe Gespräche gegeben, der
       Minister repräsentiere nicht die Meinung der Regierung und daher nehme man
       seine Worte nicht mehr so ernst.
       
       Von der internationalen Gemeinschaft und von Menschenrechtsgruppen wird
       Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi immer stärker gescholten, sich
       bislang nicht für die Rohingya eingesetzt zu haben, von denen
       Hunderttausende eingesperrt in Camps ein trostloses Dasein in Birma fristen
       müssen.
       
       13 Jul 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Verena Hölzl
       
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