# taz.de -- „Islamischer Staat“ in Indonesien: Polizei will IS-Führer getötet haben
> Der meistgesuchte Terrorist des Landes war bereits seit Monaten auf der
> Flucht. Nun wurde Santoso alias Abu Wardah offenbar getötet.
IMG Bild: Indonesiens Polizeichef Tito Karnavian sagte, er sei „90 Prozent sicher“, dass der Getötete Santoso ist
BERLIN taz Eine indonesische Antiterroreinheit hat am Montagabend den
meistgesuchten Mann des Landes bei einem Feuergefecht im Dschungel der
Provinz Zentralsulawesi getötet. Indonesiens neuer Polizeichef Tito
Karnavian sagte Dienstag, er sei „90 Prozent sicher“, dass der Getötete
Santoso alias Abu Wardah sei, berichteten indonesische Medien. Ein
ehemaliger Weggefährte habe Santoso laut Jakarta Post bereits
identifiziert. Jetzt soll ein DNA-Test Gewissheit bringen.
Santoso hatte sich im Juni 2014 zum Chef der Terrormiliz „Islamischer
Staat“ (IS) in Indonesien erklärt. Zuvor hatte IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi
zur Gründung einer IS-Gruppe in dem Land mit der weltweit größten
muslimischen Bevölkerung aufgerufen.
Santoso hatte die im ostindonesischen Sulawesi beheimatete Terrorgruppe
Ostindonesische Mudschaheddin (MIT) gegründet, nachdem es in der dortigen
Region nach dem Sturz des Diktators Suharto von 1998 bis 2002 zu
bürgerkriegsähnlichen Kämpfen zwischen Christen und Muslimen gekommen war.
MIT tötete vor allem Polizisten, später trainierte die Gruppe auch
islamistische Kämpfer aus anderen Regionen, darunter Uiguren aus China.
Santoso soll auch engen Kontakt zu indonesischen IS-Kämpfern in Syrien
gehabt haben.
Mitte Januar 2016 übernahm der IS die Verantwortung für einen
Terroranschlag im Zentrum Jakartas. Bei dem ersten Angriff des IS in
Indonesien und dem ersten Terroranschlag dort seit 2009 starben sieben
Menschen, darunter fünf Terroristen. Doch erfolgte die Attacke wohl ohne
Beteiligung Santosos. Der hatte sich bereits in den Dschungel von
Zentralsulawesi zurückgezogen. Dort suchten ihn bis zu 3.500
Regierungskräfte. Im April wurde bereits sein Stellvertreter Daeng Koro
getötet.
Santosos Tod sei „eine wichtige Entwicklung, weil er das symbolische
Zentrum der Gotteskrieger in Indonesien war. Trotzdem sinkt das Niveau der
Bedrohung nicht, weil die Zellen, die am wahrscheinlichsten Gewalt ausüben,
in den Städten sitzen und nicht im Dschungel von Poso“, sagte Sidney Jones
vom Institute for Policy Analysis of Conflict.
19 Jul 2016
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DIR Sven Hansen
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