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       # taz.de -- Prozess wegen Mordes an Briten in Berlin: War das Motiv Ausländerhass?
       
       > Im Verfahren gegen einen 63-Jährigen fordert die Staatsanwaltschaft fast
       > zwölf Jahre Haft. Er hatte einen 31-Jährigen auf der Straße erschossen.
       
   IMG Bild: In der Nähe der Ringbahnstraße in Neukölln wurde der 31-jährige Brite erschossen
       
       Berlin dpa | Der mutmaßliche Mörder eines 31-jährigen Briten in
       Berlin-Neukölln soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft für elf Jahre
       und acht Monate ins Gefängnis. Der 63-Jährige sei des Mordes schuldig zu
       sprechen, beantragte der Ankläger am Dienstag vor dem Landgericht. Mit
       einem Schrotgewehr habe er vor einer Bar auf den arglosen Juristen
       geschossen. Das Motiv sei unklar geblieben. Es könnte Ausländerhass gewesen
       sein. Wegen erheblicher Alkoholisierung des Angeklagten beantragte die
       Anklage keine lebenslange Haft. Das Urteil könnte am 11. Juli fallen.
       
       Der Prozess um den rätselhaften und umstrittenen Fall läuft seit vier
       Monaten. Der Angeklagte hatte geschwiegen. Die Verteidigung plädierte auf
       Freispruch aus Mangel an Beweisen. Einer der Anwälte der Eltern des Opfers,
       die Nebenkläger sind, forderte eine lebenslange Freiheitsstrafe. Das Motiv
       sei Fremdenfeindlichkeit gewesen. „Der Angeklagte ist ein Rassist,
       fasziniert von Hitler und dem Dritten Reich“, argumentierte der
       Nebenklage-Anwalt.
       
       Der junge Brite kam am frühen Morgen des 20. September 2015 aus einem Lokal
       im Stadtteil Neukölln. Er hatte Ermittlungen zufolge gerade ein
       Telefongespräch beendet, als ihn ein Schuss tödlich im Bauch traf. Der
       Angeklagte habe aus nächster Nähe und „mit unbedingtem Vernichtungswillen“
       geschossen, zeigte sich die Staatsanwaltschaft überzeugt.
       
       Die Gesamtschau der Indizien belege die Täterschaft des Angeklagten, sagte
       der Staatsanwalt. Zeugen hätten einen älteren Mann mit langen weißen Haaren
       und einem dunklen Mantel als mutmaßlichen Schützen beschrieben. Dies passe
       auf den 63-Jährigen. Zudem sei bei ihm Munition ähnlich jener, die am
       Tatort sichergestellt wurden, gefunden worden. Auch Schmauchspuren habe man
       bei ihm festgestellt.
       
       Einen Kontakt zwischen dem Opfer und dem mutmaßlichen Schützen gab es
       Ermittlungen zufolge nicht. Zwei Motive sind aus Sicht der Anklage möglich.
       Denkbar sei, dass es sich um eine Verwechslung handelte und der häufig
       angetrunkene Arbeitslose, der Militaria und Symbole aus der NS-Zeit
       sammelte, einen anderen Mann treffen wollte. „Oder es war Ausländerhass“,
       hieß es im Plädoyer der Staatsanwaltschaft.
       
       5 Jul 2016
       
       ## TAGS
       
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