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       # taz.de -- US-kubanische Beziehungen: Die Herausforderung
       
       > Vermutlich zu Recht setzt die US-Regierung auf die jungen Leute in Kuba.
       > Denn für diese ist der Kapitalismus durchaus attraktiv.
       
   IMG Bild: Kuba und die USA: gegenseitige Anziehungskraft trotz Unabhängigkeitssinn
       
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       Die Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen zwischen Kuba und den USA
       2015, je nach Schreiber auch bekannt als „Ende der Eiszeit“ oder „Öffnung“,
       ist zu einem wichtigen Motiv für Kubareisende geworden.
       
       Seit die Präsidenten Barack Obama und Raúl Castro am 17. Dezember 2014 den
       schon seit 18 Monaten laufenden Verhandlungsprozess bekanntgaben, der ihre
       Regierungen versöhnen sollte, sind die Augen der ganzen Welt auf Kuba
       gerichtet, als sei die Insel gerade eben erst aus den Tiefen der Karibik
       aufgetaucht.
       
       Schnell kam es in Mode, nach Kuba zu reisen. Nicht nur für öffentliche
       Personen. Neben Rihanna, Sting, Natalie Portmann, Barack Obama, Vin Diesel,
       Karl Lagerfeld oder Mick Jagger sind auch jede Menge nicht berühmter Leute
       gekommen. Allein 2015 ist die Zahl der Besucher gegenüber dem Vorjahr um
       17.4 Prozent gestiegen. Über 3,5 Millionen Menschen haben das Land besucht.
       
       Und auch als Thema ist Kuba in Mode: ständig gibt es neue Kolloquien,
       Veröffentlichungen, Kongresse, Workshops, Untersuchungen Musikproduktionen
       oder Filme, die Kuba zum Objekt der Analyse, als Hintergrund oder zur
       Inspiration verwenden.
       
       Obwohl Kuba zur westlichen Kultur gehört, hat Kuba für große Teile des
       Westens etwas sehr exotisches: politisch, gesellschaftlich, kulturell,
       wirtschaftlich, historisch, geografisch, religiös oder sexuell. Eine
       unwiderstehliche, unbekannte Anziehung geht von Kuba aus, aber eine
       zugelassene.
       
       Die kubanischen Attraktionen sind nicht von heute auf morgen entstanden.
       Was die nationale Identität angeht, hat sich eigentlich nichts geändert.
       Was sich geändert hat, jedenfalls ist das die gängige öffentliche Meinung,
       ist die Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen zwischen den letzten
       Feinden des Kalten Krieges.
       
       Der Obama-Besuch Ende März ließ viele unterschiedliche Interpretationen zu.
       Manche sahen in ihm einen Erleuchteten, der das kubanische Volk aus der
       Dunkelheit befreit, sie bejubelten ihn bei seiner Rundfahrt durch Havanna
       und applaudierten begeistert seiner Rede an die Zivilgesellschaft.
       
       Es gibt andererseits jene, die in ihm den Dämon sahen, der das kubanische
       Volk in die Abgründe des Kapitalismus führt, seine populistischen Taktiken
       zurückwiesen und den Fernseher leiser drehten.
       
       ## Obama ist nicht arrogant. Er ist nur nicht blöd
       
       Und dann gab es jene, die in dem Besuch ein grünes Licht sahen. Denn neben
       vielem anderen war der Besuch auch eine Legitimation für die Veränderungen
       in Kuba.
       
       Für den US-Präsidenten und die Machtgruppen, die er repräsentiert, ist die
       Isolierung Kubas ein Unsinn, eine Dummheit. Obama lügt nicht, wenn er sagt,
       dass seine Regierung nichts aufzwingen will, dass die Zukunft Kubas in der
       Hand der jungen Leute liegt, dass er nur die Erfahrungen seines Systems
       teilen möchte. Obama wirbt für den Austausch, womöglich auch den Schock
       zwischen zwei Kulturen. Und natürlich glaubt er an die Überlegenheit seiner
       Kultur. Nicht, weil er arrogant ist. Sondern weil er nicht blöd ist.
       
       Der american way of life ist in der gesamten modernen Welt ein
       Erfolgsmodell. In den USA leben über zwei Millionen Kubaner, und in Kuba,
       auch wenn man keine Zahlen weiß, gibt es viele, die davon träumen, in den
       USA zu leben.
       
       Es ist keineswegs abwegig, darauf zu vertrauen, dass die vermehrte
       Begegnung beider Bevölkerungen dazu führt, dass die neuen Generationen von
       Kubanern, traumatisiert durch die Zeit der periodo especial, der
       Wirtschaftskrise der 90er Jahre, und das Fehlen bürgerlicher Rechte das
       gesellschaftliche Paradigma des Kapitalismus annehmen.
       
       ## Unterschätzter kubanischer Unabhängkeitssinn
       
       Dennoch gibt es ein paar Punkte, die beide Extreme dieser Debatte immer aus
       dem Blick verlieren. Sowohl jene, die sich über die Wiederherstellung der
       diplomatischen Beziehungen begeistern, als auch jene, die sie skeptisch
       sehen, weil sie Kuba schon am Scheideweg zwischen Kapitalismus und
       Sozialismus fürchten, unterschätzen gewaltig den Unabhängigkeitssinn, der
       in der kubanischen Kultur seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
       verankert ist. Der hat weder mit dem Triumph der Revolution 1959
       angefangen, noch mit der Ausrufung ihres sozialistischen Charakters, noch
       mit der Allianz mit der Sowjetunion.
       
       Zu glauben, Kuba werde „von den USA verschlungen werden“, wie es Rechte und
       Linke gleichermaßen suggerieren, zeugt nicht nur von Respektlosigkeit
       gegenüber dem, was Kuba ist, sondern von ein tiefsitzenden Ignoranz.
       
       Übrigens auch einer Ignoranz gegenüber der US-Kultur. Die USA sind kein
       Synonym für Kapitalismus. Es gibt vieles zu bewundern an ihrem Volk, ihrer
       Literatur, ihrer Musik, ihrer Geschichte, ihrer Politik, ihres Kinos. Nicht
       alles ist Konsumismus, Krieg und Schrottfernsehen. So wie in Kuba nicht
       alles Sozialismus ist.
       
       Ganz sicher ist der verstärkte Austausch zwischen den Bevölkerungen eine
       riesige Herausforderung. Eine Aufgabe für beide Länder. Auch die US-Bürger,
       die nach Kuba kommen, werden Erfahrungen machen und mit Werten konfrontiert
       werden, die ihr Leben und ihren Blick auf die Welt verändern. Darüber gibt
       es schon genug Berichte.
       
       Es stimmt, es kann viel verloren gehen. Aber um Politik zu machen, muss man
       daran denken, was es zu gewinnen gilt. Politik muss die Zukunft gestalten,
       und das geht nicht ängstlich. Einfach die Feindseligkeiten fortzuschreiben,
       war jedenfalls bestimmt keine Lösung.
       
       * * *
       
       Versión original: 
       
       ## El reto de Cuba y Estados Unidos
       
       El restablecimiento de relaciones diplomáticas entre Cuba y Estados Unidos
       en 2015, suceso también conocido como “el deshielo“, o “la apertura“, según
       el sentido del humor de quien escriba, se ha convertido en un motivo
       poderoso para viajar a Cuba. Desde que el 17 de diciembre de 2014 los
       presidentes Raúl Castro y Barack Obama revelaron al mundo el proceso de
       negociaciones que habían emprendido 18 meses atrás con el propósito de
       reconciliar a sus gobiernos, ojos de todas partes giraron hacia la Isla
       para explorarla, como si recién hubiera emergido de las profundidades del
       Mar Caribe.
       
       Muy pronto, devino un destino de moda. Y no solo para figuras públicas.
       Aparte de Rihanna, Sting, Natalie Portman, Barack Obama, Vin Diesel, Karl
       Lagerfeld o Mick Jagger, también ha venido gente sin fama que cause ruido
       en los medios. Solo en 2015, la cifra de visitantes al país creció en 17.4
       por ciento con respecto a 2014, según la Oficina Nacional de Estadística e
       Información. Más de 3.500.000 personas visitaron el país el año pasado. Y
       devino, de igual manera, un tópico de moda. Cada vez son más más los
       coloquios, publicaciones, congresos, talleres, investigaciones,
       producciones musicales o cinematográficas que eligen a Cuba como objeto de
       análisis, escenario o inspiración.
       
       A pesar de pertenecer a la cultura occidental, para buena parte de
       Occidente, Cuba resulta indiscutiblemente exótica. Desde demasiados puntos
       de vista: político, social, cultural, económico, histórico, geográfico,
       religioso, sexual. Representa una atracción irresistible, bastante ignota.
       Pero, una atracción permitida. Los atractivos de Cuba no aparecieron de la
       noche a la mañana. Hay muy pocas cosas esenciales que sean distintas en la
       identidad nacional. Lo que sí ocurrió prácticamente de la noche a la
       mañana, al menos para la opinión pública, fue el restablecimiento de
       relaciones diplomáticas entre los últimos enemigos de la Guerra Fría.
       
       La visita de Obama a la Isla, a finales de marzo de 2016, admite múltiples
       interpretaciones. Hay quienes lo vieron como un iluminado que salvará al
       pueblo cubano de su supuesto oscurantismo y lo aclamaron en su recorrido
       por La Habana y lo aplaudieron con furor tras su discurso a la sociedad
       civil. Hay quienes lo vieron como un demonio que conducirá al pueblo cubano
       a la perdición del capitalismo y reprocharon sus tácticas populistas y
       bajaron en la televisión el volumen de sus aplausos. Y hay quienes lo
       vieron, sencillamente, como una luz verde. La visita significó, entre
       tantas otras cosas, una legitimación de los cambios que se están
       produciendo en Cuba.
       
       Para el presidente estadounidense, para los grupos de poder económico que
       representa, el aislamiento de la sociedad cubana es un despropósito, una
       torpeza. No miente cuando afirma que su Gobierno no tiene interés en
       imponer nada, que el futuro de Cuba está en sus jóvenes, que él solo aspira
       a compartir las experiencias de su sistema. Obama aboga por el intercambio,
       quizás el choque, entre dos culturas. Y, por supuesto, cree en la
       supremacía de su cultura. No porque sea arrogante sino porque no es tonto.
       
       El american way of life ha sido un éxito en el mundo moderno. En Estados
       Unidos residen más de dos millones de cubanos, y en Cuba hay muchos, no se
       podría precisar cuántos, que sueñan con vivir en Estados Unidos. No es para
       nada descabellado confiar en que mientras mayor sea el intercambio entre
       pueblos, mayores serán las probabilidades de que las nuevas generaciones de
       cubanos, traumadas por las carencias del Período Especial (crisis económica
       de los noventa) y la falta de derechos civiles, asuma el paradigma social
       capitalista. Sin embargo, hay varias cosas esenciales que se suelen perder
       de vista en los extremos de esta discusión.
       
       Tanto quienes se entusiasman con el restablecimiento de las relaciones
       diplomáticas, como quienes se decepcionan, porque comprenden el suceso como
       una encrucijada entre capitalismo y socialismo, subestiman tremendamente la
       cultura nacional cubana y su tradición independentista, que data de la
       primera mitad del siglo xix. Que no comenzó con el triunfo revolucionario
       de 1959, ni con la declaración del carácter socialista de la Revolución, ni
       con las alianzas con la Unión Soviética.
       
       Creer que Cuba será “devorada por Estados Unidos“, como se sugiere en
       izquierdas y derechas, no solo demuestra irrespeto hacia lo que Cuba es
       sino una profunda ignorancia. Y demuestra, además, ignorancia de la cultura
       estadounidense. Estados Unidos no es un sinónimo de capitalismo. Hay mucho
       que admirar de su pueblo, su literatura, su música, su historia, de su
       política, su cine. No todo ahí es consumismo, guerra y televisión chatarra.
       Como mismo en Cuba no todo es socialismo.
       
       El fortalecimiento de los intercambios entre pueblos sin dudas supondrá un
       reto gigantesco. Un reto para ambos países. Los ciudadanos estadounidenses
       que vengan a Cuba también encontrarán experiencias y valores que cambiarán
       sus vidas y maneras de ver el mundo. Testimonios sobran. Es cierto que hay
       mucho que puede perderse, pero para hacer política hay que pensar, además,
       en lo que puede ganarse. La política debe servir para construir el futuro y
       el futuro no se construye con temor. Continuar la hostilidad tampoco era la
       solución.
       
       21 Jul 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Mónica Baró Sánchez
       
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