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       # taz.de -- Studie zur Gesundheit von Klonschafen: Geklont, alt – aber trotzdem gesund
       
       > Das erste Klonschaf Dolly starb früh. Andere geklonte Tiere haben ein
       > stolzes Alter erreicht. Das zeigen britische Forscher in einer Studie.
       
   IMG Bild: Um ein Schaf oder ein Rind zu klonen, sind in der Regel mehr als 200 Versuche nötig
       
       Nottingham/Berlin dpa/taz | Einige geklonte Schafe können normal altern.
       Das zeigen britische Forscher um Kevin Sinclair von der Universität
       Nottingham in einer Studie, die sie am Dienstag im Fachjournal Nature
       Communications veröffentlicht haben. Die Tiere erlitten nicht zwangsläufig
       dasselbe Schicksal wie Klonschaf Dolly, das früh Gelenkbeschwerden bekam
       und im Alter von sechs Jahren wegen einer Lungenentzündung eingeschläfert
       werden musste. Dolly war der erste Klon eines erwachsenen Säugetiers.
       
       Rund 20 Jahre nach der Geburt von Dolly untersuchten die Forscher 13
       geklonte Schafe im Alter von sieben bis neun Jahren. Das entspricht einem
       Menschenalter von etwa 60 bis 70 Jahren. Vier der Tiere stammen aus
       derselben Zelllinie wie Dolly, besitzen also das gleiche Genmaterial.
       
       Ergebnis der Untersuchungen: Die Klone zeigten keine Zeichen frühzeitigen
       Alterns, etwa im Bewegungsapparat, Stoffwechsel und Blutdruck. Die Forscher
       fanden lediglich einige leichte Fälle von Gelenkbeschwerden. Diese seien
       jedoch beim Alter der Tiere normal. „Die Studie über die Klonschafe
       beinhaltet umfangreiche Untersuchungen und ist zweifellos sehr sauber
       durchgeführt. Eine generalisierte Aussage über den Gesundheitszustand von
       Klontieren erlaubt sie meines Erachtens aber nicht“, bewertete Eckhard Wolf
       vom Genzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität in München die
       Veröffentlichung.
       
       Wolf hat als erster Wissenschaftler in Deutschland ein Säugetier geklont.
       „Nach unserer Erfahrung und auch nach Erfahrung anderer Arbeitsgruppen ist
       die verwendete Zelllinie ein wesentlicher Faktor, der über den Klonerfolg
       und den Gesundheitsstatus der Nachkommen entscheidet“, so Wolf weiter. „Im
       Einzelfall ist das aber immer noch nicht vorhersehbar.“
       
       „Es ist bereits bekannt, dass geklonte Säugetiere, die ein gewisses Alter
       erreicht haben, oft gesund erscheinen. Ob ein geklontes Tier dieses Alter
       erreicht, ist aber nach wie vor Lotterie“, sagte Christoph Then, Chef des
       Gentechnik-kritischen Vereins Testbiotech, der taz.
       
       Um ein Schaf oder ein Rind zu klonen, seien in der Regel mehr als 200
       Versuche nötig. Ein großer Teil der Tiere werde krank oder tot geboren,
       auch die Leihmutter-Tiere litten oft an schweren Erkrankungen der
       Gebärmutter und des Stoffwechsels. „Es gibt also ein erhebliches
       Tierschutzproblem.“ Auch Tiere, die scheinbar gesund geboren werden,
       stürben oft in den ersten Lebensmonaten.
       
       Beim Klonen wird das Erbgut eines Lebewesens in eine leere Eizelle
       eingesetzt, um eine Kopie mit denselben genetischen Eigenschaften zu
       schaffen. Mit dieser Methode lassen sich zum Beispiel Kühe, die viel Milch
       geben, exakt reproduzieren. So können Züchter auch noch nach dem Tod des
       Originalrinds von seinen Eigenschaften profitieren.
       
       Eines Tages könnte die Technik vielleicht auch dazu dienen, Stammzellen für
       Therapien von Menschen herzustellen.
       
       26 Jul 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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