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       # taz.de -- Razzia in der Moschee: Mit der Axt in den Gebetsraum
       
       > In Hildesheim haben 400 Polizisten die Räume eines Salafistenvereins
       > durchsucht. Landregierung will ein Verbot der Gruppierung.
       
   IMG Bild: Riesen Aktion, keine Festnahmen: Die Polizei beschlagnahmte dafür Geld und Laptops.
       
       GÖTTINGEN taz | Sie kamen mit Maschinenpistolen, etlichen Fahrzeugen und
       schwerem Gerät. Rund 400 Polizisten haben am Mittwochabend die Moschee des
       „Deutschsprachigen Islamkreises Hildesheim“ (DIK) und acht Wohnungen seiner
       Vorstandsmitglieder durchsucht. Ihr Auftrag: Beweise sichern für ein von
       Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) angestrebtes
       Verbotsverfahren. Verfassungsschützer gehen davon aus, dass der DIK
       salafistische Muslime radikalisiert und Kämpfer für den IS anwirbt.
       
       Die Beamten brachen die Tür des Gebetshauses auf und schlugen mit Äxten
       auch Fenster ein, wie Augenzeugen berichteten. Während des Einsatzes war
       die Martin-Luther-Straße von Einsatzfahrzeugen blockiert. Bei der Razzia
       stellten die Beamten nach eigenen Angaben zahlreiche Beweismittel sicher:
       Mobiltelefone und Laptops, Festplatten, Speichermedien, Schriftstücke
       „sowie rund 25.000 Euro Bargeld“, erklärte am späten Donnerstagnachmittag
       das Innenministerium. Festnahmen gab es demnach keine nicht.
       
       Ob die beschlagnahmten Unterlagen für ein Verbot reichen, ist fraglich. Es
       wurde darüber spekuliert, die Vereinsmitglieder hätten belastende Akten
       verschwinden lassen, nachdem die Neue Presse über einen bevorstehenden
       Schlag gegen den DIK berichtet und den Verein kontaktiert hatte.
       
       Verfassungsschutz und Innenministerium jedenfalls sehen den DIK als
       „bundesweiten Hotspot der radikalen Salafistenszene“. Eine Indoktrinierung
       der Gläubigen und ihre Anwerbung für den Dschihad soll demnach weniger beim
       Gebet, „sondern in Seminaren und Hinterzimmern hinter verschlossener Tür“
       erfolgen. Mehrfach sollen in der Vergangenheit überregional aktive Prediger
       zu Besuch gewesen sein. In ihren Predigten, Seminaren und Vorträgen werde
       auch zum „Hass gegenüber Ungläubigen“ aufgerufen, so das Innenministerium.
       
       Etwa 20 der insgesamt 74 bislang in die IS-Kampfgebiete in Syrien und im
       Irak ausgereisten Niedersachsen sollen einen Bezug zum DIK haben. Der
       ehemalige Schriftführer des Vereins soll auch an Kämpfen teilgenommen
       haben; der Ex-Vorsitzende beim ersten Ausreiseversuch noch gestoppt worden
       sein, sich dann aber dennoch unerkannt abgesetzt haben.
       
       „Wir nehmen es nicht hin, wenn salafistische Vereine und ihre Hintermänner
       die bei uns geltenden Regeln ignorieren, sogar die verfassungsmäßige
       Ordnung infrage stellen, und junge Menschen davon überzeugen wollen, sich
       dem selbsternannten IS anzuschließen“, sagte Pistorius. „Das werden wir mit
       allen uns zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mitteln bekämpfen.“ Er
       sei „überzeugt, dass unsere Freiheit stärker ist als die
       menschenverachtende Ideologie der Extremisten.“
       
       Aus Sicht der CDU ist die Durchsuchung „viel zu spät“ erfolgt: „Wir fordern
       bereits seit 2013 die Beobachtung islamistischer Moscheen“, sagt der
       Parlamentarische Geschäftsführer Jens Nacke. Er greift damit offenbar die
       Stimmung zumindest einiger Anwohner auf.
       
       „Das wurde auch Zeit, das ist doch hier unerträglich. Eine Katastrophe“,
       sagte ein Nachbar der Moschee der Lokalzeitung. Er ärgere sich besonders
       über die wöchentlichen Freitagsgebete, weil er dann keinen Parkplatz mehr
       finde: „Und erst der ganze Krach. Da kommst du nicht in den Schlaf.
       
       29 Jul 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reimar Paul
       
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