URI: 
       # taz.de -- Kommentar EU-Türkei-Flüchtlingsdeal: Ein Scheitern wäre kein Verlust
       
       > Das Flüchtlingsabkommen hat die Türkei die Grenze nach Syrien schließen
       > lassen. Ein neuer Deal muss her, damit die Grenze wieder geöffnet wird.
       
   IMG Bild: Immer stärker hat die Türkei ihre Grenze zu Syrien gesichert
       
       Es ist das wohl schlimmste Schlachtfeld des Krieges in Syrien. Nach
       jahrelangen Kämpfen sitzen dort in diesen Tage Hunderttausende in höchster
       Not fest: in [1][der teilbelagerten Stadt Aleppo], eine Autostunde von der
       türkischen Grenze entfernt. Es ist eine von insgesamt 20 belagerten
       Städten, die meisten im Norden des Landes.
       
       Wenn über den Türkeideal gesprochen wird, ist stets von den Folgen für die
       Flüchtlingen außerhalb des Landes die Rede: für jene in der Türkei, in
       Griechenland, den Balkanstaaten oder auf dem Weg nach Libyen. Die meisten
       aber haben es nicht einmal geschafft, Syrien zu verlassen.
       
       Über sechs Millionen Menschen sitzen fest in dem kriegsgeschüttelten Land.
       Auch dafür ist der EU-Türkei-Deal verantwortlich. Denn das Abkommen mit der
       Türkei hat jede Möglichkeit zunichtegemacht, an diese zu appellieren, einen
       Ausweg aus Syrien offenzuhalten.
       
       Die Türkei hat 2,7 Millionen Menschen aus Syrien Zuflucht geboten, mehr als
       jedes andere Land. Hilfe von außen bekam das Land dafür nur wenig, die
       Grenze wurde immer konsequenter geschlossen. Doch seit die Türkei die
       Flüchtlinge gemäß dem Abkommen mit Brüssel nicht mehr in Richtung Europa
       weiterziehen lässt, hat sie ihrerseits die Grenze nach Syrien endgültig
       geschlossen – mit Mitteln bis zum Schusswaffeneinsatz. Für viele ist so der
       letzte Weg aus dem mörderischen Krieg versperrt.
       
       Seit der Krieg begann, weigert sich Europa, legale Fluchtwege zuzulassen.
       Die jüngste Eskalation in Aleppo wird auch deshalb wohl wieder viele
       tausend Menschen in höchste Gefahr bringen.
       
       Würde Präsident Erdoğan jetzt seine Drohung wahr machen und das Abkommen
       mit der EU kündigen, so wäre es nicht schade darum. Das böte die
       Möglichkeit, einen neuen Vertrag zu schließen. Und der müsste vorsehen,
       dass die Türkei nicht dafür bezahlt wird, die Grenze zur EU geschlossen zu
       halten. Sondern dafür, die mit Syrien wieder zu öffnen.
       
       2 Aug 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Heftige-Kaempfe-um-syrische-Stadt-Aleppo/!5328457
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Jakob
       
       ## TAGS
       
   DIR EU-Türkei-Deal
   DIR Schwerpunkt Türkei unter Erdoğan 
   DIR Syrische Flüchtlinge
   DIR Syrischer Bürgerkrieg
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Griechenland
   DIR Schwerpunkt Türkei unter Erdoğan 
   DIR Schwerpunkt Türkei unter Erdoğan 
   DIR Visafreiheit
   DIR EU-Türkei-Deal
   DIR EU-Türkei-Deal
   DIR Schwerpunkt Syrien
   DIR Asylrecht
   DIR Schwerpunkt Flucht
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kommentar Griechische Flüchtlingspolitik: Trügerische Ruhe in Hellas
       
       Die kastastrophalen Bedingungen für Flüchtlinge werden von der Athener
       Regierung heruntergespielt. Das wird nicht mehr lange gutgehen.
       
   DIR Belagerung von Aleppo in Syrien: Die entscheidende Schlacht
       
       Rebellen versuchen, den Belagerungsring des Regimes um Aleppo zu
       durchbrechen. In der Stadt kämpfen 300.000 Menschen ums Überleben.
       
   DIR Zukunft des Flüchtlingspakts: Griechische Regierung verlangt Plan B
       
       Was, wenn die Türkei die Vereinbarung über den Umgang mit Flüchtlingen
       platzen lässt? Die EU müsse sich für den Fall Gedanken machen, heißt es aus
       Athen.
       
   DIR Kreditwürdigkeit herabgestuft: Türkei ist ein „Hochrisikoland“
       
       Die Ratingagentur Standard & Poor’s stuft die Kreditwürdigkeit der Türkei
       erneut herab. Und fängt sich Kritik ein.
       
   DIR Frank-Walter Steinmeier über Visafreiheit: „Türkei muss Bedingungen erfüllen“
       
       Der Außenminister will sich in Sachen Visafreiheit nicht erpressen lassen.
       „Die Türkei hat da noch Arbeit vor sich“, sagt er.
       
   DIR Kommentar Visumfreiheit für die Türkei: Das falsche Druckmittel
       
       Die EU hätte der Türkei schon vor dem Flüchtlingsdeal Visumfreiheit
       gewähren müssen. Um Druck auf Erdoğan auszuüben, gibt es bessere Maßnahmen.
       
   DIR Flüchtlingsdeal mit der Türkei: Eskalation mit Ansage
       
       Visumfreiheit als Streitpunkt. Die türkische Regierung droht der EU mit dem
       Scheitern des Abkommens über die Rücknahme von Flüchtlingen.
       
   DIR Flüchtlingsdeal mit der EU: Türkei fordert baldige Visumfreiheit
       
       Ankara macht Druck auf die EU, die Visumfreiheit für türkische Bürger
       schnell umzusetzen. Wegen der Kölner Erdoğan-Demo wird der deutsche
       Gesandte einbestellt.
       
   DIR Bürgerkrieg in Syrien: Aleppo, das umkämpfte Symbol
       
       Der Kampf um Aleppo steht möglicherweise vor einer Entscheidung. Assads
       Truppen haben die Nachschublinie der Rebellen gekappt.
       
   DIR Debatte Geflüchtete in Europa: Asylrecht des Stärkeren
       
       Nicht die Schutzbedürftigsten, sondern gesunde junge Männer haben die
       besten Asylchancen. Wir brauchen ein neues System.
       
   DIR Kommentar Flüchtlingsabkommen: Rechtsstaatliche Skrupellosigkeit
       
       Die Türkei fühlt sich in der Frage der Visumfreiheit zu Recht von der EU
       betrogen und legt das Abkommen auf Eis. Das ermöglicht eine neue Chance.