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       # taz.de -- Bahn und Berlin streiten sich um Tunnel: Die Verantwortung ist mit abgesoffen
       
       > Nach dem schweren Unwetter vor einer Woche ist der Gleimtunnel weiterhin
       > gesperrt. Auch weil niemand weiß, wer dafür zuständig ist: die Stadt oder
       > die Bahn?
       
   IMG Bild: Kein Durchkommen: Der Gleimtunnel zwischen Wedding und Prenzlauer Berg bleibt zu
       
       Ein einfaches Blatt Papier mit der Aufschrift „Einsturzgefahr“ warnt vor
       der Benutzung des Gleimtunnels. Fußgänger und Radfahrer scheint dies wenig
       zu stören. Sie bahnen sich ihren Weg entlang der Straßenschäden und
       ramponierten Autos, die sich hier seit dem Starkregen vergangener Woche
       stauen. Seither ist die Unterführung für den Verkehr gesperrt, weil
       Einsturzgefahr bestehen könnte.
       
       Unklar ist, wie lange die Sperrung noch dauern soll. Die Straße unter einer
       ehemaligen Eisenbahnbrücke verbindet die Stadtteile Prenzlauer Berg und
       Wedding. Auf der Seite im Wedding werden derzeit Wohnungen von privaten
       Immobilienfirmen gebaut. Durch die dafür notwendigen Messungen konnten die
       Standfestigkeit der Brücke und die Verkehrssicherheit für den westlichen
       Tunnelteil bereits festgestellt werden. Auch die Straßenschäden sollen bis
       Ende der Woche repariert sein.
       
       Problem ist der zum Bezirk Pankow gehörende östliche Teil des Tunnels. Hier
       konnte bisher weder die Standfestigkeit noch die Verkehrssicherheit
       überprüft werden: weil sich niemand dafür zuständig fühlen will. Pankows
       Baustadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) sieht sich rechtlich nicht in der
       Verantwortung. Im Land Berlin sei die Deutsche Bahn für die
       Verkehrssicherheit von Eisenbahnbrücken zuständig.
       
       Die Deutsche Bahn AG weist jedoch die Verantwortung von sich, da seit 1985
       kein Zug mehr über die Gleise des Gleimtunnels gerollt sei.
       
       Eine Lösung des Problems habe man all die Jahre vor sich hergeschoben, so
       Kirchner. Obwohl sich der Zustand der Brücke die Jahre über verschlechtert
       habe, sei weder Land noch Bahn bereit gewesen zu investieren.
       
       Trotzdem bleibt Pankows Baustadtrat optimistisch. Es gehe nun in erster
       Linie darum, den Tunnel schnellstmöglich für den Verkehr wiedereröffnen zu
       können. Deshalb nehme sein Bezirksamt die Prüfung der Standfestigkeit der
       Brücke und der Verkehrssicherheit nun eben selbst in die Hand, solange die
       Rechtslage ungeklärt sei. Er selbst habe das für die Prüfung notwendige
       Gutachten am Mittwoch in Auftrag gegeben. Ergebnisse seien in etwa einer
       Woche zu erwarten.
       
       Die Auseinandersetzung zwischen der Deutschen Bahn und dem Land Berlin über
       die Zuständigkeit werde sich laut Kirchner hingegen noch Jahre hinziehen
       und wohl vor Gericht landen. Ob er da richtig liegt? Denn bei der
       Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sieht man das anders. Es gebe keinen
       Rechtsstreit über den Gleimtunnel: „Die Deutsche Bahn ist zuständig.“
       
       4 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Leonie Mikulla
   DIR Amelie Preyhs
       
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