URI: 
       # taz.de -- Burundi gegen UN-Polizisten: Ein Staat schäumt vor Wut
       
       > Der UN-Sicherheitsrat will Polizeibeobachter nach Burundi entsenden. Die
       > Regierung von Präsident Pierre Nkurunziza regt sich fürchterlich auf.
       
   IMG Bild: Einer von vielen politischen Morden in Burundi: Beisetzung der vor ihrem Haus erschossenen Politikerin Hafsa Mossi, 13. Juli
       
       Berlin taz | Das Vorhaben, UN-Polizeibeobachter nach Burundi zu schicken,
       bringt Burundis Regierung auf die Palme. In einem am Mittwoch
       veröffentlichten Brandbrief nennt Regierungssprecher Philippe Nzobonariba
       die entsprechende UN-Resolution eine „Bedrohung der mühevoll errungenen
       Einheit und Unabhängigkeit“ des Landes.
       
       Mit der Resolution „versucht Frankreich, seine Erfahrung des Völkermordes
       in Ruanda nach Burundi zu exportieren“, heißt es unter Bezug auf
       Frankreichs Unterstützung für Ruandas Völkermordtäter 1994. Burundis Volk
       werde „nie akzeptieren, dass auf seinem Staatsgebiet ein Völkermord
       begangen wird“.
       
       Die am Freitag unter Enthaltung Chinas, Ägyptens, Angolas und Venezuelas im
       UN-Sicherheitsrat verabschiedete Resolution 2303 erlaubt die Entsendung von
       bis zu 228 UN-Polizeibeamten nach Burundi zur „Überwachung der
       Sicherheitslage und Unterstützung der Menschenrechtskommission bei der
       Beobachtung von Menschenrechtsverletzungen“.
       
       Sie sollen mit Beobachtern der Afrikanischen Union (AU) zusammenarbeiten
       und Zugang zum gesamten Land und zu allen Haftanstalten und Häftlingen
       erhalten.
       
       ## „Burundi ist in Gewalt versunken“
       
       Die Lage in Burundi ist extrem angespannt, seit Präsident Pierre Nkurunziza
       im Mai 2015 einen Putschversuch niederschlug und sich im Juli 2015 für eine
       in der Verfassung nicht vorgesehene dritten Amtszeit wiederwählen ließ.
       
       Nach einer Bilanz der burundischen Menschenrechtsliga Iteka anlässlich des
       Wahljahrestages am 21. Juli hat das Regime seitdem 1000 Tote, 5000
       Verhaftungen, 800 Fälle von Verschwindenlassen und 270.000 Flüchtlinge zu
       verantworten. „Burundi ist in Gewalt, Autoritarismus, Gesetz- und
       Straflosigkeit versunken“, resümieren die Menschenrechtler und sprechen von
       geheimen Folterzentren.
       
       Die Regierung weist all dies scharf zurück. Nach ihrer Darstellung bekämpft
       sie Terroristen, die seit dem gescheiterten Putsch in den Untergrund
       gegangen seien und vom Nachbarn Ruanda unterstützt würden.
       
       Deswegen reagiert sie empfindlich auf jeden Vergleich ihrer Politik mit der
       in Ruanda 1994, als der Völkermord an den Tutsi vorbereitet wurde – eine
       Analyse der burundischen Situation, die auch im UN-Sicherheitsrat am
       Freitag zu hören war: „Dieses Mal warten wir nicht, bis das Schlimmste
       eintrifft“, sagte der malaysische Sitzungsleiter Siti Hajjar Adnin.
       
       ## Regierung: Kein UN-Beschluss ohne unser Plazet
       
       Burundis Regierung sagt, die UN-Resolution hätte nur mit ihrer Zustimmung
       verabschiedet werden dürfen, da sie unterhalb der Schwelle des Eingreifens
       nach Kapitel VII der UN-Charta bleibt. Gerade weil die geplante
       Polizeitruppe lediglich ein Beobachtermandat unter Kapitel VI hat, ist der
       heftige Protest überraschend.
       
       Der 200 Mann starken AU-Beobachtermission, mit der die UN-Polizisten
       zusammenarbeiten sollen, hat Burundi bereits zugestimmt, prinzipiell auch
       schon der Entsendung von bis zu 50 unbewaffneten UN-Polizisten.
       
       Aber letzteres hat Burundi jetzt komplett widerrufen, und die AU-Mission
       ist ein schwacher Abklatsch einer Ende 2015 geplanten 5000 Mann starken
       AU-Eingeiftruppe, die damals an Burundis Protest scheiterte.
       
       Burundis Regierung lehnt inzwischen alles ab, was von außen kommt. Sie
       blieb Mitte Juli dem AU-Staatengipfel in Ruanda fern und Ende Juli
       verließen ihre Vertreter vorzeitig eine Burundi-Sitzung des
       UN-Antifolterkomitees.
       
       Im Zusammenhang mit der jüngsten UN-Resolution zirkulierten burundische
       Warnungen in sozialen Netzwerken, UN-Polizisten würden Burundi nicht lebend
       verlassen.
       
       4 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
       ## TAGS
       
   DIR Burundi
   DIR Pierre Nkurunziza
   DIR UN-Sicherheitsrat
   DIR Menschenrechte
   DIR Burundi
   DIR Burundi
   DIR Pierre Nkurunziza
   DIR Burundi
   DIR Pierre Nkurunziza
   DIR Burundi
   DIR Afrika
   DIR Burundi
   DIR Pierre Nkurunziza
   DIR Burundi
   DIR Burundi
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR UN-Bericht zu Burundi: Unterdrückung und Hassdiskurs
       
       Eine Kommission des UN-Menschenrechtsrats wirft dem Regime von Präsident
       Nkurunziza Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.
       
   DIR Terror in Burundi: Umweltminister hingerichtet
       
       Der Tutsi Emmanuel Niyonkuru wurde erschossen. Vor seinem Tod soll der
       Umweltminister Burundis „land grabbing“ kritisiert haben.
       
   DIR Mord in Burundi: Umweltminister erschossen
       
       Burundis Umweltminister Emmanuel Niyonkuru ist von einem Unbekannten
       erschossen worden. Eine Frau wurde festgenommen.
       
   DIR Burundi und der Strafgerichtshof: Eine Regierung scheut das Licht
       
       Ermittlungen wegen politischer Gewalt soll es nicht geben. Deshalb
       verweigert Burundi die Kooperation mit dem Internationalen
       Strafgerichtshof.
       
   DIR Internationaler Strafgerichtshof: Burundis Parlament ist für Rückzug
       
       Der IStGH hatte zu Gewalttaten in dem ostafrikanischen Krisenstaat
       ermittelt. Burundi zieht sich nun zurück. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon
       mahnt zur Einsicht.
       
   DIR Prozess gegen Offiziere in Burundi: Harte Hand gegen Putschisten
       
       Vor einem Jahr wollten Militärs Präsident Nkurunziza stürzen. Jetzt
       bekommen sie lebenslange Haft. Vorherige Urteile wurden so verschärft.
       
   DIR Gipfel der Afrikanischen Union: Ein Gipfel der Untätigkeit
       
       Die Afrikanische Union beschließt, keine Friedenstruppe nach Burundi zu
       schicken. Sie will auch die internationale Justiz nicht unterstützen.
       
   DIR Burundi kurz vor dem Bürgerkrieg: Rebellenaufmarsch im Untergrund
       
       Die Afrikanische Union berät über die Entsendung von Friedenstruppen.
       Längst haben sich bewaffnete Gegner des Präsidenten Nkurunziza organisiert.
       
   DIR Burundis Expräsident Ntibantunganya: „Es geht um Sicherheit für die Bürger“
       
       Sylvestre Ntibantunganya fürchtet eine „Katastrophe“ wie den Völkermord in
       Ruanda. Afrikanische Truppen müssten jetzt „die Burunder vor Gewalt
       schützen“.
       
   DIR Sicherheitskräfte in Burundi: Vergewaltigungen und Hinrichtungen
       
       Sie sollen gezielt gegen Angehörige der Tutsi-Minderheit vorgegangen sein.
       Die Vereinten Nationen fordern eine Untersuchung der Taten burundischer
       Sicherheitskräfte.
       
   DIR Massaker in Burundi: Gefesselte Leichen auf der Straße
       
       Nach einem angeblichen Rebellenangriff verüben Soldaten und Polizisten
       brutale Hinrichtungen. Menschenrechtler warnen vor einem
       Hutu-Tutsi-Konflikt.