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       # taz.de -- Petra Hinz legt ihre Parteiämter nieder
       
       > FälschungNoch hat die Abgeordnete ihr Mandat aber nicht aufgeben.
       > Austritte aus der SPD
       
       ESSEN taz | Die zwei E-Mails von Petra Hinz trudelten wohl gerade noch
       rechtzeitig vor der Pressekonferenz in der Geschäftsstelle der Essener SPD
       ein. Darin legt die Politikerin nach tagelangem Hickhack zwar nicht ihr
       Bundestagsmandat, wohl aber alle übrigen Ämter in ihrem Wahlbezirk nieder,
       einschließlich ihren Vorsitz im Ortsverein Frohnhausen. Thomas Kutschaty,
       Chef der Essener SPD und Justizminister in NRW, wirkte erleichtert, fand
       sogar mitfühlende Worte: „Es muss eine große Belastung sein, so lange an
       einer Lebenslüge festzuhalten.“
       
       Damit verzeichnet die Drohgebärde der Essener SPD, die der Abgeordneten ein
       48-Stunden-Ultimatum für den Rücktritt aller Ämter gestellt hatte, einen
       bescheidenen Erfolg. Es sei bedauerlich, dass Hinz nicht auch das
       Bundestagsmandat zurückgegeben habe, musste Kutschaty einräumen, aber „wir
       sind nunmehr am Ende unserer Möglichkeiten“. Die Essener spielen nun die
       leidige Causa auf höhere Ebene ab.
       
       Die SPD-Bundestagsfraktion werde sich des Falls auf ihrer erste Sitzung
       nach der Sommerpause annehmen, das habe ihm Thomas Oppermann,
       Fraktionsvorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion zugesichert, so Kutschaty
       weiter. Von einem möglichen Fraktionsausschluss sprach er schon nicht mehr.
       Es scheint aber, dass die Genossen nun milder gestimmt sind. Man halte zwar
       am Parteiordnungsverfahren fest, doch das Einlenken Hinz’ soll Einfluss auf
       die Entscheidung des Parteigerichts haben.
       
       Vor bald drei Wochen kam heraus, dass die Politikerin ihren Lebenslauf
       gefälscht hatte. Über dreißig Jahre lang gab sich die 54-Jährige
       fälschlicherweise als Volljuristin aus, dabei hatte sie noch nicht einmal
       Abitur. Die gebürtige Essenerin hatte anschließend zwar angekündigt, ihr
       Bundestagsmandat abzugeben, ist dem bisher aber nicht nachgekommen. Laut
       SPD-Parteichef Sigmar Gabriel befindet sie sich in stationärer Behandlung.
       Niemand aus dem Vorstand der Essener SPD hat in den vergangenen Wochen
       Kontakt zu ihr. Die Wiederaufnahme der Korrespondenz lässt aber hoffen,
       dass Hinz vielleicht auch rascher als vermutet ihr Bundestagsmandat
       niederlegen wird.
       
       Doch der Imageschaden ist da. Zahlreiche wütende Briefe von Bürgern habe er
       erhalten, die Essener SPD müsse nun zeigen: „Das Bild der Petra Hinz ist
       nicht das Bild der Essener SPD“, so Kutschaty. Zuvor hatte der Parteivize
       Karlheinz Endruschat bekannt gegeben, dass knapp ein Dutzend SPDler wegen
       Hinz ausgetreten sind. Die Nominierung eines neuen Bundestagskandidaten
       verschiebt die Essener SPD nun auf Ende des Jahres. Kutschaty versichert,
       er werde sich den Lebenslauf der Kandidaten genau anschauen.
       
       Claudia Hennen
       
       5 Aug 2016
       
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