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       # taz.de -- Bürgerkrieg in Syrien: Ring um Aleppo gesprengt
       
       > Die Rebellen im Osten der Stadt haben ihren Erfolg der neu gefundenen
       > Einheit zu verdanken. Darunter sind auch ehemalige Al-Qaida-Kämpfer.
       
   IMG Bild: Rebellen besetzen am 6. August mehrere Gebäude einer Militärakademie im Süden der Metropole
       
       Istanbul taz | Syrischen Aufständischen ist es gelungen, den
       Belagerungsring des Regimes um den Ostteil von Aleppo zu sprengen. Das
       räumten am Sonntag auch dem Regime nahestehende Medien ein. Bewohner in den
       eingekesselten Stadtvierteln feierten den Durchbruch.
       
       Dabei schien es schier aussichtslos, dass es den Angreifern gelingen würde,
       die Blockade zu durchbrechen. Sie hatten nicht nur die syrischen
       Bodentruppen, sondern auch iranische Soldaten und schiitische Milizionäre
       aus dem Ausland sowie die russische Luftwaffe gegen sich. Wegen der
       Luftangriffe hatte es das Regime in den letzten Monaten geschafft, zuerst
       die Versorgungsroute von Ostaleppo zur türkischen Grenze und dann im Juli
       den verbliebenen Nachschubweg, die Castello-Straße, zu kappen.
       
       Daraufhin starteten die Rebellen am Sonntag voriger Woche eine
       Gegenoffensive im Südwesten des einstigen Wirtschaftszentrums. Nach
       schweren Kämpfen brachten sie am Freitag überraschend Teile der großen
       Militärbasis im südwestlichen Stadtteil Ramusa unter ihre Kontrolle, von wo
       sie am Samstag in Richtung des von Aufständischen kontrollierten Teils von
       Aleppo vorstießen. Gleichzeitig griffen Rebellen von den eingekesselten
       Vierteln her an und nahmen die syrischen Truppen und ihre Verbündete in die
       Zange.
       
       Den Erfolg haben die Aufständischen ihrer neuen Einheit zu verdanken. Den
       Angriff von Südwesten her führten vor allem Islamisten, wie das Bündnis
       Dschaisch al-Fatah oder die Salafisten-Gruppe Ahrar al-Scham an. Eine
       führende Rolle spielte auch die ehemalige Nusra-Front, der syrische Ableger
       von al-Qaida.
       
       ## Nur ein Etikettenschwindel
       
       Zwar hat sich die Nusra-Front kürzlich von al-Qaida losgesagt und nennt
       sich jetzt Dschabhat Fatah al-Scham (Front zur Eroberung der Levante). An
       ihrer ideologischen Ausrichtung hat sich dadurch aber nichts geändert.
       Experten bezeichnen die Umbenennung als einen Etikettenschwindel. Hochburg
       der Ex-Nusra-Front ist die Nachbarprovinz Idlib. In Aleppo selbst geben
       außer Islamisten vor allem Rebellengruppen den Ton an, die unter dem Dach
       der Freien Syrischen Armee operieren. Sie waren es offenbar, die den
       Angriff aus der Stadt heraus organisierten.
       
       Für das Regime und seine Verbündeten ist der Sieg der Aufständischen eine
       herbe Niederlage. Er zeigt einmal mehr, wie schwach und ausgezehrt die
       syrische Armee nach fünf Jahren Bürgerkrieg ist. Und dies scheint zu
       bestätigten, dass sich das Regime nur noch dank der bedingungslosen
       Unterstützung Teherans und Moskaus an der Macht halten kann.
       
       Die Frage ist nun, ob die Aufständischen das Gebiet halten können.
       Zahlreiche Kämpfer der libanesischen Hisbollah seien im Südwesten Aleppos
       eingetroffen, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Fars News am
       Sonntag. In dem westlich von Ramusa gelegenen Stadtteil lieferten sich
       syrische Soldaten und Rebellen heftige Gefechte.
       
       Sollten die Aufständischen das Gebiet halten können, dürfte das
       weitreichende Folgen haben. Die Rebellen, darunter die ehemalige
       Nusra-Front, hätten erreicht, was die USA in Verhandlungen mit Moskau nicht
       geschafft hätten, schrieb der Aktivist Kenan Rahmani. Doch jetzt müssten
       Syrer mit einer neuen Tragödie umgehen: Unter den Rettern der Menschen von
       Aleppo seien Terrorgruppen. „Diese Terrorgruppen haben mehr getan, um den
       ausgehungerten Syrern in Aleppo zu helfen, als die gesamte internationale
       Gemeinschaft mit ihren Gesetzen und ihrer Diplomatie.“
       
       7 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Inga Rogg
       
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