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       # taz.de -- Kommentar Sicherheitspläne der Union: Der Inhalt ist eher nebensächlich
       
       > Die Pläne der Union zur inneren Sicherheit sind seit Donnerstag
       > öffentlich. Dabei stellt sich die Frage: Warum erst jetzt?
       
   IMG Bild: Nicht nur verunsichernd: Thomas de Maizières Vorschläge sind beunruhigend
       
       Die Masche funktioniert. Wieder einmal. Seit gestern die Pläne der
       Unions-Innenminister zur inneren Sicherheit öffentlich wurden, diskutiert
       die Republik über Sinn und Unsinn von Burka-Verboten und dem Entzug der
       deutschen Staatsbürgerschaft. Die SPD distanziert sich, die Grünen jaulen
       auf. Und das ist auch Sinn der Übung: Sozialdemokraten, Grüne und Linke
       sollen als weich vorgeführt, Stimmen von der AfD zurückgeholt werden. Der
       Inhalt ist eher nebensächlich.
       
       Wenn man den Vorschlägen der Union wirksam begegnen will, sollte man daher
       nicht an erster Stelle über ihre Pläne debattieren, sondern eine einfache
       Frage stellen: Wenn die Maßnahmen so wichtig im Kampf gegen Terror und
       Kriminalität sind – warum kommen sie dann erst jetzt auf den Tisch?
       
       Die Gefahr islamistischer Anschläge ist nicht neu. Bereits 2006 scheiterten
       Bombenanschläge auf zwei Regionalzüge. 2007 flog die Sauerland-Gruppe auf.
       Im Sommer 2014 rief der IS sein Kalifat aus. 2015 dann die Anschläge in
       Paris. Wenn die jetzigen Maßnahmen notwendig sind: Warum haben CDU/CSU zehn
       Jahre gebraucht, um das zu verstehen? Und müssten sie, nach Ansbach und
       Würzburg, daraus nicht personelle Konsequenzen ziehen?
       
       Nach den Pariser Anschlägen hatte die Bundesregierung mit der militärisch
       eher sinnlosen Entsendung von Aufklärungsflugzeugen gegen den IS reagiert.
       Damals wie heute folgt sie dem gleichen Muster: nach Attentaten
       Scheinaktivitäten zu entfalten – statt einfach Polizei und Justiz ihre
       Arbeit machen zu lassen.
       
       Ein großer Anschlag wie in Frankreich ist auch in Deutschland
       wahrscheinlich. Ganz gleich, ob die Unions-Vorschläge verabschiedet werden
       oder nicht. Der islamistische Extremismus ist nur langfristig in den Griff
       zu bekommen, so wie auch der Terrorismus von RAF, ETA und IRA nur
       langfristig zu besiegen war. Hysterie hat dabei nicht viel geholfen.
       
       Auch die beste Polizei der Welt kann nicht jeden Möchtegern-Attentäter
       rechtzeitig entdecken. Das weiß auch Thomas de Maizière, der bei der
       Vorstellung seines Maßnahmenpakets durchaus richtige Sätze sagte wie den,
       dass niemand absolute Sicherheit garantieren könne. Seine Vorschläge aber
       suggerieren das Gegenteil. Beunruhigend ist das. Was wird die Union erst
       vorschlagen, wenn in Deutschland ein Anschlag wie in Nizza stattfindet?
       
       11 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martin Reeh
       
       ## TAGS
       
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