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       # taz.de -- Politische Zukunft von Oskar Lafontaine: Macht er’s noch einmal?
       
       > Die Linken im Saarland wollen ihren populären Fraktionschef auch 2018 als
       > Spitzenkandidat. Der hält sich bedeckt.
       
   IMG Bild: Oskar Lafontaine im saarländischen Landtag
       
       Frankfurt/Main taz | „Wir brauchen ihn, er ist das Gesicht der Linken an
       der Saar,“ räumt Claudia Kohde-Kilsch unumwunden ein. Gleichzeitig
       dementiert die Fraktionssprecherin der Linken im Saarbrücker Landtag
       energisch alle Meldungen, Oskar Lafontaine habe sich bereits zu einer
       erneuten Kandidatur für den Landtag durchgerungen. Noch sei der Chef im
       Urlaub, sagt Kohde-Kilsch, die auch Vorsitzende der Linken im Saarbrücker
       Stadtparlament und ehemalige Weltranglistenvierte im Tennis ist.
       
       Nach den Sommerferien, am 29. August, trete die Landtagsfraktion zusammen,
       die Nominierungen seien für Oktober terminiert, dazwischen, „zu gegebener
       Zeit“, werde Lafontaine sich seinen Parteifreunden erklären. Es wäre, fügt
       Kohde-Kilsch hinzu, ,„ein großer Verlust“, sollte Lafontaine aus der
       Landespolitik ausscheiden.
       
       Der ehemalige SPD-Vorsitzende, Ministerpräsident und Bundesfinanzminister
       wird im Oktober 73 alt. Er hat ein Attentat und eine Krebserkrankung
       überstanden. Dennoch rechnet niemand wirklich mit seinem Rückzug. Nach wie
       vor mischt sich der Oppositionsführer im saarländischen Landtag in die
       bundesweiten Debatten ein, etwa wenn er seinem früheren Buddy Gregor Gysi
       etwas mehr Zurückhaltung empfiehlt.
       
       Die Thesen zur Flüchtlingskrise, mit denen seine Ehefrau Sahra Wagenknecht
       in ihrer Partei angeeckt ist, hatte zuvor Lafontaine auf den Punkt
       gebracht. Es sei gut gemeint, wenn die Parteivorsitzenden der Linken alle
       Flüchtlinge willkommen hießen, sagte Lafontaine im April, „aber Arbeiter,
       Arbeitslose und Rentner wissen, dass das zu ihren Lasten geht, solange die
       Kanzlerin keine Reichensteuer einführt und an der schwarzen Null festhält“.
       
       ## Polarisierung und Popularisierung
       
       Der Kanzlerin widersprach er zuletzt erneut, „so schaffen wir das nicht“,
       postete Lafontaine im Internet. Der Mann, der wie kein anderer in den
       letzten vierzig Jahren die Politik des kleinsten Flächenlands geprägt hat,
       wird mit solchen Sätzen beim Wahlvolk gehört: 16,1 Prozent hat er für die
       Linken bei der letzten Landtagswahl erzielt; aktuell liegt seine Partei an
       der Saar bei 12 Prozent.
       
       Mit einer erneuten Kandidatur Lafontaines dürfte das nächste Wahlergebnis
       besser ausfallen – auch wegen dessen Streitlust. Im Landtag wetterte er
       gegen den geplanten Windpark auf dem Berg Litermont. Der grüne
       Bürgermeister Peter Lehnert, der seit Jahren dafür kämpft, ist nicht gut
       auf den Linkenfraktionschef zu sprechen. Seit vielen Jahren kreuzt er mit
       Lafontaine die Klingen. Als Lehnert Aktivist gegen den Kohlebergbau im
       Saarland war, heftete er Lafontaine persönlich das Etikett „nicht wählbar“
       an. „Er war der einzige Politiker, der sich zusammen mit uns hat
       fotografieren lassen, er weiß, wie man populär wird,“ sagt Lehnert nicht
       ohne Anerkennung.
       
       Die Bundespartei wünscht sich offenbar Lafontaines erneute Kandidatur. Für
       die stellvertretende Parteivorsitzende Janine Wissler wäre es ein
       „Verlust“, sollte sich Oskar Lafontaine zurückziehen. „Er ist an der Saar
       bekannt und populär wie kein Zweiter; es wäre gut für den Wahlkampf, wenn
       er sich noch einmal reinwerfen würde.“
       
       16 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christoph Schmidt-Lunau
       
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