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       # taz.de -- Ermittlungen dem Anschlag von Nizza: Der IS beansprucht die Tat für sich
       
       > Vier Personen wurden von französischen Ermittlern festgenommen. Sie sehen
       > noch keine Verbindungen zum Islamismus. Der IS lässt anderes
       > verlautbaren.
       
   IMG Bild: Wer sind die Hintermänner? Gibt es überhaupt welche? Die Ermittlungen laufen
       
       Nizza afp | Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag
       in Nizza mit mindestens 84 Toten für sich beansprucht. Die Miliz erklärte
       am Samstag über ihr Sprachrohr Amak, der Täter sei ein „Soldat des
       Islamischen Staats“ und von dessen Aufrufen inspiriert gewesen. Eine
       unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht. Die französischen Behörden
       haben bisher keinen Hinweis auf eine Radikalisierung des 31-jährigen
       Tunesiers.
       
       Die IS-Agentur Amak berichtete, der Attentäter von Nizza habe auf Aufrufe
       der Miliz reagiert, Bürger der Länder der internationalen Koalition
       anzugreifen, die in Syrien und im Irak gegen die Extremisten kämpft. Zu der
       Koalition gehören neben Frankreich unter anderem die USA, Großbritannien
       und Italien. Deutschland unterstützt die Allianz mit einer Fregatte und
       Aufklärungsflügen.
       
       Die Polizei nahm nach dem Anschlag vier Männer in Gewahrsam. Sie sollen
       nach Angaben aus Justizkreisen aus dem persönlichen Umfeld des Täters
       stammen. Auch die Ex-Frau des Tunesiers wird verhört. Erkenntnisse zu einer
       möglichen Komplizenschaft gibt es bisher nicht.
       
       Als Täter von Nizza wurde der Tunesier Mohamed Lahouaiej-Bouhlel
       identifiziert. Den französischen Geheimdiensten war er nicht als Gefährder
       bekannt. Justizminister Jean-Jacques Urvoas sagte am Samstag dem Sender
       RTL, nichts in den Polizeiakten des Täters habe auf den Anschlag schließen
       lassen. Er sei bisher lediglich im Zusammenhang mit Kleinkriminalität in
       Erscheinung getreten.
       
       ## Das Innenministerium sieht keine Verbindung
       
       Auch das Innenministerium in Paris hat bisher nach eigenen Angaben keine
       Erkenntnisse für einen dschihadistischen Hintergrund der Tat.
       Premierminister Manuel Valls sagte dagegen dem Sender France 2: „Es handelt
       sich ohne Zweifel um einen Terroristen, der Verbindungen zum radikalen
       Islamismus hat.“
       
       Der Tunesier mit Wohnsitz in Nizza hatte am Donnerstagabend während der
       Feiern zum französischen Nationalfeiertag einen Lastwagen in die
       Menschenmenge gelenkt. Dabei wurden mindestens 84 Menschen getötet und mehr
       als 200 weitere verletzt, mehr als 50 davon lebensgefährlich.
       
       Nach Angaben seiner Familie war er schon vor seiner Bluttat gewalttätig
       gewesen. „Er schlug seine Frau, also meine Cousine, er war ein Mistkerl“,
       berichtete ein Familienmitglied am Samstag der Online-Ausgabe der
       britischen Zeitung Daily Mail. „Er trank Alkohol, er aß Schweinefleisch und
       er nahm Drogen.“ Der 31-Jährige Tunesier sei kein Muslim gewesen. Bereits
       zuvor hatte der Vater berichtet, dass sein Sohn früher wegen psychischer
       Probleme ärztlich behandelt worden sei.
       
       Nach Angaben einer Krankenhaussprecherin in Nizza konnten 16 der Toten
       bisher nicht identifiziert werden. Fünf Kinder befinden sich noch in
       Lebensgefahr, drei von ihnen werden künstlich beatmet. Bei dem Anschlag
       kamen auch zahlreiche Ausländer ums Leben, darunter drei Deutsche aus
       Berlin.
       
       ## Das Sicherheitskabinett tagt in Paris
       
       In Paris trat zum zweiten Mal seit den Anschlägen das französische
       Sicherheitskabinett zusammen. An dem Treffen nahmen neben Präsident
       François Hollande unter anderem Premierminister Valls teil sowie die
       Minister für Inneres und Verteidigung, Bernard Cazeneuve und Jean-Yves Le
       Drian, sowie Generalstabschef Pierre de Villiers. Im Anschluss tagte das
       gesamte französische Kabinett.
       
       Aus Regierungskreisen hieß es, im Sicherheitskabinett sei unter anderem
       Hollandes Vorschlag der Einberufung einer Sicherheitsreserve diskutiert
       worden. Insgesamt stehen demnach 180.000 Frauen und Männer bereit, um Armee
       und Gendarmerie im Notfall zu unterstützen. Die Mobilisierung zusätzlicher
       Kräfte könne den gegenwärtigen „Zustand der Ermüdung“ bei Polizei und
       Militär lindern, hieß es aus den Kreisen unter Verweis auf die kürzlich
       beendete Fußball-EM.
       
       Am Samstag wurde der Tatort, die berühmte Strandpromenade von Nizza, wieder
       für den Verkehr geöffnet. An einem Ende der Promenade des Anglais erinnerte
       eine provisorische Gedenkstätte aus Kerzen und Blumen an die Tragödie vom
       Donnerstagabend. In Frankreich gilt noch bis einschließlich Montag eine
       dreitägige Staatstrauer. Für Montagmittag ist eine landesweite
       Schweigeminute geplant.
       
       16 Jul 2016
       
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