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       # taz.de -- Ägyptische Medien über die Türkei: „Das ist kein Militärputsch“
       
       > Medien in Ägypten feierten den Umsturzversuch in der Türkei verfrüht als
       > „Revolution“. In Kairo hatte das Militär 2013 erfolgreich die Macht
       > übernommen.
       
   IMG Bild: Bilder, die auch vom Tahrir-Platz kommen könnten: ein Panzer auf dem Taksim-Platz in Istanbul
       
       Kairo ap | Der [1][Putschversuch in der Türkei] löste fast überall in der
       Welt am Freitagabend Unruhe und Besorgnis aus. In Ägypten aber legten sich
       vor allem viele armeefreundliche Medien rasch fest: Sie erklärten den
       Umsturz zum Erfolg und begrüßten die Absetzung des türkischen Präsidenten
       Recep Tayyip Erdogan. Mindestens drei Zeitungen brachten am Samstag die
       Schlagzeile, dass die türkische Armee den Präsidenten gestürzt habe. Was
       sich als voreilig erwies.
       
       Auch im ägyptischen Fernsehen zeigten sich einige Kommentatoren den
       Putschisten von Ankara und Istanbul sehr zugetan. „Das ist kein
       Militärputsch“, sagte zum Beispiel Moderator Ahmed Mussa. Es sei „eine
       Revolution innerhalb der türkischen Streitkräfte“. Sein Fernsehkollege
       Osama Kamal machte sich offenkundig über Erdogans TV-Äußerungen per
       Smartphone während der Putschnacht lustig.
       
       Ägypten hatte vor fast genau drei Jahren seine eigenen Erfahrungen mit
       einem Eingreifen der Armee gegen einen gewählten Präsidenten: den
       Islamisten [2][Mohammed Mursi, der 2013 vom Militär gestürzt wurde]. Danach
       folgte eine langwierige und [3][heikle Debatte], ob es sich um einen Putsch
       gehandelt habe. Der damalige Militärchef Abdel-Fattah al-Sisi ist
       inzwischen gewählter Präsident Ägyptens.
       
       Die Situation war anders als jetzt in der Türkei. In den Tagen vor Mursis
       Absetzung hatte es Massendemonstrationen gegen den Islamisten gegeben, das
       Militär hatte bei seiner Aktion einigen Rückhalt. In der Türkei waren die
       Putschisten eine Minderheit, und Präsident Erdogan schaffte es mit seinem
       TV-Auftritt über den Internetdienst FaceTime, Massen seiner Unterstützer zu
       mobilisieren und gegen die Umstürzler auf die Straßen zu holen.
       
       ## Kein offizielles Statement aus Kairo
       
       Doch wälzte die Führung in Kairo offenbar lange die Frage, wie sie sich zu
       den Ereignissen von Ankara und Istanbul verhalten soll. Eine offizielle
       Erklärung gab sie jedenfalls zunächst nicht ab, bis auf eine Warnung an
       Ägypter in der Türkei, sich von Konfliktherden fern zu halten.
       
       Anders als die Samstagszeitungen lobten in den sozialen Netzwerken viele
       Aktivisten das Scheitern des Putsches. Es wurden Bilder gepostet von
       Zivilisten, die Soldaten einfingen. Menschenrechtler kritisierten zwar
       Erdogans Vorgehen gegen Journalisten in der Türkei, bekannten aber, dass
       ein Militärputsch nicht das richtige Mittel zum Wandel sei. Der Anwalt
       Gamal Eid appellierte auf Facebook an Erdogan: „Ich wünschte, er würde
       seine Lektion lernen und den Hass auf das Internet stoppen, das er heute
       genutzt hat, um seiner Stimme Gehör zu verschaffen.“
       
       17 Jul 2016
       
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