# taz.de -- Klimacamp gegen Braunkohle: Lautstarker Protest gegen Tagebau
> 800 Menschen demonstrieren gegen den Braunkohleabbau in NRW. Noch bis zum
> 29. August dauert das Protestcamp in Lützerath.
IMG Bild: Das Dorf Borschemich ist bereits verlassen: Die Abraumbagger sind schon bedrohlich nahe
Keyenberg taz | Sommerliche Großaktion gegen die Braunkohle: Rund 800
Kohlegegner demonstrierten am Samstag von Lützerath über Borschemich nach
Keyenberg. Die drei Dörfer liegen in unmittelbarer Nähe des Tagebaus
Garzweiler. In Lützerath findet bis zum 29. August das Klimacamp statt.
Borschemich und Keyenberg sollen in Zukunft den Kohlebaggern weichen – wenn
es nach dem Energiekonzern RWE geht.
Die Demonstrierenden sehen das anders: „Keyenberg kann noch gerettet
werden“, sagte Todde Kemmerich am Samstag vom Lautsprecherwagen herunter.
Die Demonstration und das anschließende Straßenfest sollen den Bewohnern
Mut machen zum Widerstand gegen den Tagebau.
Mit Sambagruppe, selbst gemalten Bannern und internationalen Gästen zogen
junge und alte Klimaschützer sowie besorgte Anwohner am Samstagnachmittag
über die Landstraße. Die polizeiliche Begleitung hielt sich in Grenzen – in
den Worten des Aachener Polizeipräsidenten, Dirk Weinspach, „ein bewusst
gesetztes Zeichen“.
Nach der scharfen Kritik an dem Polizeieinsatz gegen die Kohleproteste des
letzten Sommers setzt Weinspach dieses Jahr auf „Deeskalation und intensive
Gespräche“ und verbrachte mehrere Stunden auf dem Straßenfest in Keyenberg.
Ab Mittwoch rechne er jedoch mit Straftaten und habe in der Spitze den
Einsatz von über 1.000 Beamten und Beamtinnen geplant.
Das Motto des Klimacamps lautet „Skills for System Change“. Bis
Dienstagabend nehmen etwa 400 Wachstumskritiker im Rahmen der
Degrowth-Sommerschule an Diskussionen zum Thema teil, am Mittwoch beginnt
das sogenannte Aktionslabor des Klimacamps.
## Geringes Interesse bei den Anwohnern
Alle Anwohner aus den umliegenden Dörfern wurden mit einem Flugblatt in
ihrem Briefkasten zum Straßenfest eingeladen. Aber nur wenige kamen.
Steffen Wichmann, der mit seiner Familie auf dem Fahrrad vorbeigeschaut
hat, findet die Veranstaltung „klimapolitisch grundsätzlich richtig“. Doch
er glaubt, dass die wirtschaftlichen Interessen überwiegen werden.
Im Dezember beginnt für die 800 Bewohner Keyenbergs offiziell der
Umsiedlungsprozess. Wichmann wohnt seit zehn Jahren in Keyenberg, die
Umsiedlung fällt ihm schwer: „Das Altgewachsene kriegt man in einer neuen
Siedlung einfach nicht hergestellt.“
Andreas Cichy bringt das Dilemma der Bewohner des Braunkohlereviers auf den
Punkt: „Die Leute hier gehen zunehmend aus dem Widerstand raus, weil sie
sich mit den Verhandlungen beschäftigen.“ Cichy wohnt in Wanlo, einem Ort,
der zwar stehen bleiben soll. Aber nur 100 Meter vom Tagebau entfernt.
21 Aug 2016
## AUTOREN
DIR Leonie Sontheimer
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