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       # taz.de -- Österreich streitet über Burkaverbot: Zwangsarbeit und Schleierstreit
       
       > In Österreich wird erneut über eine Verschärfung des Asylrechts
       > diskutiert. Beim Thema Burka will sich die SPÖ an Deutschland
       > orientieren.
       
   IMG Bild: In Österreich soll es verschärfte Kleidervorschriften geben
       
       Wien taz | Die Diskussion über ein Burkaverbot hat auch Österreich
       erreicht. Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz, dessen Sensorium
       für populäre Themen stark ausgebildet ist, hat die Debatte in der
       vergangenen Woche eröffnet. Gleichzeitig will er arbeitslose Asylbewerber
       in Ein-Euro-Jobs auf kommunaler Ebene zwingen. Die meisten seien mangels
       Sprachkenntnissen nicht vermittelbar. Und wer vom Staat ernährt werde, der
       solle auch etwas leisten.
       
       FPÖ-Chef Strache, der schon lange für ein Verbot der Vollverschleierung
       eintritt, verweist auf Facebook auf eine zwei Jahre alte Stellungnahme des
       Außenministers, der von einer „Scheindebatte“ sprach. Frauen mit
       Gesichtsschleier seien in Österreich ein Randphänomen.
       
       Dieser Meinung sind heute noch die Grünen. Und auch Carla-Amina Baghajati,
       die Frauenbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich,
       plädiert für mehr Gelassenheit. Sie selbst habe keine Sympathie für den
       Nikab, vermutet hinter der Forderung aber populistische Motive. Aus dem
       Koran lasse sich ein Gebot der Verschleierung nicht ableiten. Viele junge
       Frauen würden aber mit dem Gesichtsschleier bewusst provozieren wollen.
       Geschäftsleute in der Wiener Innenstadt und Hoteliers in Zell am See
       fürchten, dass die betuchte Klientel aus den Golf-Staaten vergrault wird.
       
       Ein Verschleierungsvorbot vorstellen kann sich indes der SPÖ-Fraktionschef
       Andreas Schieder. Er will der ÖVP entgegenkommen, wenn diese der alten
       SPÖ-Forderung nach der Homo-Ehe nachgebe. Seine Partei prüfe Erfahrungen
       anderer Länder. Eine Lösung, wie sie Deutschlands Innenminister Thomas de
       Maizière vorschlägt, erscheint ihm aber praktikabel: ein Verbot in Ämtern,
       Schulen und hinter dem Steuer. Schon jetzt ist das Tragen von
       Gesichtsschleiern vor Gericht und bei Personenkontrollen untersagt.
       Bildungseinrichtungen steht es frei, entsprechende Verbote in der
       Hausordnung festzuschreiben.
       
       ## Gewerkschaften fürchten Folgen für Langzeitarbeitslose
       
       Die Forderung nach nur symbolisch bezahlten Hilfstätigkeiten für
       Flüchtlinge löste gemischte Reaktionen aus. Der Migrationsexperte Thomas
       Liebig kann sich das vorstellen, wenn diese Tätigkeiten auch einen
       Ausbildungscharakter hätten. Außerdem dürfe nicht der Eindruck vermittelt
       werden, diese Leute müssten wegen Arbeitsunwilligkeit in solche Jobs
       gezwungen werden. „Wir wissen aus Umfragen aus Deutschland, dass die
       meisten Flüchtlinge Arbeit wollen, sich aber schwertun, etwas zu finden“,
       sagte er dem Standard. Die Gewerkschaften fürchten, dass solche Maßnahmen
       die Tür für einen Niedriglohnsektor auch für einheimische
       Langzeitarbeitslose aufstoßen würden.
       
       Verschärfungen im Asyl- und Fremdenrecht wünscht sich auch
       ÖVP-Innenminister Wolfgang Sobotka. Er will, dass rechtskräftig verurteilte
       Asylwerber den Anspruch auf Asyl verlieren. Über das Wochenende ruderte er
       etwas zurück. Bei schweren Verbrechen gilt diese Regelung schon jetzt.
       
       22 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Leonhard
       
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