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       # taz.de -- Planetarium in Prenzlauer Berg: Die Sterne strahlen wieder
       
       > Das Zeiss-Großplanetarium eröffnet am Donnerstag nach zwei Jahren
       > Modernisierung und macht nun „Wissenschaftstheater“.
       
   IMG Bild: Funkelnagelneu: Das Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer Allee wurde für 13 Millionen Euro saniert.
       
       Es riecht sehr neu, es ist unfassbar leise, und die Stühle sind bequemer
       als früher und bewegbar. Das sind die Unterschiede, die dem Besucher zuerst
       auffallen, der unter der frisch sanierten Kuppel des Zeiss-Großplanetariums
       an der Prenzlauer Allee Platz nimmt. Über zwei Jahre war das Haus
       geschlossen, doch von außen war von den Baumaßnahmen kaum etwas zu
       bemerken. Im Inneren des ursprünglich 1987 eröffneten und bis vor Kurzem im
       Originalzustand erhaltenen DDR-Vorzeigebaus hat sich jedoch einiges getan.
       
       „Wir haben den Planetariumssaal komplett entkernt und eine neue
       Projektionskuppel sowie neue Technik eingebaut“, erklärt Tim Florian Horn,
       Direktor des Planetariums. Wo früher zu Beginn einer Vorstellung 100
       Diaprojektoren in Position klapperten, um Bilder an die Kuppel zu werfen,
       kann heute ebenso zeitgemäße wie leise Videotechnik 360-Grad-Filme
       abspielen.
       
       Auch der 3,5 Tonnen schwere Sternenprojektor Cosmorama, noch per Hand in
       den Werken des VEB Carl Zeiss Jena zusammengebaut und mit Glühlampen
       beleuchtet, wurde ausgetauscht. Das moderne, im Vergleich winzige Gerät
       kann dank LEDs über 9.000 gestochen scharfe Sterne an die Kuppel
       projizieren.
       
       Vereint wird die neue Technik in vorerst vierzehn verschiedenen Programmen
       den Zuschauern die Astronomie, aber auch andere Wissenschaften nahebringen.
       „Wir wollen die Kuppel nutzen, um an jeden Ort unserer Erde und unseres
       Kosmos zu reisen“, sagt Horn.
       
       ## „Die drei ???„ und Space Rock
       
       Er sieht sein Haus in der Tradition der Volksbildung in Berlin wie etwa der
       naturwissenschaftlichen Vorträge Alexander von Humboldts und der 1888
       eröffneten Urania. Statt von Planetarium spricht Horn daher lieber von
       Wissenschaftstheater. Dank neuer Technik soll das Berliner nun eines der
       modernsten der Welt sein. Auf dem am Donnerstag startenden
       Eröffnungsprogramm stehen eine Reise durch die Astronomiegeschichte und den
       Sternenhimmel Berlins, Shows über Asteroiden, Charles Darwins
       Evolutionsforschung sowie diverse Angebote für Kinder. Zudem sind Musik-
       und Unterhaltungsshows, darunter „Die drei ???“-Hörspiele und eine „Space
       Rock Symphonie“ vorgesehen.
       
       Ein Teil der wissenschaftlichen Shows wird live vor Ort gesteuert und
       moderiert, was es möglich macht, auf aktuelle Sternenkonstellationen
       einzugehen. Für Kitas und Schulen gibt es spezielle Angebote, zu denen auch
       das Erstellen eigener Vorführungen gehört. Zur Pressekonferenz am Dienstag
       wurde schon einmal vorgeführt, dass die Kombination aus Sternenhimmel,
       360-Grad-Video und sattem Sound wesentlich beeindruckender ist als die alte
       Diavortrag-Technik.
       
       Rasant kann man nun aus der Kuppel des Planetariums über die Stadt in
       entferne Galaxien und zurück bis in die Zelle eines Baums reisen. Das macht
       Spaß, erfordert aber einen robusten Magen. Denn dass die neuen Stühle
       kippbar und beweglich sind, hilft nicht, wenn man sich dringend
       vergewissern muss, ob noch die Bilder fliegen oder schon man selbst.
       
       ## Verbeugung vor der Geschichte
       
       Gut 13 Millionen Euro hat die Sanierung des Baus gekostet. Neben der neuen
       Technik wurde auch das Foyer des Gebäudes entrümpelt und umgebaut, das
       angeschlossene Kino modernisiert und Platz für ein Bistro gemacht, das
       jedoch erst im Herbst öffnet. Die alten Hinweisschilder, die
       Holzverkleidung der Kinowand und der Ausschanktresen des Bistros sind
       erhalten geblieben. „Das Planetarium steht nicht unter Denkmalschutz, aber
       wir haben uns bemüht, die Geschichte des Hauses zu wahren“, erklärt Horn.
       
       Zur 750-Jahr-Feier Berlins war es als Kulturangebot der sozialistischen
       Vorzeigesiedlung Ernst-Thälmann-Park von Erich Honecker eröffnet worden.
       Daran soll in Zukunft eine Ausstellung im Foyer erinnern. Bislang stehen
       dort jedoch nur der Cosmorama und ein alter Dia-Projektor – als Erinnerung
       daran, wie man einst aus Ostberlin zu den Sternen reiste.
       
       24 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Juliane Wiedemeier
       
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