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       # taz.de -- Deutsche Luftwaffe in der Türkei: Linkspartei drängt auf den Abflug
       
       > Der Bundeswehrstützpunkt im türkischen Incirlik ist zum Problem geworden.
       > Das ist nicht erst seit dem Putschversuch so.
       
   IMG Bild: Fertig zum Abflug: Bundeswehrsoldaten im türkischen Incirlik.
       
       Berlin taz | Sie fliegen wieder. Am Montagmorgen stiegen Bundeswehrpiloten
       in Incirlik in ihre Tornados und starteten zu Aufklärungseinsätzen in
       Richtung Syrien. Am Tag drei nach dem [1][gescheiterten Militärputsch] ging
       das Leben auf der südtürkischen Luftwaffenbasis „langsam wieder zur
       Normalität über“. So formulierte es zumindest ein Sprecher des
       Verteidigungsministeriums in Berlin.
       
       Die 240 in Incirlik stationierten Bundeswehrsoldaten hatten zuvor ein
       Wochenende im Ausnahmezustand erlebt: Weil die türkische Regierung nach dem
       Putschversuch von Freitagabend Flugbeschränkungen ausgerufen hatte, blieben
       die Bundeswehrflugzeuge am Boden. Die Soldaten durften den Stützpunkt nicht
       verlassen und sich auch innerhalb des Geländes nicht frei bewegen.
       
       Während der Ausgangssperre führten örtliche Sicherheitskräfte innerhalb der
       Basis einen Einsatz durch: Sie nahmen General Bekir Ercan Van fest, den
       türkischen Kommandeur des Stützpunkts. Ihm wird vorgeworfen, den Putsch
       unterstützt zu haben. Am Montag Nachmittag starteten türkische
       Strafermittler dann eine Razzia auf dem Gelände, laut der staatlichen
       Nachrichtenagentur Anadolu waren zwei leitende Staatsanwälte an der
       Durchsuchung beteiligt. Die Rückkehr zur Normalität, sie verläuft offenbar
       wirklich nur langsam.
       
       Seit Anfang Dezember 2015 sind deutsche Soldaten in Incirlik stationiert.
       Sie nehmen am Kampf gegen den IS in Syrien und dem Irak teil, die
       Entfernung zur syrischen Grenze beträgt nur etwas mehr als 100 Kilometer.
       Für den Einsatz ist die Basis also perfekt gelegen. Dennoch bereitet der
       Stützpunkt dem Verteidigungsministerium Probleme – und das nicht erst seit
       dem Putschversuch.
       
       ## „Regierung muss Soldaten abziehen“
       
       Infolge der umstrittenen Armenien-Resolution des Bundestags lehnte die
       türkische Regierung in den vergangenen Wochen mehrere Besuche aus
       Deutschland ab. Verteidigungsstaatssekretär Ralf Brauksiepe (CDU),
       Journalisten und Abgeordnete erhielten keine [2][Genehmigungen für
       Truppenbesuche]. Mehrere deutsche Politiker, darunter Bundestagspräsident
       Norbert Lammert (CDU), dachten deshalb schon vor Freitag laut über einen
       Abzug nach.
       
       In der Linkspartei werden aus diesen Überlegungen nun konkrete Forderungen.
       „Die Regierung muss die deutschen Soldaten aus Incirlik abziehen“, sagte
       die Abgeordnete Sevim Dağdelen am Montag angesichts des Putschversuchs und
       der Gegenmaßnahmen.
       
       Aus den übrigen Fraktionen kommen zurückhaltendere Töne. „Es ist jetzt,
       angesichts der dramatischen Lage in der Türkei, nicht die Zeit für
       Aktionismus und überhastete Entscheidungen“, sagte die Grünen-Abgeordnete
       Agnieszka Brugger der taz. Es müsse aber gehandelt werden, „wenn die Lage
       noch weiter eskaliert oder dem Bundestag weiterhin das Besuchsrecht von der
       türkischen Regierung verweigert wird“. Sollten die Abgeordneten den
       Stützpunkt weiterhin nicht besuchen dürfen, werde der Bundestag die
       Stationierung in der Türkei kaum verlängern.
       
       ## Alternative Jordanien
       
       Ähnlich äußerte sich CSU-Politiker Florian Hahn. „Die ersten Reaktionen der
       Türkei auf den Putschversuch stimmen uns natürlich nicht unbedingt
       optimistisch. Wir sollten trotzdem in aller Ruhe abwarten, wie sich die
       Lage im Land insgesamt entwickelt“, sagte er der taz. Allerdings bezweifelt
       auch Hahn, dass der Bundestag der Stationierung in der Türkei ohne
       Besuchserlaubnis erneut zustimmt
       
       Damit wäre der Anti-IS-Einsatz aber nicht automatisch am Ende: Ins Spiel
       kommt jetzt wieder eine Stationierung in Jordanien. Schon vor Beginn der
       Aufklärungsmission hatte das Verteidigungsministerium dorthin ein
       Erkundungskommando geschickt, sich dann aber wegen der besseren
       Infrastruktur für Incirlik entschieden.
       
       Nach Angaben des Ministeriums bleibt es auch jetzt dabei – allerdings nur
       „bis auf Weiteres“. Nach einem Treueschwur klingt das nicht.
       
       18 Jul 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Putschversuch-in-der-Tuerkei/!5325495/
   DIR [2] /Besuchsverbot-fuer-Abgeordnete-bleibt/!5320558/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
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