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       # taz.de -- Schießerei in München: Was wir wissen und was nicht
       
       > Nach der Schießerei in München ist sehr vieles noch unklar. Zu Tätern und
       > Hintergründen weiß man noch nichts Konkretes. Einiges ist aber bekannt.
       > (Stand: 3.00 Uhr)
       
   IMG Bild: Ein Polizist auf dem Marienplatz in München
       
       München/Berlin dpa/taz | Bei der Attacke in München mit Verletzten und
       mehreren Todesopfern spricht die Polizei von einer „akuten Terrorlage“.
       Zugleich war die Situation auch Stunden nach dem ersten Alarm um kurz vor
       18 Uhr völlig unübersichtlich.
       
       Was ist passiert? Laut Polizei hatten gegen 17.50 Uhr am Freitag erstmals
       Zeugen von einer Schießerei auf der Hanauer Straße berichtet, die sich
       später in das anliegende Olympia-Einkaufszentrum verlagert habe. Zeugen
       hätten von bis zu drei Bewaffneten Personen mit Schusswaffen gesprochen.
       Die Polizei ging im Laufe der Nacht jedoch nur von einem, inzwischen
       vermutlich von eigener Hand getöteten, Täter aus.
       
       Wie viele Opfer gibt es? Sicher ist, dass Menschen ums Leben gekommen sind.
       „Eine traurige Nachricht: Die Zahl der Toten steigt auf 8“, schrieb die
       Polizei gegen 22.30 Uhr auf Twitter. Nach ein Uhr wurde mitgeteilt, dass
       ein weiteres Opfer seinen Verletzungen erlegen sei. Bislang sind 21
       Verletzte durch die Polizei bestätigt worden. Später wurde ein weiterer
       Toter vermeldet, der der mutmaßliche Täter ist.
       
       Wie viele Täter gibt es? Die Polizei ging zwischenzeitlich von bis zu drei
       Tätern aus. In ihrer Pressekonferenz in der Nacht auf Samstag war jedoch
       nur noch von einem einzelnen Täter die Rede.
       
       Was weiß man über den oder die Täter? Der Schütze, ein 18-jähriger
       Deutsch-Iraner, habe mit hoher Wahrscheinlichkeit alleine gehandelt, teilte
       sie am frühen Samstagmorgen mit. Die Leiche des jungen Mannes sei etwa
       einen Kilometer vom Einkaufszentrum gefunden worden. Er habe sich sehr
       wahrscheinlich selbst getötet, sagte Münchens Polizeipräsident Hubertus
       Andrä.
       
       Was weiß man über das Motiv? Bisher gar nichts. „Wir haben einen
       Terrorverdacht“, sagte ein Polizeisprecher am Freitagabend. Dieser bestehe
       auf Grundlage der Aussagen verschiedener Zeugen. Hinweis auf eine
       islamistischen Anschlag gibt es nicht. „Aktuell sind mir dazu keine
       Hinweise bekannt“, sagte ein Polizeisprecher am Freitagabend vor
       Journalisten. Auf Twitter bat die Polizei darum, sich mit Spekulationen
       zurückzuhalten.
       
       Was ist das Olympia-Einkaufszentrum? Das OEZ im Stadtteil Moosach wurde für
       die Olympischen Sommerspiele 1972 gebaut und später mehrfach erweitert. Es
       ist laut Selbstdarstellung mit mehr als 135 Shops, Cafés und Restaurants
       auf zwei Etagen das größte Shoppingcenter in Bayern. Es liegt nur wenige
       hundert Meter vom Olympiastadion entfernt, rund sechs Kilometer
       nordwestlich der Altstadt.
       
       Gab es Schießereien an weitere Tatorten? Offenbar nicht. Gegen 19.30 Uhr
       twitterte die Polizei, dass sie gerüchteweise von einer Schießerei in der
       Innenstadt gehört habe. Die Lage sei aber unklar. Kurz nach 20 Uhr meldete
       Reuters, dass es laut Feuerwehr am Karlsplatz (Stachus) wohl keine
       Schießerei gegeben habe. Gegen 21.30 Uhr schrieb die Polizei, sie könne
       außer der Hanauer Straße keine weitere Tatorte bestätigen.
       
       Wer unterstützt die Polizei? Nach dem Attentat in einem Münchner
       Einkaufszentrum hat die Polizei Spezialeinheiten aus mehreren anderen
       Bundesländern angefordert. Darunter ist auch das GSG9 der Bundespolizei,
       wie ein Polizeisprecher am Freitagabend der Deutschen Presse-Agentur sagte.
       Die GSG 9 ist ein Spezialkommando der Bundespolizei und wird auch im
       Antiterrorkampf eingesetzt.
       
       Wie ist die Lage in der Stadt? Das ist unklar. Die Polizei forderte die
       Bevölkerung auch auf Englisch, Französisch und später auch auf Türkisch
       dringend dazu auf, öffentliche Plätze zu meiden. Es gebe „starke
       Polizeikräfte in der gesamten City. Wir fahnden mit Hochdruck nach den
       Tätern“, twitterte die Polizei gegen 20.15 Uhr. Diese Warnungen wurden im
       Laufe der Nacht wieder aufgehoben. Zudem bat sie dringend darum, keine
       Fotos und Videos des Polizeieinsatzes im Internet zu veröffentlichen, um
       den Tätern nicht zu helfen. Der Bahn- und Busverkehr wurde in der gesamten
       Stadt eingestellt, der Hauptbahnhof geräumt. Laut Bahn gab es dort seit
       19.45 Uhr keinerlei Zugverkehr mehr. Später wurde auch der komplette
       Verkehr auf der S-Bahn-Stammstrecke wegen des Polizeieinsatzes eingestellt.
       Das Tollwood-Festival, bei dem am Abend im Olympiapark mehrere Bands
       auftreten sollten, wurde nach Angaben der Polizei abgesagt. Die Menschen
       seien aufgefordert worden, nach Hause zu gehen, sagte ein Sprecher.
       
       Was können Müncher tun, die nicht weiterkommen? Über die sozialen Medien
       wie Twitter werden unter dem Hashtag #offenetür Angebote gesammelt, wo
       Menschen unterkommen können, die nicht nach Hause kommen. Auch die
       Staatskanzelei hat ihre Türen geöffnet. Die Polizei hat ein Infotelefon für
       die Bürger geschalten. Telefon-Nr. 089/29101910. Zudem veröffentlichte sie
       die Nummer der zentralen Auskunfts- und Vermisstenstelle für Angehörige:
       0800 7766350
       
       Wie reagiert die Politik? Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU)
       hat für Samstag um 11.00 Uhr eine Sondersitzung seines Kabinetts
       einberufen. Bundespräsident Joachim Gauck hat sich bestürzt geäußert. „Der
       mörderische Angriff in München entsetzt mich zutiefst“, wurde Gauck in
       einer Mitteilung des Bundespräsidialamtes zitiert. US-Präsident Barack
       Obama bietet seine Unterstützung an. Tschechien verstärkte die
       Polizeistreifen im Grenzgebiet zu Deutschland. „Vor allem für den Fall,
       dass einer der Täter versuchen sollte, aus Deutschland zu fliehen“, sagte
       Innenminister Milan Chovanec.
       
       22 Jul 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gereon Asmuth
       
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