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       # taz.de -- Kommentar Clintons Nominierung: Eine Frau gehört ins Weiße Haus
       
       > Hillary Clinton muss die Wahl gewinnen, denn Trump wäre eine Katastrophe.
       > Es geht aber auch um eine andere historische Konstellation.
       
   IMG Bild: Clinton und Obama Anfang Juli in North Carolina
       
       Hillary Clinton setzt sich für viele wichtige Dinge ein. Zum Beispiel für
       die Belange Behinderter, anstatt diese zu verspotten. Am späten
       Dienstagabend traten bei der Parteiversammlung der Demokraten in
       Philadelphia auch die Mütter einiger jener jungen Afro-Amerikaner, die in
       den vergangenen gut drei Jahren von Cops, in schwarzen Bandenkriegen oder
       einfach nur so an einer Tankstelle erschossen wurden, auf die Bühne; weil
       Hillary Clinton keine Schwierigkeiten hat, eine einfache Wahrheit
       auszusprechen: „Black lives matter“.
       
       Clinton hat seit Beginn ihrer juristischen Karriere für die Rechte von
       Kindern gekämpft und auf eine allgemeine Krankenversicherung hingearbeitet.
       Sie besuchte Verletzte der Attentate vom 11. September 2001 im Krankenhaus,
       sie streitet für eine Gefängnisreform, gegen den US-amerikanischen
       Waffenwahn und für einen Mindestlohn, der es Familien ermöglicht, nicht in
       Armut zu leben. All dessentwegen, aber auch vielen strategischen Erwägungen
       zuliebe haben die Demokraten sie am Dienstag zu ihrer Kandidatin für die
       Präsidentschaftswahlen im November nominiert.
       
       Hillary Clinton muss die Wahlen für das Weiße Haus im November gewinnen.
       Alles andere käme für die USA wie für Europa und andere Demokratien einer
       politischen Katastrophe gleich. Eine Wahl Donald Trumps wäre zuallererst
       auch Ausdruck einer prekären gesellschaftlichen Situation, in der das
       Fundament der westlichen Demokratien nicht mehr tragfähig zu sein scheint.
       Vor den Wahlen in Frankreich, 10 Monate vor der Bundestagswahl, wäre das
       kein gutes Omen.
       
       Bei ihrer Wahl geht es aber noch um etwas anderes. Kurz vor Mitternacht
       laufen über den großen Monitor in Philadelphia hintereinander die Portraits
       von 44 US-Präsidenten. Die meisten von ihnen tragen einen Bart. Erst in dem
       Moment ist der Abend zu seinem emotionalen Kern durchgedrungen. Auf dem
       Monitor zerbirst eine Glasscheibe, die symbolische “gläserne Decke“.
       
       Hillary Clinton erscheint via Satellit aus New York auf dem Bildschirm.
       Ihre Ansprache ist kurz. Sie dankt der Versammlung für deren Vertrauen. Sie
       verspricht den jungen amerikanischen Frauen, dass auch eine von ihnen
       einmal US-Präsidentin werden könne. Und vermutlich spüren jetzt mindestens
       Millionen von Frauen in den USA und weltweit untrüglich, wie wichtig es
       ist, dass Hillary Clinton Geschichte schreibt. Mit der einen oder anderen
       Träne im Augenwinkel.
       
       In schlichten Worten schilderte am Dienstagabend Van Jones, US-Linker und
       früherer Obama-Berater, wie er die Wahl von Barack Obama vor acht Jahren
       erlebte. Mit seinen damals noch kleinen Söhnen habe er, selbst
       Afro-Amerikaner, die Wahl beobachtet. Einer seiner Söhne saß ihm dabei auf
       dem Schoß. Der sei irgendwann zu seiner Mama gelaufen und habe diese
       gefragt: Was ist „Geschichte“ und warum bringt sie Papa zum Weinen?
       
       Ein Schwarzer ist in den USA Präsident geworden, bevor jemals eine (weiße)
       Frau von einer großen Partei überhaupt nur nominiert wurde, dafür zu
       kandidieren. Ich selbst werde weinen und meine nicht mehr ganz so kleinen
       Kinder auf den Schoß nehmen, wenn Hillary Clinton am 8. November
       hoffentlich zur Präsidentin der Vereinigten Staaten gekürt werden wird.
       
       27 Jul 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Junge
       
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