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       # taz.de -- EU will Elfenbeinhandel nicht stoppen: Gar nicht elefantastisch
       
       > Eigentlich ist Elfenbeinhandel verboten, uneigentlich gibt es viele
       > Ausnahmen. Brüssel will daran nichts ändern. Das düpiert viele Staaten in
       > Afrika.
       
   IMG Bild: Nicht im Bild: die Stoßzähne, Objekt der Begierde
       
       BERLIN taz | Alle 15 Minuten stirbt ein Elefant durch Menschenhand – wegen
       seiner begehrten Stoßzähne. Sollten die Bestände weiter so rasch abnehmen,
       könnte das größte Landsäugetier bereits in 25 Jahren ausgestorben sein.
       
       Die Mehrheit der afrikanischen Staaten fordert im Vorfeld der Konferenz des
       Washingtoner Artenschutzabkommens (Cites) Ende September ein weltweites
       Pauschalverbot, mit Elfenbein zu handeln. Ausgerechnet aus der
       EU-Kommission kommt dazu Gegenwind.
       
       „Die Forderung nach einem generellen Verbot scheint nicht berechtigt“,
       schreibt die Behörde in einem Positionspapier. „Wir brauchen die
       Unterstützung der EU,“ verlangt Azizou El Hadj Issa, Ratspräsident der
       afrikanischen Elefantenkoalition, in der sich 29 afrikanische Staaten
       zusammengeschlossen haben.
       
       Eigentlich ist der Handel mit Elfenbein seit 1989 verboten. Seit 1999 gibt
       es jedoch viele Ausnahmen, die den legalen Handel wieder ermöglichen.
       „Legal“ ist Elfenbein dann, wenn es vor 1989 erworben wurde oder von
       natürlich verstorbenen Elefanten stammt. „Der Markt wird strengstens
       überwacht in den EU-Mitgliedstaaten“, sagt Umweltkommissar Karmenu Vella.
       
       ElefantenschützerInnen halten es dagegen für unrealistisch, zwischen
       legalem und illegalem Markt zu trennen. Als Beleg führen
       Umweltorganisationen wie Pro Wildlife die Lockerung des internationalen
       Handelsverbots an. Während es in Kraft war, brachen die Absatzmärkte ein,
       die Elefantenbestände erholten sich deutlich.
       
       ## Drastischer Anstieg der Wilderei
       
       Die Wiederaufnahme des Verkaufs von Lagerbeständen hatte weitreichende
       Folgen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universitäten Berkeley und
       Princeton zeigt, dass die Maßnahme zu einem drastischen Anstieg der
       Wilderei führte. Die Forscher erklären, dass geringerer Stigmatisierung
       durch die Legalisierung eine vermehrte Nachfrage folgte, die wiederum den
       Schwarzmarkt aufblühen ließ.
       
       „Zehntausende Elefanten haben die Lockerung des Handelsverbots mit ihrem
       Leben bezahlt. Die legalen Schlupflöcher hatten zur Folge, dass gewildertes
       Elfenbein in den legalen Verkauf eingeschleust wurde. Denn einem Stoßzahn
       ist nicht anzusehen, woran der Elefant gestorben ist“, sagt Annette
       Sperrfechter, Sprecherin von Pro Wildlife.
       
       Die African Elephant Coalition drängt deshalb darauf, den Handel völlig zu
       untersagen, Elfenbeinbestände zu zerstören und den Verkauf lebender
       Elefanten einzuschränken. Zudem solle die Cites-Konferenz Elefanten in die
       höchste Schutzkategorie aufnehmen. Die EU-Kommission hält dagegen, da „die
       Kriterien nicht erfüllt“ und „Bestände in Botswana, Namibia, Südafrika
       nicht rückläufig sind“.
       
       Für Vella liegt das größte Gefahrenpotenzial für Elefanten in bestechlichen
       Beamten. Es sollte bei der Vertragsstaatenkonferenz darum gehen,
       „Korruption zu bekämpfen, lokale Gemeinschaften zu unterstützen und die
       Nachfrage nach illegalem Elfenbein zu reduzieren“.
       
       29 Jul 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Clara Heinrich
       
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