URI: 
       # taz.de -- Studie über Schiffsgeräusche: Lärm stört Buckelwale beim Fressen
       
       > Die riesigen Säugetiere werden durch die Geräusche bei ihrer
       > Nahrungssuche gestört. Das haben US-Forscher herausgefunden.
       
   IMG Bild: Kein guter Zeitpunkt für einen Snack
       
       Berlin taz/dpa | Schiffsgeräusche können Buckelwale bei der Nahrungssuche
       beeinflussen. In der Gegenwart von Schiffen sind die bis zu 19 Meter langen
       Tiere beim Tauchen nach Beute weniger erfolgreich. Zu diesem Ergebnis kommt
       eine Studie mit Messdaten aus dem Nordatlantik. Hannah Blair von der
       Syracuse University im US-Staat New York und ihre Kollegen veröffentlichten
       ihre Studie im Fachjournal Biology Letters der britischen Royal Society.
       
       Für die Untersuchung bestückten die Forscher zehn Buckelwale mit Sensoren.
       Diese zeichneten die Bewegungsabläufe der Tiere und die Umgebungsgeräusche
       auf. Die Registrierung erfolgte nachts, sie begann jeweils eine Stunde nach
       Sonnenuntergang und endete eine Stunde vor Sonnenaufgang.
       
       Ein auffälliges Fressverhalten der Buckelwale ist die Seitenrolle, bei der
       sich die Meeressäuger bei der Jagd nach Sandaalen auf die Seite drehen. Die
       Forscher registrierten 29 Prozent weniger Seitenrollen, wenn
       Schiffsgeräusche zu hören waren. Zudem tauchten die Tiere unter
       Lärmeinfluss wesentlich langsamer zur Meeresoberfläche auf oder von dieser
       ab. Auch reagierten weibliche Wale sensibler auf Lärm.
       
       Blair und Kollegen haben mehrere mögliche Erklärungen für das veränderte
       Verhalten der Wale: Die Tiere könnten sich in ihren Möglichkeiten,
       aufzutauchen und Luft zu holen, beeinträchtigt fühlen. Auch könnten die
       Geräusche dazu führen, dass sich die Sandaale vermehrt in den Boden
       einbuddeln, was die Jagd schwieriger macht. Zudem könnten die
       Schiffsgeräusche die Verständigung der Wale untereinander stören, wenn sie
       ihre Nahrungssuche koordinieren.
       
       ## Lösungen für den Lärm
       
       Für den Meeresbiologen David Pfender von der deutschen Abteilung der
       Walschutzorganisation Whale and Dolphin Conservation (WDC) ist Lärm in den
       Meeresgewässern ein „lösbares“ Problem. Man müsse zwischen zwei Arten Lärm
       unterscheiden: „Die einmalig auftretenden Impulse, wie bei einer
       seismischen Untersuchung, können das Gehör der Tiere schädigen“, erklärt
       der Kampagnenreferent von WDC. Ständige Geräusche wie der Schiffslärm
       „legen quasi eine Maske auf die Kommunikation und behindern diese.“
       
       Aber es gebe Alternativen, sagt Pfender. Gerade bei seismischen
       Untersuchungen, bei denen sonst Schallbomben genutzt würden, verfüge man
       bereits über Lösungsansätze. Auch in der Schifffahrt werde nach
       Möglichkeiten gesucht.
       
       Buckelwale gehören zu den Bartenwalen. Sie kommunizieren in tiefen
       Frequenzbereichen miteinander und können so Signale senden, die
       kilometerweit zu hören sind. „Bei ihrer Nahrungssuche organisieren sich
       Buckelwale. Schiffslärm ist dabei fatal“, betont Stephan Lutter,
       Meeresschutzreferent von der Tierschutzorganisation WWF. Er plädiert daher
       für die Einführung von Schutzgebieten für Großwale.
       
       Nach Angaben des WWF gibt es etwa 68.000 Buckelwale weltweit. Das
       jahrzehntelange Jagdverbot in den meisten Meeresregionen hat dazu geführt,
       dass sich die Bestände von Buckelwalen gut erholt haben. Auf der Roten
       Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN ist für die Tiere
       „wenig Besorgnis“ verzeichnet. Das amerikanische Gesetz gefährdeter Arten
       stuft sie aber noch als „gefährdet“ ein.
       
       10 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Achorner
       
       ## TAGS
       
   DIR Wale
   DIR Tierschutz
   DIR Meeressäuger
   DIR Bio-Lebensmittel
   DIR Walfang
   DIR Tierschutz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Interview mit Vokü-Koch Wam Kat: „Kochen ist politisch“
       
       Wam Kat hat schon Hunderttausende AktivistInnen bekocht. Vor fünf Jahren
       gründete der 59-Jährige in Brandenburg seine eigene VoKü. Ein Treffen.
       
   DIR Fischerei in Norwegen: Ein Land gegen die Wale
       
       Nirgends töten Fischer so viele Wale wie in Norwegen. Kommerziell ist das
       Geschäft für die Jäger uninteressant – doch sie harpunieren weiter.
       
   DIR Hunderte tote Meeressäuger: Japaner schlachten weiter Wale
       
       Trotz internationalem Verbot sind japanische Trawler mit 333 Zwergwalen aus
       der Antarktis zurückgekehrt. Die Proteste fielen gering aus.