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       # taz.de -- ADFC schlägt Rad-Schnellwege vor: Warum nicht nah am Wasser bauen?
       
       > Der ADFC hat in einem Wettbewerb Ideen für künftige Radschnellrouten
       > gesammelt und prämiert. Vom Senat kommen dazu positive Signale.
       
   IMG Bild: Schick und schnell – leider im Ruhrgebiet und nicht in Berlin
       
       Für alle, die mit dem Rad zur Arbeit fahren, ist es ein alter Traum: zügig
       weite Strecken zurückzulegen, ohne ständig von roten Ampeln ausgebremst zu
       werden. Spätestens seit das Pedelec auch Distanzen von 10 oder 15
       Kilometern ihren Schrecken nimmt, fragen sich viele nur noch: Wann kommen
       sie denn endlich, die Fahrrad-Highways?
       
       Einige mehr oder weniger realistische Vorschläge gibt es bereits – die
       Strecke entlang der Stammbahn nach Potsdam etwa oder die „Radbahn“ unterm
       Viadukt der U1. Der von der Initiative Volksentscheid Fahrrad vorgelegte
       Entwurf eines Rad-Gesetzes macht den Bau von Schnellwegen zur Pflicht, aber
       er benennt keine konkreten Strecken. Am Montag hat nun der Berliner
       Landesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) die
       [1][Ergebnisse eines Ideenwettbewerbs vorgestellt] und mehrere Vorschläge
       prämiert. Vorgegeben waren eine Mindestlänge von 5 Kilometern undStandards
       wie eine Breite von 4 Metern und möglichst wenige Kreuzungen.
       
       Absolute „Kreuzungsfreiheit“ war dabei kein Kriterium. Denn, so
       ADFC-Geschäftsführer Philipp Poll, „schnelle Verbindungen können durchaus
       auch straßenbegleitend sein“. Es komme dann eben darauf an, dem Radverkehr
       Vorrang zu gewähren.
       
       Überraschungen gab es wenige unter den neun eingereichten Routen, genau
       genommen eigentlich nur eine: die von Philipp Poll höchstpersönlich. Er
       schlägt eine Strecke von Tiergarten nach Neukölln nicht nur entlang des
       Landwehrkanals vor – sondern auch auf dem Kanal selbst: Zwischen
       Charlottenburger Tor und Zossener Brücke soll die „Radschnellroute“ (so der
       vom ADFC favorisierte Begriff) auf einem Steg verlaufen, der vom Ufer aus
       über das Wasser reicht und dort von Stützen getragen wird.
       
       Ob diese Idee angesichts der vielen beteiligten Behörden und potenziellen
       Konflikte überhaupt realisierbar wäre [2][(man denke nur an das jahrelange
       Gerangel um Baumfällungen am Kanal)], konnte die dreiköpfige Jury des
       Wettbewerbs nicht sagen. Bemerkenswert erschien sie ihr trotzdem, weshalb
       es auch einen Sonderpreis dafür gab – so wie für den Vorschlag, den
       schnellen Radlern auf der West-Ost-Magistrale
       Kaiserdamm–Bismarckstraße–Straße des 17. Juni den Mittelstreifen
       freizuräumen, auf dem heute noch in endlosen Reihen die Pkws parken.
       
       Die drei regulären Preise gingen an Ideen, die sich ungenutzte
       Gleistrassen oder Begleitwege von Autobahnen zunutze machen: den gut 13
       Kilometer langen „Panke-Trail“ zwischen Mauerpark und Buch (teilweise über
       die alte Stettiner Bahn), die Verbindung Görlitzer Park–Teltowkanal, die
       unter anderem am derzeit im Bau befindlichen Teilstück der A100
       entlangführen würde, und einen Schnellweg auf der Nordbahn zwischen Frohnau
       und Wilhelmsruh.Letzterer Vorschlag sollte eigentlich bis zur Bornholmer
       Straße reichen, aber für diesen Trassenabschnitt ist ein künftiger
       Regionalbahnbetrieb bereitsfest vorgesehen.
       
       ## Teure Brücken
       
       Eine Kostenschätzung war beim Ideenwettbewerb nicht vorgesehen und wäre
       auch nicht zu leisten gewesen. Am teuersten dürften aber die
       Brücken-Neubauten sein, die in einigen Szenarien notwendig wären. Wobei
       manche Brücke längst geplant ist, aber auf der Prioritätenliste des Senats
       seit Jahren immer wieder nach unten rutscht. Der Britzer Zweigkanal etwa
       schneidet den perfekt ausgebauten Radweg entlang der A113 nach Adlershof
       von der Innenstadt ab – wer diese Route nutzen will, muss bislang einen
       erheblichen Umweg in Kauf nehmen.
       
       Dass das Thema inzwischen auch vom Senat ernst genommen wird, zeigte die
       Anwesenheit von Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler im winzigen
       Presseraum des ADFC. Er durfte im Anschluss eine frohe Botschaft verkünden:
       Seine Verwaltung stelle gerade eine Liste von 30 „Relationen“ für
       potenzielle Schnellwege zusammen, in die auch die vom ADFC prämierten
       Eingang finden. „Spätestens in acht Wochen“ werde man sich daranmachen,
       eine Auswahl realisierbarer Projekte zu treffen.
       
       In jedem Fall dämpfte Gaebler die Erwartungshaltung der Anwesenden: „Bei
       dem derzeit üblichen Planungsvorlauf sollte niemand erwarten, dass hier
       schon im kommenden Jahr irgendetwas gebaut werden kann.“ Man versuche
       bereits, diesen Vorlauf, der durch die verschiedenen Planungsebenen auf
       Landes- und Bezirksebene zustandekomme, von durchschnittlich drei auf zwei
       Jahre abzusenken. Aber selbst in Kopenhagen, das ja immer als leuchtendes
       Vorbild bei der Fahrradinfrastruktur genannt werde, gehe das oft nicht
       schneller, so Gaebler.
       
       15 Aug 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://adfc-berlin.de/radverkehr/infrastruktur-und-politik/374-ideenwettbewerb-deine-radschnellroute-adfc-praesentiert-vorschlaege-fuer-berlin.html
   DIR [2] /!5129376/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
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