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       # taz.de -- 15 Entlassungen in Guantanamo Bay: Gefangene reisen in die Emirate aus
       
       > 61 Gefangene verbleiben auf Kuba. Will Barack Obama das Lager doch noch
       > schließen, braucht es für einen Teil von ihnen Aufnahmeländer oder
       > Haftorte in den USA.
       
   IMG Bild: Blick auf das berüchtigte Camp Delta in Guantanamo
       
       Washington afp | Die USA lassen 15 weitere Gefangene aus dem Lager
       Guantanamo auf Kuba ausreisen. Die Vereinigten Arabischen Emirate hätten
       sich bereit erklärt, die zwölf Jemeniten und drei Afghanen aufzunehmen,
       teilte die US-Regierung am Montag (Ortszeit) mit. Es handelt sich um die
       größte Gruppenfreilassung seit Beginn der Amtszeit von Präsident Barack
       Obama, der das Lager vor dem Ende seines Mandats Anfang 2017 schließen
       will.
       
       Mit den 15 Ausreisen sinkt die Zahl der verbliebenen Häftlinge auf 61. Für
       sie muss die US-Regierung noch Unterbringungsorte finden, wenn sie das
       Lager wie geplant schließen will.
       
       Die US-Regierung dankte den Vereinigten Arabischen Emiraten für die
       „humanitäre Geste“ und für die „Bereitschaft, die Bemühungen der USA zur
       Schließung des Haftlagers zu unterstützen“, wie es in einer Erklärung des
       Pentagon hieß.
       
       Der Guantanamo-Sondergesandte der US-Regierung, Lee Wolosky, verwies in
       einer Erklärung auf die Dringlichkeit der geplanten Schließung: „Der
       anhaltende Betrieb des Lagers schwächt unsere nationale Sicherheit, indem
       er die Beziehungen zu unseren wichtigsten Verbündeten und Partnern
       beschädigt und gewalttätige Extremisten ermutigt.“
       
       ## 14 Jahre ohne Prozess
       
       Nach Angaben aus Washington ist für 19 weitere Guantanamo-Gefangene die
       Ausreise bewilligt, wenn sich Aufnahmeländer für sie finden. Unklar ist,
       was mit jenen Gefangenen passiert, die tatsächlich als gefährliche
       Extremisten eingestuft werden. Der von Obama vorgesehenen Inhaftierung in
       US-Gefängnissen verweigern sich die Republikaner im Kongress.
       
       Bei einem der nun Ausreisenden handelt es sich nach Angaben aus Washington
       um einen Afghanen, der 2001 unter dem Verdacht, Landminen gelegt zu haben,
       festgenommen wurde. Er war 14 Jahre lang ohne Prozess in Guantanamo
       festgehalten worden.
       
       In der Regel kommen Guantanamo-Häftlinge nach der Ausreise in Drittstaaten
       auf freien Fuß, allerdings unterliegen sie oft einer behördlichen
       Überwachung und müssen in manchen Fällen an Rehabilitierungsmaßnahmen
       teilnehmen.
       
       ## Altes Versprechen
       
       Die Menschenrechtsgruppierung Amnesty International begrüßte die neuen
       Freilassungen und drängte zu einer raschen Schließung des Lagers. „Sollte
       Präsident Obama mit der Schließung scheitern, könnte die nächste
       US-Regierung wieder Gefangene dorthin bringen“, sagte die
       US-Programmdirektorin von Amnesty, Naureen Shah.
       
       Denkbar wäre etwa, dass eine republikanische Regierung Gefangene aus dem
       Anti-IS-Kampf in Syrien oder dem Irak nach Guantanamo bringe, warnte Shah.
       Der republikanische Kandidat Donald Trump hatte bereits angekündigt, er
       würde als Präsident wieder „böse Kerle“ aus dem Anti-Terror-Kampf nach
       Guantanamo bringen.
       
       Obama hatte die Schließung von Guantanamo bei seinem Amtsantritt Anfang
       2009 versprochen. Rechtliche Probleme und heftiger Widerstand im Kongress
       und in der Öffentlichkeit verhinderten aber bislang, dass er das
       Versprechen erfüllte.
       
       Das US-Parlament verweigerte die finanziellen Mittel für die Abwicklung des
       Lagers und blockierte die Verlegung von Guantanamo-Häftlingen in reguläre
       US-Gefängnisse. Vor allem die oppositionellen Republikaner stellten sich
       quer. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatten die USA unter
       Präsident George W. Bush rund 780 Häftlinge in das Lager gebracht.
       
       16 Aug 2016
       
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