URI: 
       # taz.de -- Festnahme von Gülen-Anhängern: Auch Aserbaidschan ermittelt
       
       > In Istanbul gehen die Razzien gegen vermeintliche Gefolgsleute von
       > Fethullah Gülen weiter. Aktuell sind Juristen und Manager im Visier der
       > Behörden.
       
   IMG Bild: Sie suchen mit allem, was sie haben: Polizeifahrzeuge vor dem Gerichtsgebäude in Instanbul
       
       Istanbul afp/rtr/dpa | Einen Monat nach dem gescheiterten Militärputsch
       geht die türkische Regierung weiterhin massiv gegen mutmaßliche Anhänger
       des Predigers Fethullah Gülen vor. Am Montag hat die Polizei bei Razzien in
       mehreren Gerichten in Istanbul 136 vermeintliche Gülen-Anhänger
       festgenommen. Der Nachrichtenagentur Anadolu zufolge wurden auf der Suche
       nach insgesamt 190 verdächtigen Staatsanwälten und anderen Justizbeamten
       vier Gerichte durchsucht.
       
       Am Dienstag folgten Polizeirazzien in Privatunternehmen. 44 in Istanbul
       ansässige Unternehmen wurden durchsucht. Im Zuge der Ermittlungen seien
       Haftbefehle für 120 Manager erteilt worden, berichtete Anadolu weiter.
       
       Präsident Recep Tayyip Erdoğan sieht seinen im US-Exil lebenden Rivalen als
       Drahtzieher des Umsturzversuchs. Erdogan hatte bereits Anfang August
       angekündigt, türkischen Unternehmen alle Geschäftsbeziehungen zu Firmen zu
       untersagen, die mit Gülen verbunden seien, sowie deren Erlöse
       einzukassieren.
       
       Auch gegen einen Journalisten der türkischen Tageszeitung Hürriyet wurde
       jetzt ein Haftbefehl erlassen. Ihrem Mitarbeiter Arda Akin werde
       vorgeworfen, eine nicht näher beschriebene „Organisation“ unterstützt zu
       haben, berichtete die Zeitung am Dienstag. Akin sei schon Ende Juli
       festgenommen und ein Ausreiseverbot gegen ihn verhängt worden.
       
       ## Strafverfahren in Aserbaidschan
       
       Gülen-Anhänger müssen jetzt auch in Aserbaidschan befürchten, verhaftet zu
       werden. Dort haben die Justizbehörden ebenfalls Ermittlungen gegen
       mutmaßliche Anhänger des islamischen Predigers Fethullah Gülen eingeleitet.
       „Um illegale Aktionen der Terrororganisation von Fethullah Gülen auf
       aserbaidschanischem Gebiet zu verhindern, hat der Generalstaatsanwalt ein
       Strafverfahren eingeleitet“, sagte Gerichtssprecher Eldar Sultanow. Zum
       genauen Inhalt der Ermittlungen wollte er sich nicht äußern.
       
       Die frühere Sowjetrepublik Aserbaidschan ist ein traditioneller Verbündeter
       der Türkei. Im Juli hatten die aserbaidschanischen Behörden eine private
       Fernsehstation stillgelegt, die ein Interview mit Gülen ausstrahlen wollte.
       Dies wurde damit begründet, dass die „strategische Partnerschaft“ zwischen
       Ankara und Baku nicht „beschädigt“ werden dürfe.
       
       Offiziellen Angaben zufolge wurden in der Türkei seit dem Umsturzversuch
       Mitte Juli mehr als 35.000 Menschen festgenommen, von denen mittlerweile
       11.600 wieder frei sind. Präsident Recep Tayyip Erdogan geht seit der
       Revolte energisch gegen mutmaßliche Regierungsgegner in Militär und Politik
       aber auch gegen Juristen, Journalisten und Wissenschaftler vor.
       
       Erdogan hält dies für nötig, um die Türkei vom „Virus“ der Gülen-Bewegung
       zu befreien. Der in den USA lebende Prediger weist eine Mitverantwortung
       für den Putschversuch hingegen zurück. International wird das harsche
       Vorgehen der türkischen Behörden kritisiert.
       
       16 Aug 2016
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Türkei
   DIR Aserbaidschan
   DIR Fethullah Gülen
   DIR Hürriyet
   DIR Recep Tayyip Erdoğan
   DIR Fethullah Gülen
   DIR Fethullah Gülen
   DIR Fethullah Gülen
   DIR Schwerpunkt Türkei
   DIR Schwerpunkt Türkei
   DIR Schwerpunkt Türkei
   DIR Schwerpunkt Türkei
   DIR Cumhuriyet
   DIR Putsch
   DIR Schwerpunkt Türkei
   DIR Recep Tayyip Erdoğan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Prediger Fethullah Gülen in den USA: Türkei drängt offiziell auf Auslieferung
       
       Ankara bittet nun offiziell um die Auslieferung Gülens. Der Antrag stehe
       aber nicht in Zusammenhang mit dem Putschversuch, sagt das State
       Department.
       
   DIR Krimiautorin zur Situation in der Türkei: „Hier herrscht de facto Krieg“
       
       Esmahan Aykols Kriminalromane werden international übersetzt. Die jüngsten
       Ereignisse sind für ihre Werke sogar von Nutzen, sagt sie.
       
   DIR Bericht über türkischen Geheimdienst: BND soll gegen Gülen helfen
       
       Laut „Spiegel“ hat wird vom BND eine Einwirkung auf Gesetzgeber und
       Entscheidungsträger gewünscht. Auch türkische Diplomaten bearbeiten
       deutsche Behörden.
       
   DIR Dutzende Haftbefehle in der Türkei: Aus der Uni in den Knast
       
       Hochschullehrer und Unternehmer rücken ins Visier der türkischen Ermittler.
       Griechische Behörden prüfen unterdessen die Asylanträge der geflohenen
       Soldaten.
       
   DIR WissenschaftlerInnen in der Türkei: „Wir wissen, wo ihr wohnt“
       
       Nach dem Putschversuch im Juli sind viele ForscherInnen in dem Land in
       Gefahr. Deutsche Universitäten versuchen ihnen zu helfen.
       
   DIR Bundesregierung über die Türkei: Förderer bewaffneter Islamisten
       
       Die Türkei gilt als wichtiger Partner Deutschlands. Intern geht man in
       Berlin anscheinend davon aus, dass Ankara mit islamistischem Terror
       verbunden ist.
       
   DIR Vier Wochen nach dem Putschversuch: Weiterhin Razzien in der Türkei
       
       Einen Monat nach dem misslungenen Putsch in der Türkei gibt es immer noch
       Festnahmen. 17.000 Gefangene warten in der U-Haft auf ein Verfahren.
       
   DIR Türkischer Journalist Can Dündar: Posten als Chefredakteur abgegeben
       
       Der Chefredakteur der regierungskritischen türkischen Zeitung „Cumhuriyet“
       hört auf. Er will sich außerdem nicht der türkischen Justiz stellen,
       kündigte Can Dündar an.
       
   DIR Wissenschaftler über Türkei nach Putsch: „Erdoğan eine zweite Chance geben“
       
       Haluk Sahin glaubt, dass der Präsident verunsichert ist. Er braucht jetzt
       Verbündete und muss einen Kompromiss mit der säkularen Opposition suchen.
       
   DIR Opposition in der Türkei: Haft für HDP-Chef gefordert
       
       Die Staatsanwaltschaft wirft Selahattin Demirtas Propaganda für eine
       Terrorgruppe vor. Derweil kam eine in der Türkei festgenomme Deutsche
       wieder frei.
       
   DIR Kommentar Großdemo in der Türkei: Ein Scheinriese namens Erdoğan
       
       Bei der Massendemo in Istanbul hat sich Erdoğan als allmächtiger Präsident
       inszeniert. Doch der Schein trügt. Das Land ist in Aufruhr.