# taz.de -- Wahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern: AfD-Mann nach rechts offen
> Bei einer Veranstaltung der rechtslastigen Zeitschrift „Compact“ macht
> sich ein Rostocker AfD-Kandidat für die „Identitäre Bewegung“ stark.
IMG Bild: Wirbt für die Identitäre Bewegung: AfD-Kandidat Holger Arppe
Hamburg taz | Der Rostocker AfD-Landtagskandidat Holger Arppe hat bei einer
Veranstaltung deutliche Sympathie für die rechtsextreme Identitäre Bewegung
bekundet. Am Mittwochabend hatte das Compact-Magazin ins Schweriner Amedia
Plaza Hotel zur Podiumsdiskussion unter dem Titel „Islam – Gefahr für
Europa“ geladen. „Eine Veranstaltung, auf die ich mich sehr freue“, schrieb
Arppe, der auf Listenplatz drei für die AfD antritt, bei Facebook:
„Gemeinsam mit André Poggenburg werde ich bei diesem Vortragsabend die AfD
vertreten.“ Wer noch angekündigt war, verschwieg er: Martin Sellner von der
Identitären Bewegung (IB).
Auf der Webseite von Compact, das der frühere Konkret-Redakteur und Junge
Welt-Chefredakteur Jürgen Elsässer herausgibt, wurde der führende Aktivist
der IB in Österreich und Deutschland dagegen als Redner mit aufgeführt.
Kurz nach Veranstaltungsbeginn entschuldigte Elsässer vor den rund 40
Gästen allerdings Sellners Fehlen wegen Erkrankung.
Vielleicht wurde der Gast dem AfD-Landesverband kurz vor der Landtagswahl
aber auch zu heikel? Denn die Nähe zu den Identitären ist in der AfD
offiziell unerwünscht. „Ja, es besteht ein Unvereinbarkeitsbeschluss“,
bestätigte AfD-Pressesprecher Andreas Zöllner der taz.
An dem Abend wurde die Debatte über den „islamischen Angriff auf Europa“
und den „Kniefall Merkels vor Erdoğan“ als Livestream im Internet
übertragen. Dort ist auch zu hören, wie Arppe die Identitäre Bewegung lobt
und deren Beobachtung durch Verfassungsschutzämter beklagt: „Die Leute von
der IB sind intelligent. Die sind klug, die sind gewitzt, die sind kreativ
und genau deswegen hat das System Angst vor diesen Leuten und hetzt ihnen
den Verfassungsschutz auf den Hals“, sagte er.
Für ihn stünde die Bewegung noch im „sogenannten Verfassungsbogen“, betonte
Arppe, den das Amtsgericht Rostock 2015 wegen Volksverhetzung zu einer
Geldstrafe verurteilt hatte. Im Saal des Hotels versicherte er, er sei
„ganz klar“ gegen diese „Abgrenzerei und Distanziererei“ gegenüber der IB –
und verließ damit die Beschlusslage der Partei.
Seit 2012 agiert die IB nach dem französischen Vorbild „Génération
identitaire“ in Deutschland. In einzelnen Bundesländern ist die Bewegung
mit der rechtsextremen Szene verwoben. Auch in Mecklenburg-Vorpommern: Nach
IB-Angaben versammelten sich im September 2014 „identitäre Kräfte“ aus ganz
Norddeutschland zu einem „Vernetzungstreffen mit dem Projekt Kontrakultur“,
darunter auch die IB Mecklenburg und Vorpommern. Ein Video zeigt den
Rostocker Neonazi Daniel Fiß als Redner.
25 Aug 2016
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DIR Andreas Speit
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