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       # taz.de -- Burkini-Debatte: Protest durch Sonnenbad
       
       > Eine Strandparty vor der französischen Botschaft auf dem Pariser Platz in
       > Berlin als Demonstration gegen das Burkini-Verbot in Frankreich. Auch in
       > Berliner Bädern ist der Schwimmanzug Thema.
       
   IMG Bild: Friedlich vereint vor der französischen Botschaft: Bi- und Burkiniträgerin.
       
       Badetücher und Strandmatten liegen auf dem Pariser Platz, auf denen Frauen
       und Männer in Bikinis, Badeanzügen, Sommerkleidern und Burkinis sitzen. Mit
       Kopftüchern, Sonnenhüten oder ohne Kopfbedeckung oder gleich oben ohne:
       „wear what you want“ – zieh an, was du willst, hat sich ein Mann auf den
       nackten Oberkörper geschrieben. Mit der Aktion, zu der die Neuköllner
       Salaam-Shalom Initiative vor dem Hintergrund der Burkini-Verbote in
       Frankreich aufgerufen hatte, protestieren die etwa 60 Teilnehmerinnen und
       Teilnehmer am Donnerstagabend bei der Französischen Botschaft gegen eine
       Stigmatisierung von Burkinis.
       
       Eine der Initiatorinnen, die 25-jährige Larissa, trägt selbst einen blauen
       Burkini mit dazu passendem Kopftuch. „Wenn ich in Berlin so bade, gucken
       die Leute schon, meistens aber eher neugierig und interessiert“, erzählt
       sie. Angefeindet wurde sie im Burkini noch nie. „Aber ich trage ja auch
       Kopftuch, da kommen eher mal Kommentare und Anfeindungen, auch rassistische
       Sprüche“, sagt sie.
       
       Es sei nicht richtig, Burkinis und Burkas in der öffentlichen Debatte zu
       vermischen. „Der Name klingt ähnlich und es sind beides Kleidungsstücke für
       muslimische Frauen, aber da endet die Ähnlichkeit auch schon“, sagt sie.
       Das Burkini-Verbot, das nun in Frankreich diskutiert werde, erschrecke sie.
       „Ich habe nicht damit gerechnet, dass Burkinis überhaupt zu einem Problem
       werden könnten und frage mich, ob sich nun auch hier mehr Leute bestärkt
       fühlen, mal einen ablehnenden Spruch zu machen, weil die in Frankreich ja
       auch dagegen sind“, sagt sie.
       
       In Brandenburg hatte es Mitte August einen Konflikt um Burkinis gegeben.
       Eine junge Berlinerin hatte Strafanzeige gestellt, weil sie mit ihrer
       Mutter in einer Therme in Bad Saarow von anderen Badegästen diskriminiert
       worden sei. Diese hätten sie beschimpft, der Bademeister hätte sie gebeten,
       beim nächsten Mal in Badekleidung zu erscheinen. Die Therme wies den
       Vorwurf zurück. Burkinis seien dort als Badekleidung erlaubt, der
       Bademeister habe die Anzüge der beiden Frauen nur nicht als solche erkannt.
       
       Während es in Brandenburg keine einheitliche Regelung gibt, sind Burkinis
       in den Berliner Bädern seit 2010 erlaubt. Es würden nur wenige Gäste
       Burkinis tragen, teilte ein Sprecher mit, Anfeindungen seien ihnen nicht
       bekannt.
       
       Dem widerspricht das Antidiskriminierungsnetzwerk des Türkischen Bundes in
       Berlin-Brandenburg. „Uns erreichen Beschwerden“, sagt Sprecherin Céline
       Barry. „Letztes Jahr wurde ein junges Mädchen, das dort öfter im Burkini
       schwimmen war, der Zugang zu einem Schwimmbad in Berlin verwehrt, der
       Familie wurde empfohlen, sich an ‚deutsche Normen‘ anzupassen“, berichtet
       sie. Wichtig sei, dass Burkinis auch in der Praxis als Badeanzug anerkannt
       würden und dies nicht von der Willkür Einzelner abhänge.
       
       26 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uta Schleiermacher
       
       ## TAGS
       
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