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       # taz.de -- Schwarz-grüne Koalitionspläne: Mit Söder am Stammtisch
       
       > Die Verhandlungen von CDU und Grünen werden torpediert. Markus Söder etwa
       > will hunderttausende Flüchtlinge in ihre Heimat zurückschicken.
       
   IMG Bild: Ist er integrierbar? Möchtegern-Kronprinz Markus Söder blickt auf Schloss Neuschwanstein – und einen Badesee
       
       Berlin taz | Am Wochenende postete Markus Söder auf Facebook ein Video,
       das ihn beim Schwimmen in der Norikusbucht am Wöhrder See in Nürnberg
       zeigte. Bayern hat dort für mehrere Millionen Euro eine Bademöglichkeit
       geschaffen, und der Finanzminister ließ es sich nicht nehmen, als einer der
       Ersten die Wasserqualität zu testen. Doch es war vor allem seine
       Badebekleidung, die Aufmerksamkeit erregte: seine Kombination aus Badehose
       und T-Shirt erinnerte nicht wenige seiner Facebook-Freunde an einen
       Burkini.
       
       Einen Tag später stellte Markus Söder an gleicher Stelle klar, wo er
       politisch weiterhin steht: „Die Burka gehört nicht zu Deutschland. Wer sie
       tragen will, sollte dies woanders tun“, wies er in einem am Samstag
       erschienenen Spiegel-Interview hin. Und dem Münchner Merkur vom gleichen
       Tag sagte er, in „diesen unsicheren Zeiten“ seien „die Grünen kein stabiler
       Partner.“ Schwarz-Grün sei „keine seriöse Option“.
       
       Damit funkte Bayerns Möchtegern-Kronprinz in eine Debatte, die am
       Wochenende an Fahrt aufgenommen hatte. Wie der Spiegel berichtete, sollen
       sich Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel und Baden-Württembergs
       grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann kürzlich zu einem
       vertraulichen Gespräch getroffen haben. Das gab Spekulationen über ein
       schwarz-grünes Bündnis nach der nächsten Wahl neuen Auftrieb, zumal
       Kretschmann im Spiegel erneut explizit für Schwarz-Grün warb.
       
       Prompt widersprachen ihm führende Parteifreunde. Es wäre „ein großer
       Fehler“, sich auf Schwarz-Grün festzulegen, erklärte Fraktionschef Anton
       Hofreiter in der Berliner Zeitung. Und dem Weser Kurier sagte er,
       angesichts der Unterschiede zwischen CDU und CSU müsse man eher von
       Schwarz-Schwarz-Grün sprechen. Parteichefin Simone Peter sekundierte auf
       Twitter: „Politischer Wechsel überfällig!“, plädierte sie für die
       rot-rot-grüne Option.
       
       Offiziell haben sich die Grünen noch nicht fest gelegt, mit wem sie nach
       der Wahl im Bund eine Koalition anstreben. In der Flüchtlingsfrage liegen
       sie aber diametral zur CSU, die auf AfD-Kurs fährt. Während sich Markus
       Söder wie AfD-Chefin Frauke Petry am Wochenende dafür aussprachen,
       Flüchtlinge zu Hunderttausenden notfalls in ihre Heimatländer
       zurückzuschicken, drängen die Grünen auf großzügige Altfallregelungen.
       Asylbewerber, die schon lange auf die Bewilligung ihres Antrags warten,
       sollte ein Aufenthaltsstatus zugestanden werden, schlug
       Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt am Samstag vor. Das würde die
       zuständige Behörde entlasten.
       
       Söder dagegen strebt „die Rückführung von mehreren Hunderttausend
       Flüchtlingen in den nächsten drei Jahren“ an. „Selbst beim besten Willen
       wird es nicht gelingen, so viele Menschen aus einem fremden Kulturkreis
       erfolgreich zu integrieren“, behauptet er im Spiegel. Und Petry schlägt
       vor, abgelehnte Asylbewerber sollten auf Inseln oder anderen Territorien
       außerhalb Europas untergebracht werden. Das sagte sie im Deutschlandfunk.
       
       Aus der SPD und von der Linkspartei gibt es laute Kritik an schwarz-grünen
       Gedankenspielen. „Kretschmann setzt 2017 auf Recht(s) und Ordnung“, schrieb
       SPD-Vize Ralf Stegner auf Twitter. „Schwarz-grüne Machtoption ist jetzt
       offizielles Wahlziel!“ Und der Linke-Fraktionsvize Jan Korte warnte
       gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: Allen Grünen solle klar sein, dass
       Schwarz-Grün bedeute, mit den CSU-Politikern Horst Seehofer und Söder „am
       Stammtisch zu sitzen“.
       
       29 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Bax
       
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