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       # taz.de -- Dutzende Haftbefehle in der Türkei: Aus der Uni in den Knast
       
       > Hochschullehrer und Unternehmer rücken ins Visier der türkischen
       > Ermittler. Griechische Behörden prüfen unterdessen die Asylanträge der
       > geflohenen Soldaten.
       
   IMG Bild: Fürs Freitagsgebet besuchte Erdoğan am Freitag die Moschee der Marmara-Uni in Istanbul
       
       Istanbul afp | Die türkische Staatsanwaltschaft will 146 Akademiker wegen
       mutmaßlicher Verbindungen zur Gülen-Bewegung verhaften lassen, die von der
       Regierung für den Putschversuch vom vergangenen Monat verantwortlich
       gemacht wird. Die Polizei habe einen Großeinsatz in 17 Provinzen gestartet
       und bereits 73 Akademiker festgenommen, meldeten die türkischen
       Nachrichtenagenturen am Freitag.
       
       Die meisten der Gesuchten arbeiten demnach an der Selcük-Universität im
       anatolischen Konya sowie an der Universität Istanbul. Allein in Istanbul
       wurden 44 Hochschullehrer festgenommen, 29 weitere in Konya, darunter auch
       der Ex-Hochschulrektor Hakki Gökbel. In Istanbul wurden die Büros und
       Wohnungen der Verdächtigen durchsucht.
       
       Seit dem Putschversuch Mitte Juli geht die türkische Regierung mit großer
       Härte gegen vermeintliche Gegner vor. Zehntausende Menschen wurden
       festgenommen, ihrer Posten enthoben oder versetzt – die meisten von ihnen
       allein wegen einer angeblichen Nähe zur Gülen-Bewegung.
       
       Nach Regierungsangaben wurden bislang 5.000 Beamte entlassen und 80.000
       weitere vom Dienst suspendiert, 40.000 Staatsbedienstete wurden
       festgenommen, von denen mehr als die Hälfte weiter hinter Gittern ist.
       
       ## Haftbefehle auch gegen Unternehmer
       
       Die Regierung in Ankara macht den islamischen Prediger Fethullah Gülen und
       seine Anhänger für den versuchten Militärputsch verantwortlich. Der in den
       USA im Exil lebende Prediger bestreitet die Vorwürfe.
       
       Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wirft der Bewegung seines
       einstigen Mitstreiters zudem vor, in den vergangenen Jahrzehnten die
       Justiz, die Armee und den Bildungssektor „unterwandert“ zu haben.
       
       In dieser Woche hatten die Behörden ihr Vorgehen auch auf die Wirtschaft
       ausgedehnt und dutzende Haftbefehle gegen Unternehmer ausgestellt, denen
       eine Nähe zur Gülen-Bewegung vorgeworfen wird.
       
       Am Freitag wurden laut der Nachrichtenagentur Dogan 18 weitere Haftbefehle
       gegen Unternehmer in Istanbul erlassen, die die Gülen-Bewegung finanziell
       unterstützt haben sollen.
       
       ## Asylverfahren von türkischen Militärs in Griechenland
       
       In Griechenland begannen derweil am Freitag die Anhörungen zu den
       Asylanträgen von acht türkischen Soldaten, die während des Putschversuchs
       in der Türkei in das Nachbarland geflüchtet waren.
       
       Die acht Türken waren unmittelbar nach dem gescheiterten Putsch vom 15.
       Juli mit einem Armeehubschrauber in Alexandroupolis gelandet. Ein Gericht
       in der nordgriechischen Stadt verurteilte sie kurz darauf wegen „illegaler
       Einreise“ zu jeweils zwei Monaten Haft auf Bewährung.
       
       Bis zur Entscheidung über ihre Asylanträge, die nach Angaben der Behörden
       in „zwei oder drei Monaten“ fallen soll, sollen sie in Polizeigewahrsam
       bleiben. Sollte Griechenland dem Auslieferungsbegehren der Türkei nicht
       entsprechen, dürfte dies die bilateralen Beziehungen schwer belasten.
       
       19 Aug 2016
       
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