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       # taz.de -- Gefälschtes Foto: AfD macht auf Lügenpresse
       
       > Um ein Bedrohungsszenario zu illustrieren, benutzte die AfD Stade ein
       > geklautes Foto, in das ein Antifa-Logo hineinmontiert war, für einen
       > ihrer Flyer.
       
   IMG Bild: Finde den Fehler: Das Antifa-Logo wurde in ein Foto aus Griechenland montiert
       
       Hamburg taz | Der beschauliche Landkreis Stade in Niedersachsen ist ein
       brandgefährliches Pflaster – das scheint zumindest die AfD so zu empfinden.
       Um das auch anschaulich zu illustrieren, bastelte der stellvertretende
       Vorsitzende der AfD Stade, Lars Seemann, einen Flyer: „Innere Sicherheit im
       Landkreis Stade – Rechtsstaat am Boden“ titelte Seemann, der hauptberuflich
       als Polizist arbeitet, auf dem Flugblatt.
       
       Dazu kam ein Foto: Ein schwarz gekleideter Demonstrant, bewaffnet mit einer
       roten Flagge, holt zum Schlag gegen einen Polizisten aus, der gerade auf
       die Straße fällt. [1][Auf dem Rücken des Schwarzgekleideten prangt ein
       Antifa-Logo.] Nur, dass das Antifa-Logo da gar nicht hingehört.
       
       Auch wurde die Szene nicht in Stade aufgenommen, sondern im Jahre 2009 in
       Athen. Und zu allem Überfluss hat Seemann das Foto geklaut – der Urheber,
       der Fotograf Milos Bicanski, wird nirgendwo genannt. Damit verstieß die AfD
       gleich gegen drei Paragrafen des Urheberrechts: Sie verschwieg den Namen
       des Urhebers, vervielfältigte das – ohne das Einverständnis des Künstlers
       veränderte – Foto, und veröffentlichte es, ebenfalls ohne dessen
       Zustimmung.
       
       Im Internet machten zuerst UserInnen der sozialen Netzwerke auf den Fake
       aufmerksam, dann berichteten auch lokale Zeitungen. Gegenüber dem Stader
       Tageblatt bestätigte der Fotograf, keine Anfrage von der AfD bekommen zu
       haben. Die Partei ist sich jedoch kaum einer Schuld bewusst. Es handele
       sich eindeutig um ein Symbolbild, schreibt der Kreisverband auf seiner
       Homepage.
       
       ## „Das Bild ist seit Jahren im Weltnetz“
       
       Weiter behauptet der Kreisverband dort, das Foto nicht von der Bildagentur
       Getty Images geklaut zu haben, auf deren Homepage Bicanski seine Fotos zum
       kostenpflichtigen Download anbietet. „Bei der bewußt (sic) eingesetzten
       Bilddatei handelt es sich um eine seit Jahren im Weltnetz befindliche,
       stark verfremdete Arbeit eines unbekannten Künstlers“, teilte die Partei
       mit.
       
       Der „unbekannte Künstler“ habe sich offenbar des 2009 von Bicanski
       aufgenommenen Bildes bedient. Wie die Partei darauf kommt, ist völlig
       unklar – auch der Pressesprecher der Stader AfD, Helmut Wiegers, kann nicht
       erklären, warum es sich bei der AfD-Vorlage nicht um Bicanskis Foto
       gehandelt haben soll.
       
       Mit dem Vorwurf der schweren Urheberrechtsverletzung konfrontiert, stellte
       AfD-Pressesprecher Wiegers zuallererst klar, man rede hier nicht von einem
       Foto, sondern von einem Bild, da es sich ja ein Symbolbild handele. Man
       habe mit dem Flyer die kriminelle Entwicklung in Stade aufzeigen wollen.
       Dabei sei Seemann vielleicht ein kleiner Fehler unterlaufen – wenn es denn
       überhaupt einer sei.
       
       ## „Pressekampagne“ gegen die AfD
       
       Die rechtliche Lage sei da völlig undurchsichtig, findet Wiegers.
       Stattdessen wettert er lieber gegen die Presse, die daraus jetzt so eine
       große Nummer mache, anstatt auf den Inhalt des Flugblattes einzugehen. Die
       AfD könne nur noch unter Polizeischutz Wahlkampf betreiben, beschwert er
       sich, und sagt in Anspielung auf die Antifa-Logo-Schummelei, wir wüssten ja
       längst alle, von wem die Gewalt ausgehe.
       
       „Im Zweifel steht der Bürger allein da und die Polizei riskiert schon bei
       der langen Anfahrt Kopf und Kragen“, steht auf dem Flugblatt. All das werde
       aber von der Presse ignoriert, die den Flyer lediglich nutze, um eine
       Kampagne gegen die AfD loszutreten, sagt Wiegers.
       
       Dass die AfD sich mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit ein Eigentor schießt,
       kommt nicht zum ersten Mal vor. Im Februar hatte die stellvertretende
       AfD-Bundesvorsitzende Beatrix von Storch auf Facebook geäußert, man solle
       gegebenenfalls an Grenzen auf Frauen und Kinder schießen. Hinterher ruderte
       sie zurück und sagte, es sei ein technischer Fehler gewesen – sie sei mit
       der Maus ausgerutscht.
       
       5 Sep 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.tageblatt.de/lokales/aktuelle-meldungen_artikel,-Glatte-Faelschung-So-schuert-die-Afd-Stade-die-Angst-_arid,1242978.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katharina Schipkowski
       
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