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       # taz.de -- Kommentar Flüchtlinge in Calais: In jeder Hinsicht inakzeptabel
       
       > Die Politik hat in Calais sowohl Flüchtlinge als auch Einwohner im Stich
       > gelassen. Immer lauter wird der Ruf, die Grenze nach Dover zu öffnen.
       
   IMG Bild: Hat auch seine Berechtigung: Protest gegen den Dschungel
       
       Wer wollte schon den ersten Stein auf diese Leute werfen, die in Calais für
       die Räumung der Flüchtlingslager demonstrieren? Es wäre viel zu einfach und
       leichtfertig, diese Geschäftsleute, Gastwirte, Transportunternehmer und
       Nachbarn des „Dschungels“ mit dem Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit abzutun.
       Zweifellos gibt es Rassisten unter ihnen, und die extreme Rechte trägt das
       ihre dazu bei, um die Stimmung noch anzuheizen.
       
       Dennoch bleibt wahr, dass sich diese Bewohner von Calais am Ärmelkanal von
       den Politikern im Stich gelassen fühlen. Diese versprechen seit mehr als 15
       Jahren eine Lösung. Stattdessen hat sich das Problem nur verschlimmert.
       Zuallererst für die Flüchtlinge selber. Ihre Lebensbedingungen sind in
       jeder Hinsicht inakzeptabel. Beim Versuch, als blinde Passagiere nach
       Großbritannien hinüberzukommen, steigt mit den verschärften Kontrollen und
       höheren Zäunen auch die Zahl der Verletzten und Toten.
       
       Ebenso unleugbar sind aber auch der Imageverlust und die wirtschaftlichen
       Schäden für Calais. Was einst eine attraktive Touristenstadt war, gilt in
       den Medien heute kurzerhand als Flüchtlingscamp. Wer würde schon dort oder
       auf Lampedusa Urlaub machen? Die Bewohner von Calais und die Flüchtlinge
       haben ein gemeinsames Interesse an einer raschen und humanen Lösung. Doch
       wie?
       
       Mit dem Brexit-Votum scheint sich aus französischer Sicht eine Perspektive
       abzuzeichnen. Warum soll Frankreich länger die Grenzkontrollen besorgen und
       diese Menschen an der Weiterreise hindern, wenn doch Großbritannien die
       Kooperationsverträge mit dem europäischen Festland nicht länger will?
       
       Immer lauter wird deshalb der Ruf, die Migranten in Calais nicht länger
       aufzuhalten, wie dies bislang das britisch-französische Abkommen von Le
       Touquet verlangt. Damit würde das Kontrollproblem auf unelegante Weise über
       den Ärmelkanal geschoben. Doch zumindest die Flüchtlinge würden nicht
       länger dort festgehalten, wo sie nie hinwollten: Calais.
       
       6 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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