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       # taz.de -- Kommentar Obamas Laos-Reise: Unglaubwürdige Bekenntnisse
       
       > Obamas klare Worte in Laos sind ein Fortschritt. Doch haben die USA ein
       > grundsätzliches Glaubwürdigkeitsproblem.
       
   IMG Bild: Obama am Dienstag nach seiner Rede in Laos' Hauptstadt Vientiane
       
       Nicht viele Amerikaner dürften auf Anhieb Laos auf der Weltkarte finden.
       Bis Donnerstag dürften es dank Präsident Barack Obama einige mehr sein. Er
       ist als erster amtierender US-Präsident überhaupt in das südostasiatische
       Land gereist.
       
       [1][Wie Obama dort einräumte,] wissen viele seiner Landsleute auch nicht,
       wie stark die USA Laos während des Vietnamkriegs bombardiert haben. In dem
       nie erklärten und vor der Weltöffentlichkeit geheimgehaltenen Krieg warfen
       die USA dort 1964 bis 1973 mehr Bomben ab als auf Deutschland und Japan im
       Zweiten Weltkrieg zusammen. Die Hinterlassenschaften fordern Opfer bis
       heute.
       
       Zu Recht räumt Obama die „moralische Verpflichtung“ der USA ein, Laos zu
       unterstützen. Er hat deshalb die Hilfe für die Bombenräumung deutlich
       erhöht. Das ist so richtig wie überfällig.
       
       Allerdings: Wie glaubwürdig sind die USA und ihr Präsident? Obama selbst
       weitete den Drohnenkrieg stark aus. In Pakistan, Afghanistan und Jemen
       sterben fast täglich Unschuldige.
       
       Und wenn Obama sich in Laos zu mehr Hilfe, quasi einem indirekten
       Schuldeingeständnis durchringt, hat das auch viel mit seiner Hinwendung zu
       Asien („Pivot to Asia“) zu tun – also der strategischen Rivalität mit China
       im Buhlen um die Gunst der Region.
       
       Mit seinem Besuch wertet Obama jetzt auch noch eines der repressivsten
       Regime der Region auf. Das hätte eigentlich deutliche Kritik an seinen
       Menschenrechtsverletzungen verdient. Erinnert sei hier nur an die von
       Überwachungskameras gefilmte polizeiliche Entführung des anerkannten
       Entwicklungsexperten Sombath Somphone im Jahr 2012 mitten in der
       Hauptstadt. Er ist seitdem spurlos verschwunden.
       
       Auch wenn die Anerkennung begangenen Unrechts willkommen ist, selbst 40
       Jahre später: Obamas Dilemma ist und bleibt, dass die USA in Ländern, in
       denen sie selbst Verbrechen begangen haben und zum Teil noch heute begehen,
       glaubwürdig keine Menschenrechtsverletzungen kritisieren können.
       
       6 Sep 2016
       
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