URI: 
       # taz.de -- Präsidentschaftswahl in Gabun: EU zweifelt Wahlergebnis an
       
       > Nachdem die Opposition die Wiederwahl von Präsident Bongo angezweifelt
       > hat, stärken EU-Beobachter die Kritiker. Das Ergebnis sei „anormal“.
       
   IMG Bild: Nach der Wahl brachen Proteste aus. Das Land hat sich noch nicht wieder beruhigt
       
       Berlin taz | Omar Bongo, der frisch wiedergewählte Präsident von Gabun,
       gerät in diplomatische Bedrängnis. Das amtliche Endergebnis, wonach er die
       Wahl vom 27. August mit 49,8 gegen 48,2 Pozent für den
       Oppositionskandidaten Jean Ping gewonnen hat, wird nun auch von den
       Wahlbeobachtern der EU in Frage gestellt.
       
       Die EU-Beobachtermission stellte sich am Dienstag hinter die Forderung
       Pings, die Ergebnisse jedes einzelnen Wahllokals zu veröffentlichen, „um
       eine mögliche Anfechtung zu erleichtern“, wie sie erklärte. Es gebe
       „erhebliche Unterschiede“ zwischen dem Vorgehen der Wahlkommission in den
       einzelnen Provinzen: in zwei der neun Provinzen seien Wahlbeobachter von
       der öffentlichen Bekanntgabe der Wahlergebnisse ausgeschlossen worden und
       in der besonders umstrittenen Provinz Haut-Ogooué seien gar keine
       Wahlergebnisse öffentlich verkündet worden.
       
       An Haut-Ogooué, Bongos Heimatprovinz, hängt die Wahl. Laut Wahlkommission
       gewann der Präsident dort mit über 95 Prozent der Stimmen bei einer
       Wahlbeteiligung von 99,93 Prozent. Diese Zahlen, lange nach allen anderen
       bekanntgegeben, bescherten Bongo den Wahlsieg. In allen anderen Provinzen
       wurde eine Wahlbeteiligung von durchschnittlich 48 Prozent ermittelt.
       Dieses Ergebnis sei „offensichtlich anormal“, so die EU-Beobachter. So habe
       ein einziger der 15 Wahlbezirke der Provinz allein mehr Wahlenthaltungen
       gemeldet als es laut Wahlkommission in der gesamten Provinz gab. „Die
       Integrität der Ergebnisse in dieser Provinz ist damit in Frage gestellt.“
       
       Die EU-Kritik bestärkt nun die Opposition in ihrer Überzeugung, die Wahlen
       gewonnen zu haben. Jean Ping, der sich in seiner abgeschottenen Residenz in
       der Hauptstadt Libreville befindet, hält sich für den gewählten Präsidenten
       Gabuns und hat zu einem Generalstreik aufgerufen, um Bongo in die Knie zu
       zwingen. Gabuns Justizminister und Vizepremier Séraphin Moundounga ist aus
       Protest gegen das Wahlergebnis zurückgetreten.
       
       Die Regierung weist die Kritik zurück und lehnt auch ein Aufdröseln ihres
       Wahlergebnisses ab. Derweil versucht das Land, die schweren Unruhen zu
       bewältigen, die Gabun nach der Verkündung von Bongos Wahlsieg am
       vergangenen Mittwoch erfassten. Nach jüngsten Angaben Jean Pings hat das
       Niederschlagen der Proteste „50 bis 100“ Tote gefordert; manche
       Oppositionskreise sprechen von sehr viel mehr. Über 1.300 Menschen sind
       verhaftet worden. Seit Montag werden verhaftete Demonstranten vor Gericht
       vorgeführt.
       
       Ein lokaler Journalist eines oppositionsnahen Fernsehsenders hat gegenüber
       AFP berichtet, er sei zwei Tage lang völlig nackt in einer Zelle der
       Zollbehörde festgehalten worden. Nur einmal habe man ihm zu essen
       angeboten: Sardinen, in Urin getränkt.
       
       7 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
       ## TAGS
       
   DIR Gabun
   DIR Ali Bongo
   DIR Jean Ping
   DIR Präsidentschaftswahl
   DIR Ali Bongo
   DIR Gabun
   DIR Gabun
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Afrika
   DIR Gabun
   DIR Gabun
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Eröffnungsfeier des Afrika-Cups: Ali Bongo und der „Blut-Cup“
       
       Gabuns umstrittener Präsident eröffnet das Großereignis. Derweil werden
       hochrangige Politiker wegen Korruption verhaftet.
       
   DIR Präsidentschaftswahl in Gabun: Die Opposition erhebt Einspruch
       
       Jetzt soll das Verfassungsgericht über den Wahlausgang entscheiden. Die
       Opposition wirft der Regierung Wahlfälschung vor und legt Berufung ein.
       
   DIR Unruhen in Gabun: Machtkampf und Staatsterror
       
       Die Regierung bestätigt Massenverhaftungen. Oppositionsführer Ping erklärt
       sich zum Präsidenten und bittet Frankreich um Hilfe.
       
   DIR Kommentar Flüchtlinge aus Afrika: Wir brauchen neue Spielregeln
       
       Deutschland will Fluchtursachen in Afrika bekämpfen. Doch wer Diktaturen
       stärkt, die selbst die Fluchtursache sind, kommt nicht weit.
       
   DIR Gefälschte Wahl in Gabun: Ein Land in Aufruhr
       
       Der Präsident „gewinnt“ die Wahl. Das Parlamentsgebäude brennt, die
       Oppositionszentrale wird bombardiert, es soll bis zu 50 Tote geben.
       
   DIR Nach der Wahl in Gabun: Kämpfe in der Hauptstadt
       
       Nach der Wiederwahl von Präsident Ali Bongo Ondimba kommt es zu
       Ausschreitungen. Die Opposition spricht von Wahlbetrug.
       
   DIR Wahlen in Gabun: Bongos wundersamer Sieg
       
       Ein Machtwechsel lag in der Luft. Aber dann gingen in der Heimatprovinz des
       Präsidenten offiziell mehr als 99,9 Prozent der Wähler an die Urnen.