# taz.de -- U18-Wahl in Berlin: „Dahin gehen, wo die Jugendlichen sind“
> Der Politik fehlt das Gefühl für die Themen der Jugend, sagt
> Landesjugendring-Chef Tilmann Weickmann.
IMG Bild: Neun Tage bevor die Großen wählen, dürfen die Jugendlichen bei der U18-Wahl ihr Kreuzchen machen
taz: Herr Weickmann, heute können die Berliner Jugendlichen bei der
U18-Wahl wieder für den demokratischen Ernstfall üben. Sie überschrieben
kürzlich eine Pressemitteilung des Landesjugendrings mit einem kritischen
„Denn sie wissen nicht, wie Mitbestimmung geht“. Warum so pessimistisch?
Tilmann Weickmann: Das war vielleicht ein bisschen missverständlich
formuliert. Denn wir meinten damit keinesfalls die Jugendlichen, sondern
die Politik. Wir haben den Eindruck, dass viele Politiker kein Gefühl dafür
haben, wie Jugendliche angesprochen werden wollen – obwohl sie
grundsätzlich sehr wohl ein Interesse daran haben, was diese Altersgruppe
bewegt.
Dennoch hätte man auch mit Blick auf die Jugendlichen Grund zur
Schwarzmalerei: Bei den Abgeordnetenhauswahlen 2011 beteiligte sich nur
rund die Hälfte der 18- bis 20-Jährigen – damit lag diese Altersgruppe noch
unter dem Landesschnitt von 60 Prozent Wahlbeteiligung. Warum erreicht die
Politik diese Jugendlichen nicht?
Mich fragen immer wieder Wahlkreisabgeordnete: Warum kommen die
Jugendlichen nicht in meine Bürgersprechstunde? Oder auch: Wir hatten doch
da dieses Bürgerbeteiligungsprojekt im Bezirk, wo waren da die jungen
Menschen? Ich sage: Da muss man sich gar nicht drüber wundern, wo die
Jugendlichen sind. Eine Bürgersprechstunde, das ist einfach kein Format,
das junge Leute anspricht.
Was wäre denn ein „richtiges“ Format? Da gibt es ja bereits Ideen wie die
Jugendparlamente in manchen Bezirken, einige Schulen haben
Schülerparlamente, die U18-Wahl …
Damit erreicht man aber auch nur den Teil, der ohnehin schon politisch
interessiert ist. Wobei die [1][U18-Wahl] schon allein wegen des
politischen Signals, das da gesetzt wird, sehr lobenswert ist.
Grundsätzlich glaube ich aber: Die Politiker müssen ganz einfach viel mehr
dahin gehen, wo die Jugendlichen sind – nicht umgekehrt. Sie könnten sich
zum Beispiel nachmittags mal für eine Stunde in den Jugendclub setzen oder
an den Bolzplatz und zuhören, worüber die Jugendlichen da reden.
Und was würden sie da hören?
Auch die Jugendlichen reden über kaputte Schulgebäude, über zu enge
Klassenräume. Oder sie wünschen sich mehr Fahrradwege. Sie haben ähnliche
Themen wie die Parteien im Wahlkampf. Aber die Kommunikation zwischen
beiden Gruppen, man sieht es an der Wahlbeteiligung, stimmt nicht.
9 Sep 2016
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DIR [1] http://www.u18.org/was-ist-u18/
## AUTOREN
DIR Anna Klöpper
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