# taz.de -- Polizeiruf 110: Nachts im Wald
> Ein Mord in einem Kurhotel. Bissspuren, Verbindung zu den Grauen Wölfen
> und zum BND: Der neue Polizeiruf hat Mysteriöses zu bieten.
IMG Bild: Ob die beiden Kommissare schlafende Hunde wecken?
Düster hier im Wald. In einer Otto-Komödie würde jetzt irgendwer brüllen:
„Macht doch mal einer das Licht an!“ Immer ein Lacher im Cinemaxx.
Das hier ist aber keine Komödie, sondern ein ernsthafter Krimi. Und so
brüllt hier niemand, als Hanns von Meuffels’ (Matthias Brandt) Kollegin und
Affäre Constanze Herrmann (Barbara Auer) nachts allein durch den Wald
wandert. Sie hat einen roten Mantel an. Sie hört Wolfsgeheul. Verstehen
Sie? Wald, Nacht, Wolf – Rotkäppchen. Herrmann singt vor sich hin, um die
Angst zu vertreiben. Da fällt sie plötzlich eine Art Roboterwolfsmensch an.
Er hat leuchtende, rote Augen.
Sie fällt hin und wacht in ihrem Bett in einem Kurhotel in der Nähe auf,
von Meuffels ist schon da, denn die Betreiberin eben jenes Hotels ist in
der Nacht getötet worden, die Tote hat im Gesicht Bissspuren – von einem
Wolf. Mysteriös, mysteriös.
Genauso wie der erste Mord in diesem „Polizeiruf“. Er spielt nämlich keine
Rolle, außer dass durch ihn der Zoologe Doktor Wiesinger (Sebastian Hülk)
eingeführt wird. Natürlich ist das ein ganz mysteriöser Typ. Und dann der
Türke Mehmet Özhan (Ercan Durmaz), der in dem kleinen bayerischen Dorf
wohnt und Hunde züchtet, darunter auch einen Halbwolf. Özhan war außerdem
bei den Grauen Wölfen und der BND hängt auch mit drin. Dazu die Blaufilter,
die Zigaretten, die Musik aus der Jukebox – alles mysteriös.
Das könnte ganz toll sein, ein bisschen Jim Jarmusch in Bayern, aber leider
sind die Lücken in der Story (Buch und Regie: Christian Petzold) ebenfalls
mysteriös groß.
Immerhin bleibt bei diesem „Polizeiruf 110“ ein schöner Dialog hängen: Von
Meuffels bekommt von einem BND-Agenten eine Mappe überreicht, sie soll den
Informanten Özhan entlasten. BND-Mann: „Wir hatten das Gefühl, Ihnen das
schuldig zu sein.“ Von Meuffels: „Sie haben Gefühle?“ BND-Mann: „Ja.
Pflicht-Gefühle.“ Von Meuffels: „Achso. Ja. Dachte schon.“
11 Sep 2016
## AUTOREN
DIR Jürn Kruse
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