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       # taz.de -- Kommentar Frankreichs Burkiniverbot: Stellvertreterkrieg am Strand
       
       > Juristisch ist Klarheit fürs erste hergestellt – politisch aber noch
       > nichts ausgestanden. Der Populismus ohne klares Ziel schlägt weiter um
       > sich.
       
   IMG Bild: Attacke auf westliche Werte: Pinke Schwimmringe gehen einfach gar nicht
       
       Das oberste Verwaltungsgericht hat mit seinem Grundsatzentscheid gegen die
       Burkini-Verbote an französischen Stränden im Eilverfahren die notwendige
       Klarheit geschaffen. Diese Rechtsbelehrung für dreißig meist
       rechtsgerichtete Bürgermeister war dringend notwendig.
       
       Mit den kommunalen Verboten, die sich de facto gegen alles richtete, was in
       der Öffentlichkeit irgendwie als Burkini, Burka, Schleier oder sonstige
       islamisch-islamistische Provokation interpretiert werden konnte, drohte
       eine Willkür in erster Linie gegen eine Handvoll Frauen und in zweiter
       gegen die Muslime in Frankreich.
       
       Es war schon schlimm, genug, wie sich gewisse renommierte Badeorte an der
       Côte d’Azur, die sonst königliche Familien aus Saudiarabien mit offenen
       Armen empfangen, unter dem Druck fremdenfeindlicher Kreise mit ihren
       Verboten lächerlich gemacht haben. Hinzu kam, dass es sich um ein
       Scheinproblem handelt. Manche Bürgermeister schienen aber wirklich zu
       meinen, sie seien ihren Bürgern nach den terroristischen Attentaten ein
       solches besonders entschlossen wirkendes Vorgehen irgendwie schuldig. So
       aber werden Feindbilder gemacht.
       
       Mit ihrer Repression richten sie sich gegen die Falschen. Diese sollen
       stellvertretend den Kopf herhalten für einen unsichtbaren und unfassbaren
       Feind. Mit diesem Vorgehen handeln sich diese lokalen Antiterroristen, wenn
       nicht neue Feinde, so doch viel Verbitterung bei diesen Frauen ein, die da
       ungeprüft und vorschnell wegen ein wenig zu viel Stoff neben halbnackten
       Leibern am Strand mit islamistischen Fanatikern in denselben Topf geworfen
       werden.
       
       Das Schlimmste an dieser Geschichte, die eigentlich in die Rubrik der
       sommerlichen Sauregurkenzeit gehört hätte, ist die schockierende
       Uneinsichtigkeit der betroffenen Lokalpolitiker und ihrer Parteien. Sie
       fordern jetzt statt kommunaler Verbote ein landesweites Gesetz, das zur
       Verbannung aller islamischen Symbole noch weiter geht als die Jagd auf ein
       paar Burkinis. Diese Badekleider werden für den Front National von Marine
       Le Pen und die Republikaner von Nicolas Sarkozy so zum bloßen Anlass für
       eine billige Wahlpolitik.
       
       27 Aug 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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