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       # taz.de -- Die Berliner Clubs und die Wahl: Was treibt die AfD im Berghain?
       
       > Auch die Clubcommission hat sich umgehört, welche Partei das Partyleben
       > der Stadt am besten unterstützt. Nur eine fehlt – warum bloß? Eine
       > Kolumne.
       
   IMG Bild: So sieht sie aus, wenn sie zu ist: Tür zum Berghain
       
       Die Berliner Clubkultur nicht zu hofieren, das kann sich keine Partei mehr
       leisten. Clubs mögen für ihre Besucher Läden sein, wo man die Sau
       rauslässt; im Parteiensprech jedoch gehören diese zur Spitze der
       Kreativbranche, und wegen der kommen schließlich all die Touristen in die
       Stadt.
       
       Zu den Wahlprüfsteinen der Clubcommission – dem Sprachrohr vieler Partyorte
       – fällt dann auch allen, von den Piraten bis zur CDU, mehr oder weniger das
       Gleiche ein. Zu vernehmen ist ein riesengroßes Ja zu allerlei Maßnahmen,
       die Clubkultur zu stärken. Nur in Detailfragen, etwa zu Drogen im Club,
       gibt es Differenzen. Hin und wieder mal Ecstasy kann nicht schaden, finden
       die Piraten. Die CDU sieht das anders.
       
       Wie bei den meisten dieser Wahlprüfsteine diverser Lobbygruppen fehlt
       jedoch auch bei Clubcommission die Befragung der AfD – ganz so, als ließe
       sich diese Partei einfach wegzaubern. Und es wäre es ja nett zu wissen, was
       die AfD von Läden wie dem Berghain hält. Gut, man kann es sich vorstellen.
       Aber würde sich die AfD trauen zu sagen: Clubs, in denen etwas anderes zu
       hören ist als deutsche Volksmusik oder wenigstens die Böhsen Onkelz und in
       denen Schwule ausdrücklich als Gäste erwünscht sind, verdienen unsere
       Unterstützung nicht?
       
       ## Burkaverbot auf dem Dancefloor?
       
       Auch im Wahlprogramm der AfD finde ich nichts zu Clubs. Zu viel Geld gehe
       an die Opern, liest man da, zu wenig an irgendwelche Stadtteiltheater.
       Dabei hätte die Partei hier punkten können bei ihrer Klientel. Burkaverbot
       auf dem Dancefloor, Bevorzugung Biodeutscher beim Einlass in Clubs –
       derartige Forderungen sprächen perfekt den deutschnationalen Jungraver an.
       
       Stattdessen überlässt die AfD das Politikmachen mit den Clubs den
       Altparteien. Sogar die FDP ließ in der Nähe des Berghains ein Plakat
       aufhängen mit dem Spruch „Chemieunterricht darf nicht erst nach 24 Uhr
       stattfinden“, der beim Partyvolk gut ankam.
       
       Zum Schluss erledigte die CDU den Job der AfD. „Sicher feiern“ ist auf
       einem ihrer Wahlplakate zu lesen, womit sie es schafft, ein lockeres Thema
       wie Party machen mit Frank Henkels Innere-Sicherheit-Obession zu
       verknüpfen. Als ich das Plakat das erste Mal sah, dachte ich, es handle
       sich um Sparkassenwerbung: Drei biodeutsche BWL-Studentinnen scheinen sich
       pudelwohl zu fühlen – wahrscheinlich glühen sie gerade mit Bionade vor – ,
       während hinter ihnen zwei biodeutsche BWL-Studenten die Aufpasser geben.
       Kein Migrant, kein Ausländer, kein Schwarzer weit und breit: So lässt es
       sich nach CDU-Meinung endlich sicher feiern.
       
       Da ist es doch beruhigend zu wissen, dass die fünf vom CDU-Plakat niemals
       ins Berghain rein kommen würden.
       
       17 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Hartmann
       
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