# taz.de -- Kommentar Südgipfel der EU-Staaten: Allianz des Südens? Vielleicht
> Griechenlands Premier Tsipras stemmt sich gegen die Austeritätspolitik.
> Der von ihm einberufene „Südgipfel“ hat aber nur symbolische Wirkung.
IMG Bild: Griechenlands Premier (l.) mit Italiens Staatschef Matteo Renzi (r.) am Freitag in Athen
Griechenlands Linkspremier Alexis Tsipras feiert sich gern als Vorreiter
einer Südländer-Allianz gegen die europäische Austeritätspolitik. Das hilft
ihm in der Sache nicht unbedingt, innenpolitisch dafür umso mehr.
Konziliante Worte in Athen: Die Allianz des Südens richte sich nicht gegen
irgendjemanden, versicherten alle Gipfelteilnehmer. Selbst das Wort
„Allianz“ wurde von allen Pressemitteilungen verbannt, stattdessen spricht
man von einem „Gipfel der Mittelmeerländer“. Ähnliches gab es schon mal,
als vier Ost-Mitgliedstaaten ihrer Interessenvertretung die geradezu
romantisch anmutende Bezeichnung „Visegrád-Gruppe“ gaben.
In einem Versuch, der zum Dogma erhobenen Sparpolitik Paroli zu bieten,
suchte Alexis Tsipras direkt nach Amtsantritt den Schulterschluss mit
sozialdemokratischen Schwergewichten. Frankreichs Regierungschef François
Hollande und Italiens Staatschef Matteo Renzi hatten ein offenes Ohr für
ihn, aber sie wollen nicht die guten Beziehungen zu Berlin und Brüssel aufs
Spiel setzen, um den Linkspremier aus der Bredouille zu helfen. Dass sie
nun trotzdem mit Tsipras an einem Strang ziehen, hat mit ihren eigenen
Nöten zu tun und vielleicht auch mit dem Gefühl, gelegentlich zum Zaungast
der Visegrád-Gruppe zu verkommen.
Das hindert Tsipras freilich nicht daran, den Südländer-Gipfel
innenpolitisch auszuschlachten. Sein Narrativ geht ungefähr so: Hier stehe
ich, dort sind die griechischen Konservativen, die mit dem deutschen
Finanzminister Wolfgang Schäuble paktieren. So viel zum nächsten Wahlkampf.
Ob die Allianz des Südens auch in der Sache etwas bringt, bleibt
abzuwarten. Immerhin bringt sie Hollande und Renzi etwas: Dem Vernehmen
nach hat sich Tsipras mit ihrer Grundthese abgefunden, den Stabilitätspakt
nicht abzuschaffen, sondern größtmögliche Flexibilität innerhalb
bestehender Regeln zu erzielen. Das hört man auch im Norden gerne.
12 Sep 2016
## AUTOREN
DIR Jannis Papadimitriou
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