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       # taz.de -- Kommentar Fusion von ARD und ZDF: Seehofers Scheindebatte
       
       > Bayerns Ministerpräsident fordert, ARD und ZDF zusammenzulegen. Der
       > Vorschlag geht am eigentlichen Problem vorbei.
       
   IMG Bild: Seehofer vergisst, dass seine Schwesterpartei das ZDF überhaupt erst möglich gemacht hat
       
       Nach den Attacken auf die Kanzlerin und seinem Getose um die
       Flüchtlingspolitik, versucht sich Horst Seehofer erneut populistisch: In
       der Bild am Sonntag fordert er, ARD und ZDF zusammenzulegen. Die
       Grundversorgung könne auch von einer Fernsehanstalt geleistet werden. Das
       klingt, mal wieder, wie AfD-Ideen, verpackt in Seehofer-Sprech.
       
       Neu ist der Vorschlag nicht, am eigentlichen Problem geht er aber vorbei.
       Es ist unstrittig, dass die Öffentlich-Rechtlichen aufgeblasene, teure
       Apparate sind. Nur würde eine Fusion weder Bürokratie abbauen, noch
       Effizienz steigern: Tausende Mitarbeiter müssten versetzt werden,
       Führungsetagen neu geordnet, Rundfunkräte neu aufgestellt. Ressourcen für
       die journalistische „Schlagkraft“ würden über Jahre in Umzügen und
       Strategierunden versanden.
       
       Viel wichtiger sind Diskussionen über die tatsächlichen Probleme der
       Öffentlich-Rechtlichen: Es mangelt an Transparenz – sowohl in der
       Berichterstattung, als auch in den Sendern.
       
       Seehofer vergisst, dass seine Schwesterpartei das ZDF überhaupt erst
       möglich gemacht hat. Es war der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer
       (CDU), der, weil ihm die ARD zu regierungskritisch berichtete, einen
       regierungsfreundlichen zweiten Sender wollte. Zwar kippte das
       Bundesverfassungsgericht 1961 das „Adenauer-Fernsehen“. Knapp drei Monate
       später unterzeichneten die Ministerpräsidenten allerdings den Staatsvertrag
       über die „Errichtung der Anstalt des öffentlichen Rechts Zweites Deutsches
       Fernsehen“.
       
       Seehofers Vorschlag ließe sich nun getrost ignorieren, hätte nicht der
       Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, vor einigen Wochen in
       der Zeit einen ähnlichen Gedanken geäußert. „Wenn man noch mal neu anfinge,
       würde man sicher nicht ARD und ZDF getrennt aufbauen, sondern eine Anstalt
       für ganz Deutschland […].“ Das klingt der Seehofer Position doch schon
       recht ähnlich.
       
       11 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anne Fromm
       
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