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       # taz.de -- Energiekonzerne in Deutschland: Eons Resterampe ist nun an der Börse
       
       > Die fossilen Kraftwerke des Konzerns laufen nun unter dem Titel Uniper.
       > Beiden Firmen stehen noch turbulente Zeiten ins Haus.
       
   IMG Bild: Für Eon-Kohlekraftwerke ist nun Uniper zuständig
       
       Freiburg taz | Seit Montag gibt es ein neues, großes Unternehmen der
       deutschen Energiewirtschaft: die Uniper SE mit Sitz in Düsseldorf. Die
       Abspaltung des Eon-Konzerns, mitunter als dessen Resterampe verspottet, ist
       jetzt ein eigenständiges Unternehmen und notierte am Montag erstmals an der
       Börse. Uniper beschäftigt 15.000 Mitarbeiter.
       
       Damit ist ein Schritt vollzogen, den Eon-Chef Johannes Teyssen im Dezember
       2014 erstmals ankündigt hatte: die Zerschlagung von Eon. Ursprünglich
       sollte die Stromerzeugung aus Kohle und Atom ausgegliedert werden, damit
       Eon sich fortan auf erneuerbare Energien, Energienetze und Vertrieb
       konzentrieren kann. Es sollten die Geschäftsmodelle mit Zukunft in einer
       Firma, jene der Vergangenheit in einer anderen zusammengefasst werden.
       Elegant hätte sich Eon damit seiner atomaren Altlasten entledigt.
       
       Das ganze Manöver war aber so durchschaubar, dass Bundeswirtschaftsminister
       Sigmar Gabriel alsbald ein Nachhaftungsgesetz präsentierte. Eon hätte damit
       trotz Abspaltung weiterhin für seinen Strahlenmüll haften müssen, weshalb
       Teyssen umgehend entschied, dass er die deutschen Atomkraftwerke dann
       genauso gut bei Eon belassen kann.
       
       An der Spaltung hielt der Konzernchef trotzdem fest, aber Uniper übernahm
       nur die Kohle- Gas- und Wasserkraftwerke, während Eon auch die deutschen
       Atommeiler behält. Das Risiko, dass die Bürger am Ende für die
       Atomkraftwerke und die Atommüllbeseitigung bezahlen müssen, steigt durch
       die Aufspaltung trotzdem, weil sich das Haftungsvermögen von Eon
       verringert: Am vergangenen Freitag war der Konzern an der Börse noch 16
       Milliarden Euro wert, am Montag nach Abspaltung von Uniper nur noch 14
       Milliarden. Zeitweise fiel die Aktie an diesem Tag unter die Marke von 7
       Euro, und damit auf den niedrigsten Stand seit 23 Jahren.
       
       ## Geschenkte Aktien
       
       Den Eon-Aktionären waren am Wochenende 53,35 Prozent der Uniper-Aktien
       kostenlos zugeteilt worden. Die Anleger fanden am Montag für jeweils zehn
       Eon-Aktien eine Uniper-Aktie in ihrem Depot. Der Rest der Uniper-Anteile
       verbleibt bei Eon.
       
       Die neue Aktie startete mit einem Kurs von 10,015 Euro und lag am
       Nachmittag knapp über 10,50 Euro. Es war ein nicht alltäglicher Börsengang,
       denn das Uniper-Papier war für einen Tag der 31. Wert im DAX. Ab Dienstag
       ist die Aktie in dem Börsenindex nicht mehr vertreten. Das heißt:
       Aktienfonds, die den DAX abbilden, mussten die geschenkten Uniper-Papiere
       gestern vor Handelsschluss noch verkaufen. Rund ein Drittel der Aktien war
       an indexorientierte Fonds ausgegeben worden, was also durchaus
       marktrelevant ist. Beobachter hielten daher große Kursausschläge im späten
       Handel am Montag für möglich.
       
       Auch die nächste Zeit dürfte für die beiden Unternehmen turbulent werden.
       Denn auf Eon kommt nach einem Fehlbetrag von fast 7 Milliarden Euro im Jahr
       2015 vermutlich abermals eine Milliardenabschreibung zu. Aktuell steht
       Uniper noch mit rund 12 Milliarden Euro in den Büchern des Mutterkonzerns.
       Gemessen am Börsenkurs vom Montag ist die Ausgründung aber nur rund 4
       Milliarden Euro wert. Zum Ende des dritten Quartals muss Eon das in seinen
       Büchern anpassen – mit entsprechenden Folgen für die Bilanz.
       
       13 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernward Janzing
       
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